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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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heiligen
Stadt nur mit Gottes Hilfe und unter großen Verlusten möglich gewesen.
    Umso erleichterter waren die meisten von uns über die
friedliche Einigung der Heerführer. Friedrich war es gelungen, nicht nur die
kampflose Übergabe Jerusalems, sondern auch einen zehnjährigen Frieden
auszuhandeln. Außerdem wurden Teile Galiläas sowie Jaffa mit dem wichtigen
Hafen, Bethlehem und Nazareth wieder dem Königreich Jerusalem angegliedert und
damit unter christliche Herrschaft gestellt.
    Im Gegenzug sicherte unser Kaiser den freien und
ungehinderten Zutritt der Gläubigen aller Religionen, ob Christen, Juden oder
Moslems zur Stadt und allen heiligen Stätten zu und bürgte für ihre Sicherheit.
    So kam es, dass sich uns die Tore Jerusalems ohne
Blutvergießen öffneten.
    Aber manch ein Haudegen war unzufrieden, weil Plünderungen
und Übergriffe gegenüber der Bevölkerung bei strengster Strafe verboten wurden.
Einige hatten mit reicher Beute gerechnet und fühlten sich betrogen.
    Die Mehrheit der Kreuzfahrer jedoch dankte Gott und allen
Heiligen für die friedliche Übergabe der Stadt. Wir hatten unseren Eid erfüllt
und konnten an Christus Grab beten, sowie alle christlichen Pilger nach uns.
Damit war uns die Vergebung aller Sünden sicher.
    Die Christen in Jerusalem empfingen uns Kreuzfahrer wie den
Erlöser persönlich. Ich war überwältigt von den überschwänglichen
Dankesbezeugungen. Bald zierte ein Blumenkranz meinen Helm und an meine Lanze
hatten junge Frauen wie bei allen anderen Rittern unzählige bunte Bänder
geknüpft. In den Straßen wurde getanzt und gesungen. Von allen Seiten wurden
uns Erfrischungen angeboten, die wir gern entgegennahmen.
    Von den Kriegern des Sultans sahen wir nichts, denn diese
waren diszipliniert und ohne Aufsehen zu erregen abmarschiert.
    Anders als die meisten Kreuzfahrer sahen die Templer und
Johanniter die friedliche Einigung und vor allem die daran geknüpften
Bedingungen schlichtweg als Verrat an. Wie konnte man Ungläubigen erlauben, Tür
an Tür mit Christen in der heiligen Stadt zu wohnen und ihnen freien Zutritt zu
den heiligen Stätten gewähren? Sie hätten es lieber gesehen, wenn man alle
Moslems und Juden erschlagen oder zum Teufel gejagt hätte.
    Auch der christliche Patriarch von Jerusalem war alles
andere als begeistert. Er war sogar der Meinung, der gebannte Kaiser hätte gar
nicht im Namen des christlichen Heeres verhandeln dürfen. Schließlich hat er
den Kreuzzug ohne den Segen des Papstes unternommen.
    Für mich war die Haltung des obersten Kirchenfürsten dieses
Landes völlig unverständlich. Gerade er hätte doch froh sein müssen über den
unblutigen Sieg des Christentums.
    Graf Rainulf von Aversa hatte dafür eine pragmatische
Erklärung: „Wenn der Patriarch von Jerusalem Friedrich unterstützt, zieht er
sich womöglich den Zorn des Papstes zu. Das will er nicht riskieren.“
    „Hätte er es etwa lieber gesehen, wir hätten so s-händlich
gehaust wie unsere Vorgänger vor über hundert Jahren, als sie Jerusalem
eroberten?“, ereiferte sich Sven.
    „Wie haben sie denn gehaust?“, wollte ich wissen.
    „Ein Vorfahre von mir war damals dabei gewesen und hat die
Erlebnisse s-päter von einem Mönch aufs-hreiben lassen. Es heißt, er hätte sich
zwei Mal einen neuen Mönch suchen müssen, weil die anderen sich geweigert
hätten, die Irrtümer und Lügen eines verwirrten Geistes niederzus-hreiben.“
    Sven lachte freudlos. „Nach diesem Bericht waren die
Unsrigen nach der Ers-türmung der S-tadt so im Blutraus-h, dass sie alle
Einwohner niedergemacht hätten, deren sie habhaft werden konnten, ohne einen
Unters-hied zu machen zwis-hen Moslems, Juden und Christen, Männern, Frauen und
Kindern. Er s-hwor, er wäre bis zu den Knöcheln im Blut gewatet, welches die
S-traßen herab floss wie Wasser nach einem s-tarken Regen. Er war als ein
junger, s-tarker Mann aufgebrochen. Als er heimkehrte, war er ein gebrochener
Mann mit s-hlohweißen Haaren.“
    Sven machte eine nachdenkliche Pause. Dann fuhr er fort:
„Ich weiß nicht, ob er übertrieben hat, aber gelogen hat er bes-timmt nicht,
denn die Einzelheiten, die er ges-hildert hat, kann sich nicht einmal ein
krankes Hirn ausdenken.“    
    Ich hatte erwartet zu hören, dass man damals alle Moslems
erschlagen oder mit Gewalt vertrieben hätte. Aber als ich das Ausmaß der
Gräueltaten erfuhr, die im Namen der Christenheit damals begangen worden sein
sollten, war ich erschüttert. Doch das war das lange her

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