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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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der Gruppe
entgegenzugehen“, erzählte Antonio weiter.
    Dann senkte er den Blick und blinzelte eine Träne weg. „In
einem Waldstück, nur eine Meile vom Dorf entfernt, fand ich sie.“
    Der Junge kämpfte sichtlich mit den Tränen. In diesem Moment
sah er mit seinen noch kindlichen, weichen Gesichtszügen und den schmalen
Schultern so zart und zerbrechlich wie ein kleines Mädchen aus.
    „Sie waren alle tot, erschlagen von Strauchdieben, die Wagen
waren geplündert. Aber ich konnte meinen Bruder Geronimo nicht finden. Ich rief
nach ihm und suchte nach Spuren. Aber ich fand nur die Spuren der Wegelagerer.
Sie trugen schwere Stiefel, wie sie Soldaten haben.“
    Antonio wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. „Aber
Geronimo war weg. Er war doch erst zehn Jahre alt. Auch Pippolino, der Zwerg,
war nirgendwo zu sehen.“
    Conrad machte sich seine Gedanken. Es war nicht
unwahrscheinlich, dass die Räuber den Jungen und den Zwerg mitgenommen hatten.
Zwerge waren sehr beliebt und konnten leicht weiterverkauft werden; an Herrenhöfe
oder an eine andere Gauklertruppe. Auch Kinder wurden nicht selten verkauft. In
den Städten gab es organisierte Kinderbanden, die für einen Schirmherrn betteln
oder stehlen mussten, der ihnen im Gegenzug Unterkunft und Nahrung gab. Für
viele Waisenkinder war das der einzige Weg zu überleben.
    „Sie haben sich gewehrt“, setzte Antonio seinen Bericht
fort, „vier der Wegelagerer waren ebenfalls tot. Ihre Kumpane hatten sie
einfach liegen gelassen. Ich habe meine Gefährten begraben, Männer, Frauen und
Kinder. Auch ein Baby war dabei. Die toten Räuber habe ich den wilden Tieren
überlassen.“
    Eine Weile sagte keiner ein Wort.
    „Seitdem bin ich allein unterwegs“, sagte Antonio in die
Stille hinein. „Ich muss meinen Bruder finden. Ich weiß, dass er noch lebt. Er
wartet auf mich.“
    Unsicher sah er die drei Freunde an, als wolle er eine
Bestätigung hören.
    „Du wirst ihn finden, da bin ich sicher“, tröstete Line ihn.
„Aber zunächst einmal musst du was essen, du hast bestimmt Hunger, lang ruhig
zu.“
    Sie hatte beobachtet, wie der Junge immer wieder die noch
gut gefüllte Platte auf dem Tisch beäugte.
    Scheu schaute Antonio zu Sven, dann zu Conrad, als wolle er
sich vergewissern, dass er wirklich eingeladen war.
    Als die beiden nickten, nahm er sich zögernd Brot und Käse
und aß zunächst beinahe andächtig. Dann schlang er immer schneller, um
schließlich alles, was in seiner Reichweite war, in atemberaubender
Geschwindigkeit in sich hineinzustopfen. Dazu trank er gierig den angebotenen
Wein.
    Nachdenklich betrachtete Conrad den Jungen von der Seite.
    „Wie alt bist du?“, fragte er.
    „Fast siebzehn.“
    Sven zog erstaunt die Brauen hoch. „Ich hätte dich viel
jünger ges-hätzt.“
    Conrad gab seinem Freund im Stillen Recht und betrachtete
den Jungen skeptisch. Sein Gesicht zeigte noch keinerlei Bartwuchs und seine
Schultern waren so schmal wie die eines Zwölfjährigen. Er wusste noch nicht so
recht, was er von dem Burschen halten sollte. Er war ein Gaukler. Diese Leute
genossen keinen guten Ruf, wenn sie auch überall gern gesehen waren. Er wusste
auch, dass die fahrenden Leute sich gern mit italienischen Namen schmückten.
    Aber das spielte keine Rolle, solange der Bengel zuverlässig
war. Das bezweifelte Conrad allerdings.
    Man sah dem schmächtigen Körper an, dass er, anders als
Conrad in seinem Alter, noch nie in seinem Leben Waffenübungen gemacht hatte.
Das brachte Conrad auf eine Frage.
    „Sag mal, was waren das für Messer, die du dem Müller unter
die Nase gehalten hast?“ Für Conrad sahen sie eher wie Spielzeuge aus, mit
denen Kinder übten, bevor sie das Waffenhandwerk erlernten.
    „Davon habe ich sechs“, sagte Antonio stolz und legte eines
auf den Tisch. Noch nie hatte Conrad solch ein Messer gesehen. Es ähnelte weder
den Brotmessern, die jeder Bauer trug noch den Stichwaffen von Kriegsknechten.
Conrad nahm das Messer in die Hand, um es genauer zu betrachten. Der Griff war
konisch und ging nahtlos in die  recht kurze, sich in der Mitte verdickende
Klinge in Form eines Lindenblatts über. Das Messer war aus einem Stück
gefertigt und hatte keine Parierstange zwischen Griff und Klinge, so dass es
für den Nahkampf nicht gut geeignet war. 
    „Ein Wurfmesser“, stellte Sven fest. „Kannst du damit
umgehen?“
    Der Junge wuchs förmlich, als er sich gerade machte und
stolz erwiderte: „Natürlich, davon lebe ich. Ich treffe eine

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