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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Türklopfer in
Form eines Löwenkopfes an die mit Schnitzereien verzierte Eichentür.
    Kurz darauf wurde die Tür von einem unglaublich dürren
Diener geöffnet. Sein hochnäsiger Gesichtsausdruck verschwand sofort, als er
den jungen Herrn erkannte. „Ihr seid zurück“, stellte er erleichtert fest. „Wir
hatten schon Schlimmes befürchtet.“
    „Die Befürchtung war nicht ganz unbegründet“, erwiderte der
junge Mann, „Öffne das Tor.“
    Der Diener wieselte davon, um kurz darauf von innen das
große Hoftor zu öffnen und den kleinen Zug einzulassen.
    Der Kaufmann zahlte den Hauptmann der Waffenknechte aus, der
sich mit seinen Leuten in dem nahen Wirtshaus einquartieren wollte, wo sich
seine beiden verletzten Kameraden auskurieren konnten.
    Ein Knecht wurde nach dem Pfarrer geschickt, der den Toten
die letzte Salbung geben sollte, bevor man sie auf dem Kirchfriedhof in
heiliger Erde bestattete.  
    Die beiden Ritter und die Mädchen wurden vom Kaufmann ins
Haus gebeten, wo ihnen zunächst ein erholsames Bad in einem Holzzuber gerichtet
wurde. Danach fanden sie sich frisch rasiert und in sauberes Leinen gekleidet
im Speisezimmer ein. Kurz darauf erschienen auch Line und Antonia, ebenfalls in
einfachen Leinenkleidern.
    Wie sich herausstellte, lebte Hilbrecht Lauckner mit seinem
Sohn allein im Haus. Seine Frau war vor Jahren im Kindbett bei der Geburt des
zweiten Kindes gestorben, welches noch vor seinem dritten Lebensjahr einem
Fieber erlag. Der Kaufmann hatte nie wieder geheiratet.
    In aufgeräumter Stimmung empfingen der Hausherr und sein
Sohn ihre Gäste an der reich gedeckten Tafel. Neben Dörrfisch gab es Huhn,
Bratenstücke und frisches, duftendes Brot. Dazu wurde ein vorzüglicher Wein
gereicht.
    Antonia, die neben Line saß, erntete einige missbilligende
Blicke und unauffällige Rippenstöße, bevor sie sich bemühte, nicht alles in
sich hinein zu schlingen wie eine Verhungernde.
    Auf die Frage des Kaufmanns erzählte Conrad ihm, dass er
seine Kleidung und Waffen bei einem Überfall verloren hätte.
    „Aber Euer Schwert habt Ihr doch noch“, stellte Constantin
fest.
    „Ja, ich habe die Kerle noch einmal getroffen“, entgegnete
Conrad dem Kaufmannssohn. „Der Lump, dem ich es wieder  abgenommen habe, ist
mir leider entwischt, aber seine Kumpane leben nicht mehr. Meine Kleidung und
sonstige Ausrüstung hatten die Kerle allerdings nicht mehr, wahrscheinlich
haben sie alles verkauft. Deshalb bin ich wie ein Bauer gekleidet und riskiere,
verhaftet zu werden, weil es Bauern nicht erlaubt ist, Waffen zu tragen.“
    „Aber Ihr könnt doch Kleidung von mir bekommen, ich habe
nicht nur eine Hose und ein Hemd“, schlug Constantin eifrig vor, ohne zu
bedenken, dass sein Gast fast einen Kopf größer war als er und die Schultern
des jungen Ritters fast doppelt so breit waren wie seine eigenen.  
    „Mein Sohn hat recht“, warf der Kaufmann ein, „allerdings
werden Euch seine Kleider kaum passen. Erlaubt mir bitte, Euren
Schicksalsschlag ein wenig abzumildern, indem ich Euch angemessene Kleider
beschaffe, die eines Ritters würdig sind. So kann ich mich ein wenig
erkenntlich zeigen.“
    Es war Conrad peinlich, die Hilfe eines Kaufmanns in
Anspruch zu nehmen, aber er konnte es ihm nicht abschlagen, ohne unhöflich zu
sein.
    Der Kaufmann aber schien ehrlich erfreut, sich revanchieren
zu können und ließ sofort nach dem Gewandschneider schicken, der auch seine
eigene Familie belieferte.
    Sie saßen noch immer gemütlich zusammen, als Meister
Eberlein, ein langer, dürrer Kerl mit einem schütteren Haarkranz eintraf.
Stoisch ließ Conrad über sich ergehen, wie der Meister mit einer Elle um ihn
herumwieselte und ihn bat, die Arme auszubreiten, um Maß zu nehmen.
    Jetzt blieb ihnen nichts anderes übrig, als zumindest ein
paar Tage die Gastfreundschaft des Kaufmannes in Anspruch zu nehmen, bis
Conrads Kleider fertig waren.
    Noch mehr als Hilbrecht Lauckner freute sich sein Sohn
Constantin, dessen Augen leuchteten. Er hoffte darauf, dass die Ritter von
ihren Abenteuern im Heiligen Land erzählen würden. Svens aufgenähtes rotes
Kreuz verriet ihm, dass der Ritter vom Kreuzzug zurückgekehrt war.
    Er hatte von der erfolgreichen Mission des Kaisers gehört,
dessen Heldentaten von Sängern verbreitet wurden. Wollte man den Gerüchten
glauben, waren die Sarazenen allein durch den imposanten Aufmarsch  des
Christenheeres derart verschreckt, dass sie ihr Heil in der Flucht suchten und
Jerusalem den Kreuzfahrern

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