Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
Hanwerk zu verstehen.
Geschickt versuchten sie, die Verteidiger auseinander zu treiben, um sie von
mehreren Seiten gleichzeitig angreifen zu können.
Niemand achtete auf die beiden Reiter, die plötzlich
auftauchten und sich auf die Angreifer stürzten. Im Galopp riss Conrad sein
Schwert aus der Scheide und lenkte sein Schlachtross so dicht an den Gegnern
vorbei, dass sie in die Reichweite des Schwertarms kamen.
Er holte weit aus und fällte den ersten Ganoven im schnellen
Ritt wie einen dürren Baum, bevor dieser begriff, was ihm geschah. Ein anderer
sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite und wollte seinen Knüppel gegen die
Beine des Pferdes schlagen, um es zu Fall zu bringen. Aber das erfahrene
Schlachross sprang einfach über das Hindernis hinweg.
Sofort wendete Conrad das Tier und ritt erneut zwischen die
Kämpfenden. Beim nächsten Anritt ahnte er die Bewegung des Kerls mit dem
Knüppel voraus, schlug einen kleinen Haken und und traf ihn mit der
Schwertspitze am Hals.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Sven auf der anderen Seite
des Wagens seine riesige Axt schwang. Aber er hatte Mühe, nahe genug an die
Wegelagerer heran zu kommen, denn sein Pferd war kein ausgebildetes
Schlachtross und scheute vor dem Gebrüll und den Knüppeln der Gegner zurück.
Conrad blieb keine Zeit, die Szene länger zu beobachten.
Drei Gegner auf einmal attakierten ihn mit angespitzten Stäben, die sie wie
Lanzen einsetzten. Er ließ Hektor aus dem Stand lospreschen, um sich nicht
einkeilen zu lassen. Dann wendete er wieder und griff erneut an.
Es dauerte nicht lange, bis die noch lebenden Wegelagerer
die Flucht ergriffen. Conrad winkte Sven zu, der zuletzt zu Fuß gekämpft hatte
und jetzt seine blutige Axt schwenkte. Um ihn herum lagen mehrere reglose Gestalten.
Von den Überfallenen waren nur noch drei Männer kampffähig,
unter ihnen die beiden gut gekleideten Kaufleute. Von den geflohenen
Wegelagerern war nichts mehr zu sehen.
Gerade wollte Conrad aufatmen, als er einen spitzen Schrei
aus der Richtung hörte, aus der sie gekommen waren. ‚ Line!’ , schoss es
ihm durch den Kopf. Er wirbelte herum und schaute zurück. Was er sah, ließ ihn
das Blut in den Adern gefrieren. Line war ihnen gefolgt, anstatt sich zu
verstecken. Halb hinter ihr stand ein großer, magerer Kerl und hielt ihr einen
Dolch an die Kehle.
Ein weiterer, mit einem Knüppel bewaffneter Kumpan stand
grinsend daneben. Von Antonia war nichts zu sehen. Conrad war viel zu weit
entfernt, als dass er hätte eingreifen können. Er schalt sich einen Narren, die
Mädchen allein gelassen zu haben.
Line versuchte, sich zu wehren, aber ein starker Arm hielt
sie umklammert und die scharfe Waffe ritzte ihren Hals. Überdeutlich sah Conrad
das kleine Rinnsal, das an ihrem Hals hinunterlief und den Ausschnitt ihres Kleides
rot färbte.
„Die Waffen weg, edle Ritter!“, krähte der dürre Kerl
grienend, „sonst werdet ihr das Weibsbild nicht in einem Stück zurückbekommen!
Das wäre doch sehr schade, nicht wahr?“.
Conrad wusste nicht, was er tun sollte. Sven sah unschlüssig
zu ihm herüber und senkte langsam seine Streitaxt.
Fieberhaft überlegte der junge Ritter. Wenn sie die Waffen
streckten, tauchten die geflohenen Kerle sicher wieder auf. Seine Vernunft
sagte ihm, dass es völlig sinnlos war, sich zu ergeben, denn in dem Fall würden
sie alle sterben. Was sollten die Wegelagerer für einen Grund haben, sie am
Leben zu lassen? Vorher würden sie Line Gewalt antun. Es war besser, sich auf
die beiden Kerle zu stürzen und zu hoffen, Line würde überleben. Aber er war
nicht fähig, sich zu rühren. Langsam senkte er seinen Schwertarm.
Der dürre Anführer der Bande lachte hämisch, als er die
ratlosen Gesichter der Ritter sah, die tatsächlich Anstalten machten, ihre
Waffen zu strecken. Umso besser. Jeden Moment würden seine feigen Kumpane wieder
auftauchen, die sich in die Büsche geschlagen hatten.
Für die Ritter konnte man vielleicht ein gutes Lösegeld
aushandeln. Aber mit der kleinen Schönheit hatte er andere Pläne. Genüsslich
leckte er sich über die Lippen und packte das Mädchen noch fester, so dass sie
sich nicht mehr rühren konnte.
In diesem Moment geschah etwas völlig Unerwartetes. Antonia
kam leise vor sich hin summend um die Biegung des Weges und ging ganz langsam
auf Line und ihren Angreifer zu. Dabei jonglierte sie scheinbar völlig
selbstvergessen mit vier Messern und schien keine Notiz von der Szene zu
nehmen, die sich vor ihr
Weitere Kostenlose Bücher