Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)
seine Leute sich zuerst auf die beiden Wachen an den Lagerfeuern stürzten,
die keine Gegenwehr leisteten. Doch als diese getroffen zur Seite kippten, sah
er, dass es sich nur um mit Stroh ausgestopfte Rüstungen handelte.
Sie waren erwartet worden. Hartmut wollte zum Rückzug
pfeifen, aber es war zu spät. Einige seiner Männer wurden von den Speeren
getroffen, die anderen rannten auf die Verteidiger zu und prallten auf die
dicht an dicht gehaltenen Schilde wie auf eine Mauer.
Die Mauer brach plötzlich auf, indem die Schilde gedreht
wurden und eine Reihe Schwerter stachen gleichzeitig hervor, viele trafen ihr
Ziel. Im nächsten Moment schloss sich die Mauer aus Schilden wieder, um dann
wieder kurzzeitig aufzubrechen und wiederum die Schwerter aufblitzen zu lassen.
Das wiederholte sich einige Male, Hartmuts Männer konnten nur zurückweichen und
kamen trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nicht zum Zug.
Auf der anderen Seite der Wagen schien es nicht anders
auszusehen. Es gab nur eine Möglichkeit, die starre Verteidigung der
Verteidiger zu durchbrechen. Mit lautem Gebrüll stürzte sich Hartmut in das
Getümmel, winkte ein paar Männern, ihm zu folgen, umging die Mauer der
Verteidiger und griff von der Flanke aus an. Seine Rechnung schien aufzugehen,
die Mauer geriet ins Wanken und brach in der Mitte auseinander.
Hartmut gelang es, zwei Verteidiger niederzustrecken und er
drang zusammen mit zweien seiner Männer zu den Wagen vor. Während die anderen beiden
ihn deckten, sprang er auf den mittleren Wagen. Sein Plan war, die Frauen in
seine Gewalt zu bringen und damit den Widerstand der Verteidiger zu brechen. Er
riss die Plane hoch und starrte in das Innere des Wagens. Im ersten Moment
konnte er kaum etwas erkennen, da es hier merklich dunkler war als draußen.
Ein heftiger Schmerz in der linken Wade ließ ihn
herumfahren. Ein Junge hatte hinter der Ladeklappe gesessen und ihm ein Messer
in das Bein gerammt. Nur ein Kratzer, dachte er, packte den Jungen am
Genick und warf ihn wie eine lästige Katze einfach aus dem Wagen. Im
Hintergrund stieß eines der Weiber einen Schrei aus.
Seine Augen hatten sich inzwischen an das Halbdunkel im
Wagen gewöhnt und er erfasste die Situation mit einem Blick. In der hinteren
Ecke saßen zwei junge Frauen, die wie Edelfrauen gekleidet waren, links von
ihnen ihre beiden Zofen. Rechts sah er ein kämpferisch blickendes Mädchen mit
struppigen Haaren und zwei Messern, die allerdings nicht wie ernst zu nehmende
Waffen aussahen. Kein Mann war auf dem Wagen. Welch ein Leichtsinn, dachte
Hartmut. Aber das konnte ihm nur recht sein.
Er konnte nicht alle Weiber gleichzeitig in Schach halten,
also musste er vier von ihnen außer Gefecht setzen, um der Fünften das Messer
an die Kehle zu halten. Dann würden ihre Bewacher sicher ihre Waffen
niederlegen und seine Männer mitsamt der Beute ziehen lassen.
Hartmut entschied sich für das dunkelhaarige Mädchen, ein
junges Ding, das ihn hasserfüllt anstarrte und deren Augen wie zwei glühende
Kohlen funkelten. Ihrer Kleidung nach musste sie eine edle Dame sein. Dieses
Weibsbild war nach seinem Geschmack, wenn auch etwas mager. Die anderen würde
er einfach niederschlagen.
Hartmut wusste, welch Furcht erregende Wirkung er mit seinen
strähnigen schwarzen Haaren und dem üppigen, verfilzten Bart auf Frauen hatte
und weidete sich an ihrer Angst. Mit einem fiesen Grinsen hob er sein Schwert
und ging einen Schritt in den Wagen hinein. Auch die Schwarzhaarige hielt jetzt
ein kleines Messer in der Hand und sah ihn herausfordernd an. Es war beinahe
rührend, wie sie sich an das Messer klammerte, als könne sie damit irgendetwas gegen
ihn ausrichten.
Gerade wollte Hartmut eine der Frauen mit der stumpfen Seite
des Schwertes niederschlagen, als das Mädchen mit den struppigen Haaren
plötzlich einen kurzen Schrei ausstieß. Im nächsten Moment flog eines der
Messer auf ihn zu und prallte an seinem Kettenpanzer ab, den er unter der Weste
trug. Zu seiner Verblüffung flog kurz darauf ein zweites Messer auf ihn zu und
bohrte sich in seinen ungeschützten rechten Oberarm.
Wütend brüllte er auf und hätte vor Schmerz beinahe sein
Schwert fallen lassen. Jetzt waren die Weiber fällig. Hartmuts Zorn verdrängte
den Schmerz und er wollte sich auf die Frauen stürzen, um sie alle in Stücke zu
hacken. Doch er kam nicht zum Schlag. Das schwarzhaarige Mädchen war
aufgesprungen und rammte ihm ein kleines, aber scharfes Messer
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