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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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ziemlich durcheinander und bat mich, ihr eine Arbeit zu vermitteln“,
platzte er endlich heraus. „Sie hat mich angefleht, Niemandem zu sagen, wo sie
ist. Ich musste es ihr versprechen. Warum versteckt sie sich vor Euch? Was ist
geschehen?“
    Conrad wollte aufbrausen, aber Sven legte ihm seine Hand auf
den Arm.
    „Wie ich bereits sagte, es war ein Missverständnis“, sagte
Conrad, um Beherrschung bemüht.
    Antonia erzählte dem Kaufmannssohn von Lines unglücklicher
Liebe und dass sie Hals über Kopf geflohen war, weil sie glaubte, Ritter Conrad
wäre verheiratet. 
    Schließlich konnte Conrad seine Ungeduld nicht mehr zügeln.
„Ich muss sie finden, um den Irrtum aufzuklären und ihr zu sagen…“, er stockte,
dann packte er Constantin am Kragen. „Wirst du uns helfen oder muss ich es aus
dir herausprügeln?“
    „Ja, wenn das so ist“, lenkte dieser ein. „Ich könnte sie
aufsuchen, um mit ihr zu reden und sie bitten, sich mit Euch zu treffen.“ Wenn
sie auf seinen Vorschlag eingingen, brauchte er nicht wortbrüchig zu werden.
    „Es ehrt dich, dass du dein Vers-prechen nicht brechen
willst, aber wir verlieren nur unnötig Zeit. Da wir dir ohnehin folgen, können
wir auch gleich zusammen reiten.“ Sven verschränkte die Arme vor seiner breiten
Brust und sah Constantin abwartend an.
    Constantin holte tief Luft. „Also gut. Sie ist in Haibach,
auf einem Bauernhof meines Vaters. Ich habe sie mit einem Knecht hingeschickt
und den Verwalter angewiesen, sie als Magd einzustellen.“
    „Wo genau liegt dieses Haibach?“, wollte Conrad wissen.
    „Die Stadttore sind bereits geschlossen. Aber wenn wir die
Wächter bestechen, könnten wir das Gut noch heute erreichen. Ich finde den Weg
auch in der Dunkelheit.“
    „Worauf warten wir dann noch?“, Conrad war schon auf den
Beinen und winkte den Wirt heran.
    Das fahle Mondlicht wurde vom Schnee reflektiert, so dass
die Reiter trotz der hereinbrechenden Nacht den Weg gut erkennen konnten.
    Erstaunt sah der Stadtwächter ihnen nach. Dann öffnete er
seine Hand und lächelte zufrieden die Münzen an, die er umklammert hielt. In
diesem Jahr konnte er seinen fünf Kindern zum Weihnachtsfest einen richtigen
Festbraten gönnen. Schon jetzt freute er sich auf die strahlenden Kinderaugen
und das glückliche Lächeln seiner Frau.
        
    *
        
    Haibach war ein kleiner, verschlafener Ort mit ein paar
Höfen, mehreren Bauernkaten und einer winzigen Holzkirche. Der Bauernhof, zu
dem der Knecht des Kaufmanns Line am Vortag gebracht hatte, machte einen
gepflegten Eindruck. Er bestand aus einem Fachwerkhaus, einem großen Stall und
mehreren kleineren Gebäuden.
    Der Verwalter hatte das Mädchen in einer kleinen, muffigen
Stube empfangen, wo er umständlich etwas in ein großes Buch kritzelte. Er hatte
kaum aufgeschaut, als er Constantins Brief wortlos entgegen nahm, das Siegel
erbrach und vor sich hinmurmelnd las.
    „Du suchst also eine Stelle als Magd“, hatte er dann
festgestellt und sie so durchdringend gemustert, dass es Line unbehaglich
geworden war. Mit seinem lang gezogenen Gesicht, den eng zusammenstehenden
Augen, den schmalen Lippen und der spitzen Nase erinnerte er sie frappierend an
einen Raubvogel.
    „Arbeit haben wir genug. Was kannst du denn?“, hatte er
gefragt und sie dabei angesehen, als traute er ihr nicht einmal zu, einen
Wassereimer zu heben.
    Ich kann lesen und schreiben, fließend Latein, ein bisschen
griechisch, verstehe mich auf Heilkunde und Entbindungen, hätte sie erwidern
können, aber sie sagte nur: „Ich kann alles, was Ihr von einer Magd verlangen
könnt.“
    Mit Schaudern erinnerte sich Line an das fiese Grinsen des
Verwalters, als er doppeldeutig nachfragte: „Soso, alles was ich verlange?“
    Sie war ihm keine Antwort schuldig geblieben. „Alles, was
Ihr auch von einer alten, hässlichen Magd erwarten würdet, nicht mehr und nicht
weniger.“
    Das Raubvogelgesicht hatte sich daraufhin zu einem breiten
Grienen verzogen. Er war aufgestanden und nah an sie heran getreten. So dicht,
dass es ihr unangenehm war.
    „Falls Ihr ein Mittel gegen Eure Magenschmerzen braucht,
könnte ich Euch einen Heiltrank machen“, hatte sie gesagt, denn der gekrümmte
Gang, die verbissene Mine und der säuerliche Atem - untrügliche Anzeichen für
eine Magenerkrankung – waren ihr nicht entgangen.
    Daraufhin sah der Verwalter sie erstaunt an. „Das könntest
du?“
    Er kam noch dichter und Line hatte sich zusammenreißen müssen,
um nicht

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