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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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machte sie sich daran, der Köchin zur Hand zu gehen,
die sie sofort einteilte.
    Gegen Abend traf noch eine weitere Köchin ein und nun wurde
es richtig hektisch in der großen Küche. Ununterbrochen kamen auffällig dünn
bekleidete Bademädchen herein und verlangten nach Speisen und Getränken, die
sie auf großen Tabletts hinausschleppten und in die Badestube brachten.
    Line war froh, von ihren trüben Gedanken abgelenkt zu werden
und stürzte sich eifrig in die ungewohnte Arbeit. 

VIII
Die Dirne Bella
    Julmond Anno 1229
                                                                                                                  
    Line erwachte in einem großen Bett und wusste im ersten
Moment nicht, wo sie war. Aber dann fielen ihr die Ereignisse des Vortages
wieder ein.
    Neben ihr lag tief schlafend eine junge Frau. Das musste
Anni sein, von der Martha gesprochen hatte.
    Line war so müde gewesen, dass sie am Abend zuvor sofort
eingeschlafen war und gar nicht bemerkt hatte, wie Anni zu ihr ins Bett
gestiegen war. 
    Die Kammer war nicht sehr groß, aber praktisch eingerichtet.
Neben dem Bett stand eine Holztruhe, es gab einen kleinen Tisch und zwei
Stühle.
    Vorsichtig, um ihre Bettnachbarin nicht zu wecken, kroch
Line unter der Decke hervor, zog im Halbdunkel ihr Hemd an, darüber das neue
Kleid und schlich aus dem Zimmer.
    Auf dem Flur war alles ruhig. Line ging die Treppe hinunter
und gelangte in die Küche. Auch hier war niemand zu sehen. Das fand sie
merkwürdig. Es war üblich, dass das Gesinde früh aufstand, um die Küche
anzuheizen und rechtzeitig das Frühstück für den Herrn vorzubereiten. Ihr fiel
ein, dass heute Sonntag war. Vielleicht schlief man deshalb etwas länger.
    Line ging weiter und kam wieder in die große Diele, in der
sie am Vortag mit dem Hausherrn gesprochen hatte. Auch hier war kein Mensch zu
sehen. Zurück im Flur ging sie durch eine Flügeltür und gelangte in die
Badestube, einen großen Raum, in dem mehrere Badezuber standen. Jetzt, wo keine
Gäste anwesend waren, durfte sie den Raum betreten.
    Neugierig schaute sie sich um. Die Zuber waren so groß, dass
in jedem mehrere Badegäste bequem Platz fanden und über jedem lag ein stabiles
Brett, auf dem wie auf einem Tisch Speisen und Getränke gereicht werden
konnten.
    Am gegenüber liegenden Ende des Raumes befanden sich bequeme
Sitzbänke, die treppenartig übereinander angeordnet waren. Der Zweck dieser
Einrichtung leuchtete Line nicht ein. Noch nie zuvor war Line in einem Badehaus
gewesen. Deshalb betrachtete sie alles neugierig.
    Plötzlich erklang eine Stimme hinter ihr. „Bist du die
Neue?“
    Erschrocken fuhr Line herum. Vor ihr stand ein Mädchen, dass
nicht viel älter sein konnte als sie selbst.
    „Ja. Hallo, ich bin Caroline. Und wer bist du?“
    „Du kannst mich Bella nennen, wie alle hier. Entschuldige,
wenn ich dich erschreckt habe. Das sind Schwitzbänke“, erklärte sie, denn sie hatte
wohl Lines erstaunten Blick gesehen. „Man setzt sich darauf und in einem
Kohlebecken wird ein Feuer gemacht, das regelmäßig mit Wasser übergossen wird.
Dadurch steigen heiße Dämpfe auf, die den Körper reinigen und entspannend
wirken. Der Trick stammt angeblich von den Römern.“
    Das Mädchen hatte schöne blaue Augen und rötlichblonde,
wellige Haare, die ihr lose über die Schultern fielen.
    „Du hättest noch nicht aufstehen müssen, die anderen
schlafen alle noch.“
    „Der Herr schläft auch noch?“, fragte Line.
    „Der Cavaliere steht selten vor Mittag auf“, antwortete das
Mädchen. „Genauso wie die meisten der Damen .“
    Die besondere Betonung der Bezeichnung Damen war Line nicht
entgangen.
    „Meinst du die Gemahlin des Herrn de Colleoni und seine
Töchter?“
    Das Mädchen lachte. Es war ein glockenhelles, angenehmes
Lachen. „Nein, Caroline. Godefroy ist nicht verheiratet. Töchter trifft es
schon eher, ist aber auch nicht ganz richtig. Er pflegt uns seine Damen zu nennen, seine Bademädchen.“
    Verwundert runzelte Line die Stirn. Dame war eine für
Bedienstete nicht angemessene Anrede. Aber das ging sie nichts an. Vielleicht
lag es daran, dass der Cavaliere Colleoni aus dem Ausland kam.
    „Hilfst du mir beim Wischen?“, fragte Bella freundlich.
    „Wischen?“ Line war noch ganz in Gedanken. „Natürlich“,
beeilte sie sich dann zu sagen.
    Bella hatte einen Holzeimer und ein paar Lappen

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