Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
Vom Netzwerk:
geben.
Martha, dies ist Caroline, unsere neue Küchenhilfe. Zeig ihr ihre Kammer und
gib ihr ein angemessenes Kleid.“
    „Das mache ich gern, Herr“, sagte die Frau und knickste
vollendet. Sie lächelte Line so offen an, dass diese sofort Vertrauen fasste.
    Martha war mindestens doppelt so alt wie Line, sah aber mit
ihren ausgeprägten weiblichen Formen sehr attraktiv aus. Man sah, dass sie sehr
viel Wert auf ihr Äußeres legte. Ihr Kleid war sicher teuer gewesen und stand
eher einer Herrin als einer Haushälterin an. Allerdings hatte es einen beinahe
unanständig tiefen Ausschnitt und war sehr eng anliegend, so dass es die Figur
betonte.
    Martha fing Lines neugierigen Blick auf und erklärte, das
Kleid wäre der neueste Schrei aus Italien.
    „Sehr hübsch“, sagte Line höflich.
    Der Hausherr nickte Line noch einmal zu, als sie Martha
folgte und durch eine der Türen verschwand.
    Godefroy sah den beiden hinterher. Diese schwarzhaarige
Schönheit konnte ihm viel Geld einbringen, das hatte er im Gespür. Vielleicht
war sie sogar noch Jungfrau. Martha war genau die Richtige, sie behutsam darauf
vorzubereiten, den hochgestellten Gästen gefällig zu sein. Bis es soweit war,
konnte sie in der Küche helfen und die Böden wischen.
    Er konnte warten.
    Aber jetzt musste er sich erst einmal ausschlafen. Seine
Beine waren schwer wie Blei und er war hundemüde.
    Martha führte Line indessen in den hinteren Teil des großen
Hauses, wo sich die Küche und einige Wirtschaftsräume befanden.
    Hier gab es warmes Wasser, so dass Line sich in einer
angrenzenden Kammer waschen konnte, während Martha verschwand, um ihr ein Kleid
zu holen.
    Line sah beim Waschen durch die offene Tür in die geräumige
Küche. Eine Köchin wuselte herum und trieb zwei junge Küchenhilfen an. Obwohl
es früh am Morgen war, roch es bereits verführerisch nach allerlei Gesottenem
und Gebratenem. Unwillkürlich bekam das Mädchen Hunger.
    Mit einem schlichten Wollkleid kam Martha zurück und half
ihr beim Anziehen.
    „Du hast bestimmt Hunger“, sagte sie und führte Line zu
einem großen Tisch, an dem das Gesinde seine Mahlzeiten einnahm. Zunächst
glaubte Line, keinen Bissen herunter zu bekommen. Aber als sie Brot, Käse,
Schinken und kalten Braten serviert bekam, konnte sie nicht widerstehen.
    „Iss ruhig, Mädchen“, lächelte Martha. „Du bist viel zu dünn
und musst etwas auf die Rippen bekommen. Danach werde ich dir deine Kammer
zeigen. Du schläfst zusammen mit Anni. Ihr werdet euch bestimmt gut vertragen.
Heute kannst du ein wenig in der Küche helfen. Es ist Samstag und heute Abend
werden viele Gäste erwartet. Deshalb brutzeln wir heute schon am frühen Morgen.
Du glaubst gar nicht, wie hungrig die Gäste beim – äh - beim Baden werden.“
    Martha lächelte. Dann machte sie ein ernstes Gesicht. „Hör
zu, Caroline, was ich dir jetzt sage, ist sehr wichtig.“
    Line horchte auf und sah Martha erwartungsvoll an.
    „Wir haben hier drei Regeln, die jeder einhalten muss.
    Erstens: Sprich mit Niemandem über das, was du hier siehst
oder hörst.
    Zweitens: Betritt niemals unaufgefordert die Badestube, wenn
Gäste anwesend sind.
    Drittens: Wenn du zufällig einem Gast begegnen solltest,
senke den Blick und sprich ihn nicht an.“
    „Was ist, wenn ich von einem Gast angesprochen werde?“,
fragte sie zögernd.
    „Das wird kaum passieren, da die Kunden sich in der
Badestube aufhalten. Aber falls doch, sage nur das Notwendigste, am besten nur
ja oder nein.“
    „Gut.“ Line fand die Regeln zwar etwas merkwürdig, aber es würde
ihr nicht schwer fallen, sie zu befolgen.
    „Du wirst ab heute in der Küche arbeiten. Hast du noch
Fragen?“
    „Nein, eigentlich nicht.“
    „Eigentlich?“
    „Naja, eines würde ich gern wissen…“, setzte Line an.
    Als Martha sie fragend ansah, sprach sie zögernd weiter.
„Dieser schwarze Mann…“
    „Hassan? Er kommt aus dem Maurenland, dort haben alle
Menschen eine dunkle Hautfarbe. Er ist ein netter Kerl, wenn er auch zum
Fürchten aussieht.“
    Line musste unwillkürlich an Sven denken. Auch der
normannische Ritter sah zum Fürchten aus, war aber eine Seele von Mensch.
Sofort schweiften ihre Gedanken zu Conrad, aber sie rief sich innerlich zur
Ordnung. Jetzt nur nicht sentimental werden, dachte sie. Sie musste jetzt nach
vorn blicken und erst einmal die nächste Zeit überstehen, bis vielleicht Gras
über die Sache mit dem Tuchhändler gewachsen war und man es aufgab, sie zu
suchen. 
    Sofort

Weitere Kostenlose Bücher