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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Gaststube gehen wollte. Er  sah  zwei  Reiter 
kommen. Sie waren noch ziemlich weit entfernt, aber den großen schwarzen Hengst
erkannte er trotz der zunehmenden Dunkelheit schon aus dieser Entfernung, noch
bevor er seinen Reiter erkennen konnte.
    Aber wer war bei ihm? Conrad war allein losgeritten, jetzt
saß jemand auf dem Zweitpferd. Beim Näherkommen erkannte er, dass es eine Frau
war, eine junge Frau. Die gelben Bänder an ihrem Kleid wiesen sie als Hure aus.
    Er trat seinem Freund entgegen, als die beiden auf den Hof
ritten. Er konnte es nicht fassen. Wenn der junge Ritter sich vergnügen wollte,
kein Problem. Er hätte in jedem Ort eine willige Liebesdienerin finden können.
Aber warum brachte er sie mit hierher?
    „Bist du verlassen von allen guten Geistern, hier
aufzutauchen mit einer äh – einer…?“, brauste er auf.
    „Ich grüße dich auch, mein weiser kleiner Freund“, fiel ihm Conrad
aufgeräumt ins Wort. Er war keineswegs verlegen, sprang vom Pferd und half der
Dirne herunter.
    Der Chinese beugte sich zu ihm. „Die Damen noch haben sich
nicht zurückgezogen, sind noch im Schankraum“, raunte er ihm zu, „du solltest
nicht gehen da hinein. Was soll denken Line, wenn sie sieht…“
    „Das trifft sich gut“, fiel Conrad ihm ins Wort, „dann werde
ich Bella gleich allen vorstellen.“
    Li Chan glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Hast du
getrunken zu viel?“, fragte er seinen Freund.
    Aber dieser kümmerte sich gar nicht mehr um ihn, sondern
ging bereits mit dem Mädchen auf das Wirtshaus zu.
    Noch während der Chinese fieberhaft überlegte, wie er das
vermeintliche Unheil abwenden konnte, ging die Tür auf und Martin trat heraus,
offenbar um sich zu erleichtern. Lärm drang aus der offenen Tür.
    Auch der Hauptmann der Waffenknechte staunte nicht schlecht,
als er Conrad mit einer Dirne auf sich zukommen sah. Schnell wollte er die Tür
hinter sich schließen, aber Conrad schob ihn einfach beiseite und trat ein.
    Martin warf Li Chan einen fragenden Blick zu, aber der hob
nur die Schultern.
    Augenblicklich trat im Schankraum Stille ein, als Conrad mit
Bella eintrat. Li Chan schloss die Augen. Dann ging er mit Martin hinein, um
notfalls das Schlimmste zu verhindern. Er würde einfach behaupten, Conrad hätte
die Dirne für ihn besorgt. Er legte sich schon die Worte zurecht, die er sagen
wollte, um sich bei seinem Freund zu bedanken.
    Im nächsten Moment hörte er den überraschten Aufschrei von
Line. „Bella!“
    „Caroline?“, fragte Bella etwas unsicher und spähte in den
halbdunklen Raum.
    Verblüfft sahen Li Chan und Martin, wie die beiden Mädchen
sich um den Hals fielen wie zwei Schwestern, die sich nach langer Trennung
endlich wieder gefunden hatten.
    „Wie kommst du hierher?“, fragte Line freudig.
    „Nun, äh – dein Ritter – er hat mich – äh - geholt. Er hat
mich frei gekauft.“
    Ungläubig schaute Line Conrad an, der etwas verlegen daneben
stand. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals. Er hätte ihr kein größeres
Geschenk machen können.
    „Ich war ihr was schuldig“, murmelte Conrad etwas verlegen.
Dann wandte er sich an Bella. „Wir werden nach Norden ziehen, in meine Heimat.
Wenn du noch immer in meine Dienste treten willst, bist du willkommen.“
    Bella schaute beschämt zu Boden. „Natürlich will ich das,
Herr. Wenn Ihr mich braucht.“
    „Gut.“ Conrad musterte das Mädchen, „aber nur unter einer
Bedingung.“
    Erschrocken sah Bella ihn an. Was würde er verlangen?
    „Morgen früh sind diese gelben Bänder verschwunden. Du bist
jetzt eine anständige Magd.“
    Wieder zeigte Bella ihr ehrliches Lächeln. „Natürlich,
Herr“, beeilte sie sich zu sagen. Dann brach sie in Tränen aus.
    Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, dass ihr Leben sich
ab heute grundlegend geändert hatte. 
    Als Conrad am nächsten Morgen den Befehl zum Aufbruch gab,
sah das Kleid der ehemaligen Hübschlerin aus wie das einer ganz normalen Magd.
Die gelben Streifen und alle Verzierungen waren verschwunden und der Ausschnitt
nicht mehr ganz so tief. Dadurch sah sie nicht mehr so aufreizend aus wie am
Vorabend. Conrad ertappte sich dabei, wie er es heimlich bedauerte.
        

XXII
Marburg
    Hartungmond Anno 1230    
                                                                                                        
    Constance befolgte den Rat der Burgherrin von

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