Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
ließen sich den Weg beschreiben, bedankten sich und
galoppierten los.
Bitte, Gott, lass uns nicht zu spät kommmen, betete Conrad
während des schnellen Ritts vor sich hin. Die anderen Ritter konnten nur
Arnulfs Leute sein. Wenn sie zwischen der Sext und der Non hier waren, wie der
Mönch sagte, war es am frühen Nachmittag gewesen. Also hatten sie keinen sehr
großen Vorsprung, so dass sie ihnen auf dem Rückweg begegnen mussten.
Um ihre Tiere nicht zu Schanden zu reiten, fielen Conrad und
Li Chan nach geraumer Zeit in eine leichtere Gangart.
Plötzlich hob der Chinese die Hand und zügelte sein Pferd.
Jetzt hörte Conrad es auch. Eine Gruppe Reiter kam ihnen entgegen.
Auf ein Zeichen von Conrad sprangen sie ab und führten ihre
Tiere hinter die Büsche. Keinen Augenblick zu früh, denn im nächsten Augenblick
ritt ein Trupp schwer bewaffneter Reiter an ihnen vorbei in Richtung Kloster.
Hinter den Büschen schnappte Conrad einige Gesprächsfetzen
auf.
„…verdammte Hexe…“, schimpfte ein vierschrötiger Kerl.
„…Wieder entkommen…“, sagte ein anderer.
Conrad atmete auf. Sie hatten Line also nicht erwischt.
Hatten die Mönche ihr vielleicht geholfen? Einen Moment überlegte er, dann
beschloss er, den beiden Mönchen, die mit Line aufgebrochen waren, nachzureiten
und sie zu fragen, was passiert war. Vielleicht wussten sie, wo das Mädchen war
und würden es ihm sagen, wenn er sie davon überzeugen konnte, dass er ihr
nichts Böses wollte.
Im Galopp preschten sie den Weg entlang, auf dem die Reiter
ihnen entgegen gekommen waren. Die Kirchtürme und die Stadtmauer Rostocks waren
bereits in der Ferne zu sehen, als sie endlich zwei Männer in langen, braunen
Kutten vor sich entdeckten.
Erstaunt blickten sich die beiden um, als Conrad sie anrief.
Wie sich herausstellte, wussten die Brüder nicht, wo Line
war. Sie erzählten, das Mädchen wäre gar nicht mit ihnen gekommen, sondern sei
ohne Erklärung einfach in den Wald gelaufen, das hätten sie bereits den anderen
Reitern erzählt, die sie nach dem Mädchen ausgefragt hätten.
„Es geht mich vielleicht nichts an, aber sagt mir doch, Herr
Ritter, warum interessieren sich so viele Leute eigentlich so sehr für dieses
Mädchen?“, fragte der jüngere Mönch skeptisch.
„Ihr habt recht“, entgegnete Conrad, „es geht Euch nichts
an.“
Aus Sorge um Line sprach er schroffer als gewollt. Er riss
sich zusammen, bedankte sich höflich, wünschte einen guten Weg und wendete sein
Pferd.
„Also zurück zum Kloster“, sagte Li Chan überflüssiger
Weise.
„Ich hoffe nur, Arnulfs Männer können nicht so gut Spuren
lesen wie du“, erwiderte Conrad.
Kaum waren sie wieder am Kloster angekommen, als der kleine
Chinese sich daran machte, die Umgebung abzusuchen. Da er vermutete, Line würde
Kontakt mit Constance aufnehmen wollen, suchte er zunächst in Richtung des
bereits abgebrochenen Lagers.
*
Arnulfs Trupp erreichte unterdessen den Wagenzug und machte
Meldung. „Was heißt das, sie war nicht bei ihnen?“, schrie Arnulf den Anführer
aufgebracht an, der das Mädchen gefangen nehmen sollte.
Constance war vom Wagen gestiegen und kam auf ihn zu. „Nicht
bei ihnen? Was heißt das? Haben sie Line nicht gefunden?“
Arnulf holte tief Luft und versuchte, sich zu beherrschen.
„Meine Leute haben ein paar Wegelagerer aufgespürt, aber das Mädchen war nicht
bei ihnen“, erklärte er.
„Bruno!“, brüllte er seinen Hauptmann an, der an der Spitze
des Trupps geritten war und nun den Kopf senkte. „Euer Befehl, Herr?“
„Nimm dir diese Dummköpfe und finde dieses Mädchen! Nimm
Lorenz mit, er ist der beste Fährtenleser.“
„Zu Befehl, Herr.“
Constance musste zugeben, dass ihr Gemahl sich ihr zuliebe
wirklich bemühte, Line zu finden, obwohl er dieses Mädchen ja gar nicht kannte.
Sie hörte nicht, wie Arnulf dem Hauptmann noch zuraunte:
„Enttäusche mich nicht noch einmal.“ Dann fügte er noch hinzu: „Wir treffen uns
nach der Beerdigung meines lieben Schwagers im Forsthaus, etwa in fünf Tagen.
Bis dahin mache sie zahm, aber krümme ihr kein Haar. Wenn sie in meinem Beisein
ihren Fluch zurücknimmt, gehört sie dir.“
Brunos dümmliches Gesicht hellte sich auf und er leckte sich
genüsslich über die Lippen.
Arnulf wusste, Bruno käme nicht noch einmal ohne die Hexe
zurück. Zwar war er nicht der hellste Kopf, aber loyal und verlässlich. Er
hätte Lorenz gleich mitschicken sollen, der
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