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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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meisten von Arnulfs Männern bleiben
sicher auf dem Gut zurück, wenn der Trauerzug zur Kirche geht.“  
    Li Chan nickte. Dann besprachen sie die Einzelheiten. Alles
hing davon ab, den Überraschungsmoment auszunutzen. Sie wollten Arnulf und
seine Begleiter außerhalb des gut bewachten Ritterguts stellen. Am besten vor
der Dorfkirche, außer Sichtweite von Arnulfs Wachleuten, die auf dem Gut
zurückblieben.
    Bevor er ging, stellte Li Chan eine kleine, tönerne Phiole
auf den niedrigen Tisch. „Das wird Euch heilen, Herrin. In drei Tagen ihr
wieder seid gesund.“
    „Was ist das?“
    „Branntwein. Sehr gut gegen alle Leiden.“ Mit diesen Worten
huschte Li Chan zur Tür und horchte. Dann zwinkerte er ihr zu und öffnete die
Tür geräuschvoll. Höflich verabschiedete sich der Gelehrte von seiner
Patientin, wünschte ihr gute Besserung und humpelte leicht gebeugt davon. Anna
sah ihm grübelnd nach. Dann huschte sie ins Zimmer ihrer Herrin und schloss die
Tür.
    Aufgewühlt saß Constance auf ihrem Bett. Sie lächelte ihre
Zofe an und ihre Augen strahlten.
    „Was hat Euch denn der Medicus für eine Medizin gegeben,
Herrin?“, fragte Anna verwundert.
    „Die Beste, die es gibt. Hast du ihn nicht erkannt?“
    „Erkannt?“ Anna sah sie erstaunt an und zuckte mit den
Schultern. „Sollte ich ihn denn kennen, Herrin?“
    Constance wusste, dass sie Anna vertrauen konnte. „Hör zu,
Anna“, begann sie. „Der Medikus ist Li Chan. Er hat mit gerade mitgeteilt, dass
mein Bruder lebt.“
    „Was?“ fragte Anna ungläubig. „Aber wer…?“
    „Wer unten in der Kapelle liegt? Ein Waffenknecht Arnulfs.“
    Anna riss die Augen auf.
    „Ich brauche deine Hilfe, Anna.“
    „Natürlich, Herrin. Was immer Ihr von mir verlangt.“
    Constance lächelte. Dann erzählte sie ihrer Zofe alles, was
der vorgebliche Medicus ihr anvertraut hatte.
    Als sie geendet hatte, schlug Anna die Hände vor den Mund
und ließ sich auf den Schemel fallen, was für eine Zofe ziemlich unschicklich
war. „Das – das ist ja – unglaublich“, brachte sie heraus.
    „Ja, das ist es. Die nächsten Tage werden hart für uns
werden, denn wir dürfen uns nichts anmerken lassen. Ich werde einfach wegen
meiner Unpässlichkeit im Bett bleiben. Du musst Manfred über alles informieren,
das fällt weniger auf, als wenn ich es tue.“
    „Ja, Herrin. Wir schaffen das. Ritter Conrad lebt, es wird
alles gut.“
    Constance griff zu der kleinen Flasche, öffnete sie und roch
daran. Scharfer Alkoholdunst schlug ihr entgegen. Sie hielt die Luft an und
trank einen Schluck. Den brauchte sie jetzt.
    Am nächsten Tag suchte Anna unter einem Vorwand den
Waffenknecht Manfred auf, den ehemaligen Hauptmann der Wachmannschaft unter
Heinrich von der Lühe. Er tat jetzt seinen Dienst in der Waffenkammer. Manfred
war seit dreißig Jahren im Dienste der Familie und absolut loyal. Sein Alter
sah man ihm nicht an und er nahm es, wenn es sein musste, noch immer mit jedem
Gegner auf.
    Von Anna erfuhr Manfred, dass Ritter Conrad nicht tot war
und Arnulf ihm nach dem Leben trachtete. Manfred und seine Männer von der alten
Wachmannschaft waren eine eingeschworene Gemeinschaft und er konnte sich auf
jeden von ihnen unbedingt verlassen.
    Sie waren zu allem bereit, falls es am Tag der angeblichen
Beerdigung des jungen Ritters zum Kampf kommen sollte.
     

      
XII
Der Stallbursche
    Heuertmond Anno 1230
            
    Arnulf hatte am Morgen mit zwei Begleitern das Gut
verlassen. Niemand wusste, wohin er ritt und wie lange er fortblieb, aber wie
immer atmete das Gesinde auf, wenn der Herr eine Weile nicht anwesend war. Den
Knechten und Mägden war es egal, was der Herr trieb, solange er sie nicht
tyrannisierte.
    Antonia kam aus dem Küchengebäude und wollte den Hof überqueren,
als Wenzel wie zufällig gerade in diesem Moment aus dem Stall trat. Er ging
direkt auf sie zu und bat sie, einen Moment stehen zu bleiben. Seine feierliche
Miene, die gar nicht zu ihm passen wollte,  machte sie neugierig und unsicher
zugleich.
    „Was willst du?“, fragte sie vorsichtig und erwartete einen
derben Scherz.
    Er sah sie ganz merkwürdig an, ernst und intensiv. Dann
holte er rief Luft und kniete zu ihrer Verblüffung theatralisch vor ihr nieder.
    „Antonia Feuergoldhaar“, sagte er mit ernstem Gesicht,
„willst du mich heiraten?“
    „Rede keinen Unsinn, Wenzel“, schalt sie ihn. Wollte er sie
aufziehen, oder was sollte dieses Theater?
    Ein paar Mägde und Knechte waren

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