Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
aufmerksam geworden und
kamen neugierig näher.
„Es ist mir ernst“, sagte der schmucke Stallbursche und
schaute unsicher zu ihr auf, „ich liebe dich.“
„Was sagst du denn da, bist du übergeschnappt oder hast du
eine Wette verloren?“, wollte Antonia wissen. Trotzdem konnte sie nicht
verhindern, dass ihr das Herz plötzlich bis zum Hals schlug.
„Ich habe schon viele Liebeserklärungen gemacht“, sagte
Wenzel reuig, „das ist wahr. Aber noch niemals einen Heiratsantrag. Es ist mir
ernst damit. Wirklich ernst.“
Der Gutshof füllte sich langsam mit Neugierigen. Auch einige
der Gäste, die zur Beerdigung angereist waren, befanden sich darunter.
Wenzel schien das nicht im Mindesten zu stören. Er tat, als
wären sie beide allein auf der Welt und kniete noch immer auf dem harten Boden.
„Sei nicht albern, Wenzel. Liebe. Du weist doch gar nicht,
was das ist“, sagte Antonia leise, eher traurig als boshaft.
Plötzlich wurde ihr die Situation zu peinlich und sie wollte
die Posse beenden. „Was anderen bis zum Herzen geht, geht bei dir doch gerade
mal bis unterhalb des Gürtels“, sagte sie schnippisch.
Einige Mägde kicherten. Auch die umstehenden Männer mussten
schmunzeln.
Kaum hatte Antonia die barschen Worte ausgesprochen, als sie
diese auch schon bereute. Sie wollte ihn nicht bloßstellen oder verletzten.
Aber der Stallbursche ließ sich nicht erschüttern. „Mag
sein“, erwiderte er ungerührt, dann blitzte der gewohnte Schalk in seinen Augen
auf. „Aber immer wenn ich dich sehe, rutscht mir das Herz in die Hose. Also
sage nicht, das Gefühl ginge mir nicht bis zum Herzen.“
Jetzt kicherten selbst einige der älteren Mägde. Die dicke
Köchin lachte, dass ihr üppiger Busen wippte.
„Mit der Liebe scherzt man nicht“, tadelte Antonia, musste
aber dennoch schmunzeln.
Endlich stand Wenzel auf. Ernst sah er sie an und nahm ihre
Hände. „Ich scherze nicht, Antonia. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber
du hast mein Herz erobert. Wie lautet also deine Antwort?“
Jetzt wurden Antonia die Knie weich und sie konnte sich
seinem forschenden Blick nicht entziehen. Sein Blick flackerte unsicher, seine
Hände waren feucht und sie erkannte ungläubig, dass er es wirklich ernst
meinte. Ihr Herz machte einen Sprung. Es fehlte nicht viel und sie hätte sich
ihm einfach in die Arme geworfen. Stattdessen sagte sie ausweichend: „Ich muss
darüber nachdenken. Das kommt so plötzlich, Wenzel. Gib mir ein paar Tage
Zeit.“
„Gut. Wenn du erst einmal darüber schlafen willst, warte ich
eben.“ Wenzels Augen blitzten, er grinste spitzbübisch und wandte sich dann an
Elsa, die als Wirtschafterin die Aufsicht über die Mägde hatte. Hände ringend
flehte er sie an: „Ich bitte dich, herzensgute Elsa, gib Antonia heute frei.“
„Warum?“, wollte die mürrische Elsa erstaunt wissen. Aber es
klang nicht böse, denn sein Charme verfehlte auch bei der älteren Frau seine
Wirkung nicht.
„Weil sie schlafen muss!“, sagte Wenzel entwaffnend.
Die Frauen lachten teils verhalten, teils kreischend, die
Männer grinsten.
Wenzel war wirklich unverbesserlich.
In diesem Moment preschte Ritter Arnulf mit seinen beiden
Waffenknechten durchs Tor.
Jäh schlug die Stimmung um. Binnen eines Augblicks
verstreute sich das Gesinde in alle Richtungen. Antonia huschte zum Brunnen und
tat so, als wolle sie gerade Wasser schöpfen. Aus den Augenwinkeln beobachtete
sie, wie Arnulf absaß und Wenzel den Zügel zuwarf. Er schien sehr erzürnt zu
sein. Als er am Morgen aufbrach, war er noch bei bester Laune gewesen. Es
musste etwas passiert sein.
Antonia konnte nicht ahnen, dass er beim Forsthaus gewesen
war, aber dort statt eines verängstigten Mädchens, das er quälen konnte, drei
Leichen vorgefunden hatte. Den Spuren nach zu urteilen war die Hexe nicht ohne
fremde Hilfe entkommen. Aber der starke Regen in der letzten Nacht hatte alle
Spuren verwischt.
Arnulf wusste nicht, wer seine Männer abgeschlachtet hatte
und das bereitete ihm Unbehagen. Hatte die Hexe etwa Dämonen heraufbeschworen?
Verwunderlich wäre es nicht. Er glaubte sogar, eine Wolfsspur entdeckt zu
haben. Das passte zu der Hexe.
„Du da“, schrie er Antonia von weitem an, als er sie am
Brunnen entdeckte, „steh da nicht so rum, bring mir sofort Wasser!“ Seine
Stimme überschlug sich fast vor Zorn.
Das Mädchen zuckte zusammen. Dann nahm sie die Schöpfkelle
und füllte sie mit Brunnenwasser.
Arnulf war zwar jähzornig und
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