Das Mysterium Des Himmels
würde, schickte Ekuos den Läufer zurück und sie ritten den schmalen Weg durch den Wald allein weiter. Bevor es zur Vorbereitung auf die nächtliche Ruhezeit kam, stieg Ekuos vom Pferd und durchschritt das unebene Gelände. Er hatte verbranntes Holz gerochen. Es dauerte nicht lange und Ekuos fand einen Platz, an dem ein Feuer gebrannt hatte. Im Wald gab es einen grünen Flecken aus Moos, der allerdings eine Quelle besaß. Das Wasser sprudelte direkt zwischen porösen Steinen hervor und Ekuos legte seine Hände darunter, um sich zu erfrischen.
Das Glitzern und Leuchten war ungewöhnlich. Es irritierte ihn. Ein letzter Lichtstrahl des Tages berührte ein Metall, das Strahlen zurückwarf und Ekuos Aufmerksamkeit erregte. Er lief darauf zu und als er es sah, da stockte ihm der Atem. An einem Ast hing eine fein gearbeitete Kette aus Silber und an dieser Kette befand sich ein größerer Anhänger, der ein bärtiges Gesicht und einen gehörnten Kopf mit eindrucksvollen Ohren zeigte. Der Kopf gehörte dem Waldgott Cernunnos. Cernunnos gab seine Kraft und seine Stärke jenem, der ihn in dieser Form bei sich trug. Es war die Eichellese vorbei gewesen, als die Ältesten im Dorf dem Vater die Kette überreicht hatten und dieser sie seinem Sohn Atles um den Hals legte. Atles hatte sie als Zeichen zurückgelassen und Ekuos blieb unter dem Baum sitzen. Das Feuer war noch nicht lange erloschen. Vielleicht am Morgen des vorherigen Tages. Er rief Matu und der erkannte die Kette sofort. Mehr musste Ekuos nicht tun, um den kräftigen Mann in Bewegung zu setzen. Matu nahm seine Doppelaxt und schliff ihre Schneiden mit einem harten Stein. Palmira sah ihm zu und verstand, dass sie sich auf eine Auseinandersetzung einstellen mussten. Sie lief in den Wald und als sie wieder erschien, war es dunkel geworden. In ihren Händen trug sie zwei lange Stangen, deren Enden sie mit einem kleinen Messer zu tödlichen Waffen zuspitzte.
Sie blieben zur Nacht am Rand des Waldes und für Ekuos wurde es ein kurzer Schlaf, denn etwas weckte ihn. Aber es war kein Geräusch oder die Bewegung eines Tieres, die ihn aufwachen ließ. Etwas am Himmel nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
Rot. Wie ein Keil ragte es in die dunkle Himmelsnacht. Gelb. Von solch eindringlicher Helligkeit, dass ihm die Augen schmerzten. Blau. Strahlend wie der Bergwipfel im Eis zur Zeit des Winters. Schwarz. Wie der Wind, bevor das Gewitter über die Felder kommt. Weiß. Wie die Qualen, wenn ein Schlag den Körper traf. Ekuos verschloss die Augen mit den Händen, weil das Licht unerträglich grell wurde. Dann war es vorüber. Bedächtig schloss der Himmel die Wunde und es war wieder dunkle Nacht. Kein schriller Schrei, keine Flucht der Tiere, nichts. Es blieb ruhig, als sei nichts geschehen. Ekuos schaute weiter zum Himmel hinauf. Es wurde kühl unter den Bäumen und der Wald begann auszuatmen, bevor der Tag erwachte.
Schweiß stand ihm auf der Stirn, weil er sich das Himmelsgeschehen nicht erklären konnte und es doch tun musste, denn er war sich sicher, dass die Götter Botschaften schickten. Ekuos hörte fremde Pferde. Ein Wink von ihm und sofort sprang Matu auf. Ekuos legte seine Hand auf den Mund, damit sein treuer Gefährte still blieb. Er betastete seinen feuchten Umhang und befestigte die Fibeln und den Gürtel, bevor er sich langsam erhob. Sie standen nebeneinander und warteten. Auch Palmira war bereit und tat das, was Matu ihr zeigte. Sie hielten ihre flachen Hände über die Nüstern der Pferde. Matu zeigte mit der anderen Hand die Richtung an, aus der er das Wiehern gehört hatte und Ekuos nickte. Sie standen zwischen mächtigen Bäumen. Wo sollte in diesem dicht bewachsenen Wald noch Raum sein, in dem Pferde Platz fanden? Es war ein Wiehern eines Pferdes auf der Suche nach einem Partner gewesen. Sie mussten weiter warten. In dieser Dunkelheit konnten sie nichts ausrichten. Aber wer konnte dort im dichten Wald sein? Die Spuren der Feinde hatten keine Zeichen von Pferden gezeigt. Atles und seine Freunde besaßen auch keine Pferde.
Das Licht öffnete den Himmel sehr vorsichtig. Es hatte den Anschein, als würden die Götter des Lichts diesem Tag nur sehr ungern Helligkeit geben. Ein Lichtstrahl drang durch das Geäst und Ekuos griff nach ihm, um ihn zu fangen.
Er wusste, es würde kein glücklicher Tag werden. Ekuos dachte noch einmal an den zerbrochenen Himmel während der Nacht, aber dann musste er sich auf den Tag konzentrieren. Palmira lief leichtfüßig in
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