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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Ufer.
    Die Spitzen der Berge ragten wie flehende Finger in den Himmel. Dort wird er bald Ruhe suchen und die Nähe der Götter, beschloss Ekuos. Er legte sich der Länge nach an den See und berührte mit dem Gesicht das Wasser. Trotz aller Gedanken an die Feinde bewahre in mir die Helligkeit meiner Seele, bat Ekuos die Götter um Beistand. Dann erhob er sich langsam.
    Er erkannte sie sofort. Am Bug des Kahns stand Palmira. Sie tauchte die Stange tief und kräftig in den See. Dort auf der Insel der Frauen war sie also untergekommen. Ekuos hatte den entscheidenden Schnitt an ihrem Hals nicht ausführen dürfen, denn genau in diesem Moment war ein Fischer auf dem See gekentert. Bedaius hatte sich sein Opfer selbst bestimmt und deshalb durfte Palmira leben. Die weisen Frauen und Männer hatten es so entschieden.
    Der Kahn erreichte das Ufer. Palmira legte die Stange in das Boot und stieg in das Wasser, um an das Ufer zu gelangen, wo sie stehenblieb. Sie sah Ekuos nicht an. Er ging zum Kahn und ließ sich das kurze Stück zur Insel der Großen Mutter bringen, wo ihn eine Gruppe weiser Frauen erwartete. Sie bildeten ein Spalier, durch das er zu gehen hatte und an deren Ende erwarteten ihn drei der älteren Frauen, die erdfarbene Kleider trugen. Sie wiesen ihn darauf hin, dass er sich umwenden musste, damit sie mit ihm sprechen konnten. Als nach einer Weile nichts mehr zu hören war, drehte Ekuos sich in Richtung des Tempels der Erdmutter. Die weisen Frauen hatten ihn allein gelassen.
    Die Große Mutter wartete auf ihn. Das glaubte Ekuos. Er ging auf die Knie und legte beide Hände auf sein Herz. Die Große Mutter war die Schöpferin des Lebens und die Hüterin der Natur. Er schaute in ihr gütiges Gesicht, das von dunkler Hautfarbe war, so wie sie die Erde gefärbt hatte. Über ihrem Kopf schwebte der goldene Ring als Symbol der Verbindung zwischen der Großen Mutter und der großen Sonne. Sie waren die Schöpfer des Lebens. Das Bild gab es nur in seinem Kopf, denn es war nicht erlaubt, Bilder oder Skulpturen der Großen Mutter herzustellen. Ekuos legte sich der Länge nach auf den Boden. So lange es zwischen den Alpen und den großen Flüssen Menschen gibt, so lange werden sie dich verehren, Große Mutter.
    Der kleine Wald rund um den Tempel verwirrte ihn einen Moment. Wo war er? Zwischen den Bäumen erschienen eine weiße Hindin und eine noch heller Gams, die Tiere der Muttergottheit. Am Waldrand stand die dreifache Mutter, so wie sie von den Menschen verehrt wurde, als Jungfrau, Frau und Alte. Sie war die Dreieinigkeit des Lebens.
    Ekuos fand den Pfad zum See und ging rückwärts, um den Blick nicht von der Insel der Großen Göttin lassen zu müssen. Du nimmst Palmira und gehst mit ihr nach Alkimoennis, weil sie dort im Tempel der Seherin Talale geprüft werden wird, ob sie die Tochter der großen Mutter werden darf oder ob sie den Weg zu den Göttern in die Anderswelt nehmen muss. Das hatten die drei Frauen zu ihm gesagt und es gab keine Möglichkeit, sich einer solchen Entscheidung zu widersetzen. Dieser Gedanke wäre Ekuos gar nicht gekommen.
    Also kehrten Ekuos und Palmira mit dem Kahn an das Ufer zurück, bedankten sich beim Seegott Bedaius für die ruhige Überfahrt und sahen, wie Matu mit den Pferden auf einem Hügel wartete. Wie sollte Ekuos entscheiden? Mit nur zwei Tieren würde entweder Palmira oder Matu zu Fuß gehen müssen. Das aber würde bedeuten, nur sehr langsam voranzukommen. Also entschied Ekuos, dass sie beide auf dem stärkeren Tier reiten mussten, denn in dem Dorf der Fischer gab es keine Pferde.
    Nach Norden konnten sie nicht, denn dort warteten Moore und Sümpfe, deren Gefahren sie nicht kannten. Matu hatte sich mit den Fischern unterhalten. Also ritten sie am Seeufer entlang und erreichten einen schmalen Bach am Ende des Sees. Ihm folgten sie in den Wald und als sie dem Wasserlauf durch das Sumpfgebiet nicht mehr folgen konnten, wurde es mühsam, nicht die Orientierung zu verlieren. Mitten zwischen den Bäumen fanden sie einige Waldmenschen, die sich mit ihren kleinen Hütten tief in die Erde eingegraben hatten, als wollten sie den Schoß der Muttergöttin nie verlassen. Unter ihnen gab es einen Läufer, der die Verbindung zu den Fischerdörfern am See und anderen Siedlungen hinter dem Wald hielt. Ekuos wies ihn an, den Weg voranzulaufen und so folgten sie ihm bis zum nächsten See, von wo aus ein anderer Läufer die Führung übernahm. Als der Tag sich neigte und es bald kein Licht mehr geben

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