Das Mysterium Des Himmels
Matu sterben, wäre das für Atles, als trage er am Tod des Freundes die Schuld.
Talale ging. Ekuos lehnte sich an ein Haus und blieb dort. Als er aufschreckte, merkte er, dass er doch eingeschlafen war. Nun war Talale wieder da und sie schaute nach Osten. Es war ein seltsames Licht zu sehen. Ekuos blickte zum Himmel und fand keine Erklärung.
»Der Götterhimmel wird uns etwas mitteilen«, sagte Talale, ohne Ekuos anzusehen. »Die Große Mutter Erde will ihre Kinder behalten, aber die Götter im Himmel können auch anders entscheiden. Die Pflanzen und Tiere würden es ohne die Menschen besser haben. Was geschehen soll, geschieht.«
Während Talale näher an die Mauer herantrat und über eine kleine Treppe nach oben stieg, blieb Ekuos an seinem Platz und schaute über die Wälder nach Osten. Wie ein riesiges Feuer, das sich immer weiter ausdehnte, kam ihm das Licht am fernen Himmel vor. Es schien ihm, als huschten die letzten Sterne schnell vom Firmament, um dem Feuer zu entgehen. Dichte Wolken aus brennender Luft, mit schwarzen Hüllen und gelben Lichtern, schwebten heran. Endlich brachen die Feuerwolken auseinander und das helle Auge des Großen Gottes beleuchtete Himmel und Erde. Das Licht im Osten wurde greller und nach wenigen Atemzügen begannen die Augen zu schmerzen. Bevor Ekuos den Kopf abwenden musste, sah er es erneut. Etwas öffnete den Himmel und wurde herausgeschleudert. Talale musste es ebenfalls gesehen haben, dachte Ekuos. Warum wiederholte sich dieses Ereignis regelmäßig? Er hatte keine Erklärung dafür. Talale hatte sich umgedreht und hob die Arme ins Licht. Ihre leuchtend weiße Kleidung und die hohe Gestalt ließen sie mit dem Licht des Himmels fast zu einer Einheit werden. Auch Ekuos wandte sich nun um. Links und rechts zur Mauer hin hatten sich die weisen Frauen und Männer aufgereiht. Aus allen Gebieten längs des Flusses waren sie nach Menosgada gekommen. Bewaffnete führten den Gefangenen vor Talale. Sie entschied über sein Leben. Dann schob man ihn auf die Mauer und Talale senkte die Arme.
»Der dunkle Teil des Lebens fordert Sühne und Opfer.«
Als sie schwieg, stieß man den Feind von der Mauer in die Tiefe. Alle verbeugten sich tief vor der großen Gottheit und baten sie um die Gnade der hellen Tage, denn das Opfer war dargebracht.
Vor dem Tor, das nach Südosten zeigte, wurde ein Opfertisch aufgebaut. Steine wurden dort aufeinandergestapelt und darauf kam eine glatt geschliffene Steinplatte, die den eigentlichen Altar bildete. Um ihn herum und auf ihn sollten die Menschen zur Feier des Erntefestes ihre Spende legen, die eine schmerzhafte Gabe zu sein hatte. Man sagte, die Götter werden sehen, was du zu geben bereit bist.
Amadas sah zu, wie die Menschen Werte zusammentrugen, um sie den Berg hinaufzutragen und auf den Altar zu legen. Wer nicht zum Verzicht bereit war, der schadete in den Augen der Menschen der Gemeinschaft, weil der Zorn der Götter sich gegen alle richten wird. Es wurden reichlich Haustiere dargebracht und die Ernte auf den Feldern war offensichtlich auch gut gewesen.
Plötzlich stand Firne neben Amadas und sah ihn ernst an. »Man bat mich darum, den Fremden von hier fortzubringen. Sie fürchten sich davor, der Fremde könnte ihre Ernte und ihre Tiere verzaubern.«
Firne nannte aus Respekt Amadas nicht beim Namen, er wollte ihn nicht kränken. Sie gingen den Weg zur Burg hinauf und Amadas erkundigte sich nach Matu.
»Er ruht«, antwortete Firne nur.
Sie schritten durch das nordwestliche Tor und Amadas blieb an der Nordmauer stehen. Zwei Beobachter standen auf ihr und blickten angestrengt hinüber in das Land der Bestien und Ungeheuer. Firne rückte eine Leiter zurecht und sie stiegen ebenfalls hinauf. Amadas verschlug es fast den Atem, so tief beeindruckten ihn sowohl der Fernblick als auch die Übersicht über das bebaute Gelände der Festung. Er sah Talale die Seherin mit Ekuos vor dem offenen Tor des Tempels stehen. Als er noch einmal hinübersah, waren sie beide verschwunden.
Das Tor nach Nordwesten hin hatte fast den gleichen Turm wie das Tor nach Südosten. Nur die Färbung des Holzes unterschied sie, und Amadas ging davon aus, dass das Nordwesttor älter war. Auch die Mauer nach Norden, wo sie sich befanden, war höher als die anderen und bereits fertiggebaut. Es hatte die Höhe von zwei gut gewachsenen Männern. Auf die Mauer aus Stein hatten sie noch eine Holzbalustrade gesetzt und sie mit Stufen versehen, damit man nach dem Aufstieg besser
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