Das Mysterium Des Himmels
über das Land schauen konnte.
»Einmal werden sie kommen, um uns alle zu vernichten. Wir wissen nicht, wie viele sie sind. Der Norden kann unser Untergang werden, sagen die Weisen.« Firne sprach leise.
Amadas schaute nach Osten. Dort war die Mauer fast fertig und es schien ihm, als sei sie dort noch höher als die nach Norden. Nur die Mauer zum Süden hin befand sich noch in den baulichen Anfängen.
Firne führte Amadas an den kleinen Häusern vorbei zu einem der größeren Bauten. Sie traten ein und Amadas schaute auf die Prägestempel und sah die Handwerker bei den Vorbereitungen der neuen Münzen. Firne schenkte ihm eine aus Gold. Amadas bedankte sich.
»Es ist der Sonnengott. Sein Fest feiern wir heute und danken ihm für seine Güte, denn die Felder trugen reiche Frucht und die Haustiere werden den Menschen ein Überleben im kommenden Winter ermöglichen.« Firne drängte Amadas wieder hinaus, denn die Münzpräger wollten unter sich sein. Amadas betrachtete die Goldmünze und stellte fest, dass der Sonnengott und die Verehrung der Großen Sonne nicht identisch waren. Gerne hätte er dazu eine Frage gestellt, aber er wollte Firne nicht zu einer Antwort bringen, die eigentlich nur die weisen Frauen und Männer geben durften. Talale die Seherin würde ihm die Götterwelt der Kelten erklären können, aber sie zu fragen, würde er niemals wagen. Er hatte noch nicht einmal erlebt, dass sie von einem ihrer Begleiter oder gar einem Fremden angesprochen worden war. Nicht einmal Ekuos sprach man an und der war noch einer der jungen Weisen.
Talale saß im Tempel vor einer goldenen Scheibe, auf der das Sonnensystem zu erkennen war. Mit einem Finger zog sie eine Linie vom Mond zur Sonne. Es war das erste Mal, dass sie Ekuos direkt ansah. »Du hast es gesehen.«
Ekuos hob bejahend die Arme und blieb in dieser gebetsartigen Haltung.
»Hier vom Berg von Menosgada oder vorher schon?«
Ekuos hob die Arme noch etwas höher. Talale schaute auf seine Finger und Ekuos zeigte ihr, wie häufig er diese Erscheinung am Himmel bereits wahrgenommen hatte.
»Niemand sonst sieht es so, wie Talale und Ekuos es sehen. Die Weisen sehen es auch, aber sie wollen es nicht sehen und werden sehenden Auges auf ihr Ende warten. Die Menschen geben uns die Tempel, die Kleider und das Essen, dafür sollen wir ihnen gute Nachrichten geben. Sie werden uns nicht mehr vertrauen, wenn wir ihnen sagen, was wir gesehen haben. Der Himmel schickt uns etwas, das wir nicht kennen. Die Götter wollen uns warnen. Ich werde nun nach dem Fest zurückkehren und versuchen, jenen in Alkimoennis verstehen zu geben, dass wir alles aufgeben müssen, wenn wir überleben wollen. Die Große Sonne zeigt nach Süden, dorthin sollten wir aufbrechen. Ich werde den weisen Frauen und Männern eine Nachricht geben, damit sie in ihren Siedlungen berichten können. Ob sie aber hören, was ich zu sagen habe, das weiß ich nicht. Versuche du es bei deinen Leuten. Wenn der nächste Winter hinter uns liegen wird und der Frühling das Land wieder leben lässt, werden wir uns in der Salzstadt treffen, um unsere lange Reise in das Land des Lichts zu beginnen.« Talale endete und senkte den Kopf.
Ekuos durfte gehen. Er dachte darüber nach, was die Götter des Himmels den Menschen schicken werden. Aber wie sollte er darauf eine Antwort finden, wenn nicht einmal Talale die Seherin etwas dazu sagen konnte. Ekuos hockte sich neben Matu, der weiterhin reglos auf einem Tisch neben dem Tempel lag.
Ekuos sah Firne mit Amadas. Es gefiel ihm nicht. Zu dem Besucher Amadas sollte Abstand gehalten werden. Man wusste nichts über ihn und auch nichts über den Ort, aus dem er kam. Ekuos trat unter den Apfelbaum, der im heiligen Hain des Tempels stand. Bald werden seine Früchte reif sein. Niemand durfte sich an diesem Apfelbaum vergreifen. Wer den Apfel von diesem Baum pflücken würde, der war des Todes. Ekuos war daran gewöhnt, dass man aus den Siedlungen seiner Heimat die Früchte der erlaubten Ernte vor ihm ausbreitete und er Äpfel auswählte und sie in der Mitte zerteilte. Er tat das mit der Kraft seiner Arme und Hände, niemals mit einer scharfen Klinge. In der Mitte der Äpfel befand sich das sternförmige Kerngehäuse. Der fünfstrahlige Stern war das Zeichen für die Unsterblichkeit. Wenn es die Götter wollten, sprach er zu seinen Leuten über Gesundheit und Wohlergehen. Für die jungen Liebenden galt, den Schwur gemeinsam unter einem Apfelbaum zu leisten. Neben dem Apfelbaum
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