Das Mysterium Des Himmels
hervorbringen.
Der Zwerg stand vor Amadas mit einem Messer in der Hand. Amadas verstand die Drohung und verließ die Quelle, die nur für die Frauen da war. Dann geschah etwas, das Amadas noch nicht erlebt hatte. Rinna stürzte fast den Hügel herab, denn sie hatte die Blicke ihrer Schwester entdeckt. Während Ekuos bei den Männern stand, die weiter in der Erde gruben, hatte sich die Tochter der Kij ihm mit ihrem Pferd angenähert. Dieses Näherkommen war gleich beendet, denn es gab eine unmissverständliche Armbewegung von Rinna, die sofort befolgt wurde. Sowohl ihre Schwester als auch ihre bewaffnete Begleitung und der Zwerg reihten sich ganz am Ende des Fahrzeugzuges ein. Von dort ritten bewaffnete Männer heran, die nun an der Spitze der Kolonne reiten würden. Amadas fand diese Entwicklung sehr verblüffend. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass die leidenschaftliche Schwester der Rinna sich lange an diese Degradierung halten würde. Am Gesicht von Ekuos konnte er ablesen, dass der von dem Grund des Konfliktes der Schwestern keine Ahnung hatte.
Rinna übergab der Erde eine silberne Sichel und eine Eulenskulptur aus Stein. Von der Quelle wurde Wasser herbeigeschafft und in das Erdloch geschüttet. Dann mussten sich alle, bis auf Rinna und Ekuos, zurückziehen. Amadas ging mit seinem Pferd ein Stück in den Wald hinein. Als er sich unbeobachtet glaubte, schlich er sich zu der Höhle, betrat sie und schaute auf die Quelle. In ihrem Wasser sah er reichlich Münzen liegen. Als er umkehrte, da war sein Pferd verschwunden. Gleich darauf sah er den Grund dafür. Neben dem Quellhügel, zwischen den Sträuchern und Bäumen, hatte sich ein Bär mächtig aufgerichtet. Amadas erstarrte. Sollte das die Strafe für seinen Frevel sein, weil er die Quelle der Frauen aufgesucht hatte?
Die Tiere waren so unruhig geworden, dass Rinna den Befehl zum Aufbruch geben musste, denn durchgehende Pferde konnten sie sich in ihrer Situation nicht erlauben. Sie würden den gesamten Wagenzug in Gefahr bringen. Die Ziegen und Kühe, die mit dazugehörten, gerieten in Panik. Kurz darauf konnten es auch die Menschen nicht mehr an diesem Ort aushalten, denn das Gebrüll des Bären war durchdringend und ließ alle erschauern.
Rinna entdeckte Matu, der fröhlich vor sich hin schaute und winkte, als der Zug auf ihn zukam. Er schien der Einzige zu sein, dem das Bärengebrüll offenbar nichts ausmachte. Rinna ließ ihn auf sein Pferd steigen und voranreiten. Hinter ihrem zweirädrigen Wagen folgte Ekuos und dahinter ihre bewaffnete Mannschaft. Dann schlossen sich Wagen um Wagen an und niemand sprach ein Wort während der Fahrt durch den Feenwald.
Ekuos beobachtete Matu, der sehr verändert zu sein schien. Seine Körperbewegung wirkte harmonischer, nicht mehr so eckig wie zuvor. Auch saß er wieder fester auf dem Pferd und gab ein gutes Tempo vor. Nur sein Gesicht war inzwischen starrer geworden und wirkte nicht mehr so freundlich. Aber er war wieder unter ihnen und dafür war Ekuos dankbar.
Der Wald lichtete sich nach Westen hin. Ekuos schaute in die Richtung des kommenden Sonnenuntergangs. Dort leuchtete es rot und es erschien ihm das Bild eines in Flammen stehenden Ortes. Ein größerer Ort, in dem die Feuer immer wieder aufloderten. Ekuos schaute zu Rinna hinüber, an der er aber keinerlei Reaktion ausmachen konnte. Allerdings fiel ihm auf, dass im gesamten Zug tiefstes Schweigen herrschte. Doch das konnten noch Reaktionen auf den Bären und die Fahrt durch den Feenwald sein. Ekuos wollte nicht mehr an Feuer denken und ritt deshalb mit geschlossenen Augen weiter.
»Wenn du die Augen geschlossen hältst, werde ich dir etwas erklären.«
Ekuos erkannte die sanfte Stimme von Rinna.
»Voller Demut danken wir der großen Mutter für ihre Gnade und Geduld. Es geht nicht um den Fremden, der viele von uns stört, und mit dem du dich umgibst. Es geht nicht um deinen Begleiter, der mehr tot als lebend war und die Fahrt verlangsamt hat. Du stehst auf der anderen Seite des großen Flusses, also wird man dich vergeblich mit Zuneigung bedrängen, denn es gibt keinen Weg zu dir über das Wasser. Sollte jemand versuchen, deine Gefühle zu erzwingen, wird er das völlig umsonst tun. Verflucht wird jeder sein, der die Heiligkeit der Auserwählten missachtet. Sollte es dennoch geschehen, wird jene Person von allen verlassen werden und einen unsäglichen Tod sterben. Wir verehren die Große Mutter und werfen uns in den Staub.«
Ekuos verstand kein
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