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Das Mysterium: Roman

Das Mysterium: Roman

Titel: Das Mysterium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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zurichten
     und dann nur einen Teil davon vergiften.«
    Es klopfte. »Perfectus, seid Ihr da drin?«
    Er nahm den Knebel. »Tut mir leid, aber ich muß dir das wieder umbinden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, ich werde nichts sagen! Nicht das Tuch, ich flehe Euch an! Ich bekomme keine Luft, ich habe
     Angst zu ersticken! Ich kann das nicht mehr.«
    Er zögerte. Dann legte er den Knebel weg. Er nahm die Kerze und stand auf. »Versuche, gut von mir zu denken. Wirst du das
     tun?«
    Sie schwieg. Dann nickte sie kaum merklich.
    »Mehr verlange ich nicht.« Er ging zur Tür, öffnete sie.
    |356| Venk stand dort. Er hielt eine brennende Fackel in der Hand.
    Amiel trat nach draußen und zog hinter sich die Tür zu. »Was gibt es, warum stört Ihr?«
    »Es ist recht, wenn Ihr da drin Eure Selbstbeherrschung übt, Perfectus. Aber wir müssen wissen, was wir wegen dieses Großinquisitors
     tun sollen. Er ist zu allem entschlossen. Seine Ritter werden uns zusammentreiben und einkerkern! Ich möchte nicht auf dem
     Scheiterhaufen enden.«
    »Deshalb ruft Ihr mich?« Er schloß die Augen und drückte mit der Rechten gegen seine Stirn. Konnten sie ihm nicht vertrauen?
     Wie sollten die kommenden wichtigen Tage zum Sieg führen, wenn seine Jünger an den Plänen zweifelten, anstatt sie gehorsam
     auszuführen? Er öffnete die Augen. »Was glaubt Ihr, warum der Dominikaner hier ist? Weil ich es so wollte!« Er steckte den
     Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um und zog ihn ab. Dann betrat er die Treppe und schritt langsam hinauf.
    Venk folgte ihm. »Wie meint Ihr das?«
    Oben standen die anderen Jünger. Sie sahen ihm erwartungsvoll entgegen. Amiel sagte: »Ich wußte, Vizenz Paulstorffer würde
     seinem großen Vorbild schreiben, wenn er mit mir nicht zurande kommt. So hat er es damals schon gemacht, als wir den Heilig-Geist-Orden
     unterwandert hatten hier in seiner Stadt, er wußte nicht, wie er ihn beseitigen konnte, ohne die Kirche und die anderen Orden
     in Mißkredit zu bringen, also holte er den Dominikaner her. Es war zu erwarten, daß er es diesmal wieder tun würde. Der einzige
     Grund für die Anwesenheit des Großinquisitors ist, daß ich ihn hier haben will! Versteht Ihr? Also hört auf, Euch vor Angst
     zu benässen. Ich habe alles vorbereitet. Es geschieht nichts in dieser Stadt, das nicht meinen Plänen für den Aufbau der perfekten
     Kirche entspricht.«
    Venk stotterte. »Ihr … Ihr habt den Weisen Weißen hergeschafft? Ihr hattet das geplant, daß er hier auftaucht?« Der Ratsherr
     schluckte. »Ich dachte, Euch inzwischen zu kennen, aber Ihr seid noch größer, als ich für möglich gehalten hatte.«
    |357| »Es geht nicht um mich. Es geht um die neue Kirche. In vier Wochen und vier Tagen wird etwas geschehen, das uns unbesiegbar
     macht. Nach diesem Ereignis können weder Kaiser noch Papst uns etwas anhaben. Bis dahin –«
    »Das ist der fünfte Februar«, unterbrach ihn Venk. »Wovon sprecht Ihr?«
    Er wiederholte: »Bis dahin müssen wir auf der Hut sein.« Hatte er die richtigen Jünger auserwählt? Er sah ihnen in die Gesichter.
     »Vier Wochen und vier Tage darf uns nichts niederwerfen. Noch sind wir verwundbar. Ich will, daß Ihr hinausgeht. Geht in die
     Hinterhöfe, in die Kaufmannshäuser, in die Werkstätten. Sagt dem Volk, es soll sich bewaffnen. Der Dominikaner wird Beweise
     sammeln. In drei oder vier Tagen stehen seine Ritter hier vor der Tür, um mich abzuholen. Dann muß das Volk bereit sein.«
    Die Männer nickten. Jakobus sagte: »Darauf habe ich gewartet, daß wir das Volk kampfbereit machen.« Er grinste. Jakobus war
     Anführer einer Räuberrotte gewesen, als er ihn anwarb.
    »Endlich beginnt es«, sagte Bartholomäus, der Frankfurter.
    Venk und der alte Pötschner sahen sich an. »Matthäus und ich werden sehen, wen von den Kaufleuten wir gewinnen können«, sagte
     der alte Pötschner. »Immerhin bedeutet die neue Kirche, daß sie keinen Zehnt mehr zu entrichten haben.«
    »Seid weise.« Amiel ging voran in Richtung Empfangsraum und Tor. »Wenn Ihr Euch dem Falschen anvertraut, schleift man Euch
     zum Inquisitor. Eure Aufgabe ist ebenso wichtig wie gefährlich.« Er öffnete die Tür, die in den linken Torflügel eingelassen
     war. Einer nach dem anderen trat an ihm vorüber. Er legte jedem segnend die Hand auf den Scheitel, Andreas, Johannes und Philippus,
     Bartholomäus, Venk, den sie Matthäus nannten, dem alten Pötschner, Jakobus, dem Gnadenlosen, Thaddäus, Petrus, Thomas,

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