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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Hanf
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vor Kampfeslust.
    »Mir dagegen scheint, werter Imam Abd el-Khaliq, dass Euer Vertrauen in die Hilfe Allahs des Allerhöchsten nicht gerade besonders ausgeprägt ist! Für den höchsten Imam der Rashid-Moschee und Vorbild aller Gläubigen ist das allerdings etwas verwunderlich, findet Ihr nicht? Schließlich beruht mein Plan auf einer direkten Eingebung Allahs als Antwort auf meine innigen Gebete, wie ich sicherlich schon erwähnt habe!«
    Die Glaubensstärke und Gottestreue eines so hochstehenden Geistlichen offen anzuzweifeln, war nicht nur eine unerhörte, fast schon gotteslästerliche Frechheit und Respektlosigkeit, sondern unter gewissen Umständen sogar lebensgefährlicher Leichtsinn.
    Abd el-Khaliq Madrasi hob zwar überrascht seinen Kopf, blieb aber dann erstaunlich ruhig und gelassen, abgesehen davon, dass die Farbe seines dunkelbraunen Gesichtes eine kleine Spur blasser geworden zu sein schien. Mit einem falschen Lächeln nahm der Großmufti den Fehdehandschuh auf, den ihm Attabek Zenghi soeben vor die Füße geworfen hatte.
    »Allahs Hilfe, wie wir alle aus dem Koran wissen, gehört vor allem den Tüchtigen und den Klugen, nicht jedoch den Faulen und den Dummköpfen! Glaube und Vertrauen ist gut, aber hat nicht der Prophet Mohammed – Friede und Segen sei mit ihm – gesagt: ›Binde zuerst die Füße deines Kamels, bevor du dich zum Gebet in der Wüste niederkniest‹? Wer seinen Verstand nicht gebraucht und keine rechte Balance findet zwischen weltlichen und spirituellen Belangen, der kann schwerlich auf die Hilfe Allahs des Allerhöchsten rechnen! Meine Glaubensstärke und Gottesfürchtigkeit ist also der Euren gewiss nicht unterlegen, hoch verehrter Herr Zenghi!«
    Die anwesenden Islamistenführer verfolgten den verbalen Schlagabtausch mit Spannung und wachsendem Vergnügen. Die gegenseitige Abneigung der beiden Muftis war schon lange kein Geheimnis mehr. Niemand hatte allerdings erwartet, dass Attabek die Auseinandersetzung ausgerechnet im religiösen Disput suchen würde, wo er dem redegewandten Rechtsgelehrten und Koranausleger wohl kaum das Wasser würde reichen können! Andererseits kannten sie Attabek als gerissenen Taktierer und begnadeten Selbstdarsteller, der immer für eine Überraschung gut war und sich gewöhnlich auch nur selten eine Blöße gab.
    Die untergehende Abendsonne ließ die blaue Fayence-Kuppel der nahegelegenen Bibi Khanum Moschee in ihrer ganzen überirdischen Pracht erglühen. Der Widerschein dieser Farben drang durch die Schlitze der Blendläden und verlieh dem Versammlungsraum eine märchenhafte, unwirkliche Atmosphäre. Attabek hob bedeutungsvoll das Mundstück der Wasserpfeife, aus dem gemächlich ein kleines Rauchwölkchen zur Decke stieg, das wie ein hauchdünner Schleier den Farben des Versammlungsraumes einen weiteren Blauton hinzufügte.
    »Gepriesen sei Allah der Höchste für seine weise Voraussicht, die er mir in seiner Gnade hat zuteil werden lassen. Es ist wahr, die Beine meines Kamels sind nicht gefesselt. Dennoch kann ich mich unbekümmert zum Gebet niederknien, denn ich habe es rechtzeitig der Obhut Gottes empfohlen! Es schläft und frisst nun ganz entspannt neben der Wasserstelle in einer umfriedeten Oase und wartet auf den Tag, an dem ich es wieder zu mir rufen werde!«
    Wie die Gesichter der Zuschauer bei einem Tenniswettkampf dem Fluge des Balles folgen, so flogen jene der Anwesenden zwischen den Gesichtern der beiden Disputanten hin und her. Was für eine willkommene Abwechslung! Selbst das unentwegte Blubbern und Brodeln der großen Wasserpfeife war gänzlich erstorben und der frisch eingeschenkte Tee in den Gläsern blieb unbeachtet. Abd el-Khaliq wusste nicht so recht, worauf Attabek eigentlich hinaus wollte. Mit forschem Tone versuchte er, seine Unsicherheit zu überspielen.
    »Nun, Ihr sprecht wohl nicht ganz ohne Grund in Rätseln. Ich hoffe allerdings immer noch, dass Ihr uns irgendwann endlich an Eurer göttlichen Erleuchtung teilnehmen lassen werdet. Soweit ich weiß, gewährt Ihnen Allah diese Gunst ja nicht gerade häufig, mein Lieber Herr Zenghi. Für uns alle vielleicht sogar ein guter Grund mehr, ihm für diesen weisen Entschluss ewig dankbar zu sein!«
    Die Kongregation war absolut hingerissen. Abd el-Khaliq lächelte geringschätzig und blickte Beifall heischend in die schweigsame Runde. Aller Augen waren aber zu seinem Ärger schon wieder erwartungsvoll auf Attabek gerichtet. Welches Kaninchen würde der Dicke wohl diesmal aus dem Hute

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