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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gibt, kann er ihr natürlich inoffiziell einen Hinweis geben. Ich habe das gelegentlich getan, und meiner Meinung nach habe ich richtig gehandelt.»
    «Er ist damals zwangsweise in Niuvanniemi eingeliefert worden. Kann er trotzdem freigelassen werden?»
    «So steht es im Gesetz. In einem Rechtsstaat kann man niemanden unbegrenzt einsperren.»
    «Nicht einmal den Teufel selbst?» Ich erinnerte mich an die Worte von Onkel Jari.
    «Wenn Keijo Kurkimäki die besten Psychiatrie-Experten überzeugt hat, ist er vielleicht wirklich geheilt. Ich bin bloß ein einfacher Polizist, ich brauche das nicht zu verstehen. Das Parlament erlässt die Gesetze, wir Beamten wenden sie nur an. Aber ich habe noch ein paar Verbündete, die mir sagen können, wie die Dinge stehen. Man hat mich bis zum Abschluss der Ermittlungen, also für immer, suspendiert, man hat mir das Telefon, die Dienstwaffe und den Zugang zum Intranet weggenommen, aber man kann meine alten Freunde nicht daran hindern, mit mir zu reden. Ich werde schon herausfinden, ob Kurkimäki probeweise entlassen wird und wann. Am besten mache ich mich gleich an die Arbeit.»
    An Laitios Fleecejacke hingen Katzenhaare. Ich erinnerte mich, wie sehr ich mich bei unserer ersten Begegnung vor ihm gefürchtet hatte; er hatte versucht, mich eines Mordes zu überführen, den ich nicht begangen hatte. Da ich es nicht über mich brachte, die allerwichtigste Frage zu stellen, zwang ich Reiska, es zu tun. Ich setzte die Schirmmütze auf und räusperte mich.
    «Wie viel Zeit haben sie dir gegeben?»
    «Wenn ich mich behandeln ließe, könnte ich noch ein halbes Jahr durchhalten, aber diese Quälerei will ich nicht. Ostern liegt dieses Jahr spät, aber vielleicht erlebe ich es noch. Den Mittsommer vermutlich nicht. Deshalb wollte ich dich auch sprechen. Trankow ist mir etwas schuldig. Er soll mir eine Waffe besorgen, deren Herkunft man nicht feststellen kann. Ich will nicht von den Ärzten abhängig sein, verdammt! Ich gehe, wann ich es will, in meinen eigenen Klamotten und mit einer Zigarre im Mund, nicht in Krankenhauswindeln. Du bist der einzige Mensch auf der Welt, den ich darum bitten kann. Sag Trankow, er soll mir einen Revolver besorgen.»

8
    Reiska versprach forsch, sich um die Sache zu kümmern, Hilja schwieg. Auch ich war Laitio ja einiges schuldig, ohne ihn hätte ich nie von Vanamo erfahren, und von manch anderem auch nicht. Ich hatte mich für besonders schlau gehalten, als ich Laitios Passwort für die Datenbanken der Zentralkripo entdeckt hatte, dabei hatte er es mir absichtlich zugespielt.
    «Du bist so mager geworden, dass man dich mal zu einem ordentlichen Essen ausführen muss. An meinem ersten freien Abend lade ich dich ins Sans Nom ein.» Das sagte Reiska, denn Hilja brachte immer noch kein Wort heraus, aber als Reiska konnte ich nicht ins Sans Nom gehen.
    «Aber nur, wenn der Koch Speckeintopf macht und keinen vegetarischen Klimbim. Ist es nicht komisch? Meine Alte hat jahrelang gemotzt, ich würde zu viel Fett essen, und jetzt drängt sie mir Butter und Sahne auf, damit wenigstens ein paar Kalorien im Körper bleiben, bevor ich wieder kotzen muss.» Laitios Lächeln war nie schön gewesen, aber diesmal war der Anblick entsetzlicher als je zuvor.
    «Ich schicke dir eine SMS , wenn ich freihabe, und hole dich dann im Taxi ab.»
    «Wer von euch beiden kommt?»
    «Hilja. Ist dieses Versteckspiel mit der Zentralkripo überhaupt noch nötig, wenn du ohnehin bald das Bistum wechselst?»
    «Ja, weil ich nicht weiß, was sie in Rytkönens Unterlagen gefunden haben. Dass er Stahl nachgespürt hat, war völlig legal, weil Stahl die Europol betrogen hatte. Der Mord an dem armen Penner war natürlich nicht legal, aber den wird man ihm nie nachweisen können. Wir sind die Einzigen, die davon wissen. Du, ich und Trankow.»
    An David Stahl banden mich nur meine Gefühle, aber von Trankow kam ich wegen unserer gemeinsamen Geheimnisse nicht mehr los. Deshalb hatte seine sehnsuchtsvolle SMS mich so erschreckt. Natürlich würde er mich nicht bei der Polizei verpfeifen, aber womöglich wollte er mich an Iwan Gezolian verraten. Sollte Reiska im Kloster Sant’Antimo um Asyl bitten? Ich sah mich als Mönch, in weißer Kutte und mit kahlgeschorenem Kopf. In der Klosterkirche hatte ein merkwürdiger, durchdringender Friede geherrscht. Aber ich war ja nicht wirklich Reiska.
    «Jetzt will ich endlich eine Zigarre», knurrte Laitio. «Streichhölzer hast du wohl nicht mitgebracht? In dieser

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