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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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ständig etwas Neues von uns und über uns.
    Julia rief mich, sie wollte mir einen Entwurf für ihr Brautkleid zeigen. Ich ging brav zu ihr. Zum Glück würde ich als Sicherheitskraft an der Hochzeit teilnehmen und nicht als Brautjungfer. Diese Rolle hatte ich noch nie spielen müssen, und es verlangte mich auch nicht danach. Als kleines Mädchen hatte ich gern Prinzessin gespielt wie alle anderen in meinem Alter, obwohl es in Hevonpersii nur wenige Accessoires gab: zwei alte Spitzengardinen und ein paar glitzernde Plastikketten, die Maija Hakkarainen mir geschenkt hatte. Die Mutter von Johanna Susi hatte Abendkleider besessen, die wir manchmal anprobierten; sie war immerhin die Frau des Zahnarztes und stammte aus einer vornehmen Familie. Johannas Mutter mochte mich nicht besonders, sie fragte fast jedes Mal, wenn ich zu Besuch kam, ob wir einen Kuhstall hätten. Offenbar fand sie, dass ich ländlich roch. Johanna war nur ein einziges Mal nach Hevonpersii gekommen, denn sie hatte Angst vor dem Plumpsklo, obwohl es in dem Häuschen eine Klobrille aus Styropor und geblümtes Papier gab und überhaupt keine Spinnweben an den Wänden hingen.
    Julia hätte über ein Plumpsklo wohl auch die Nase gerümpft. Ihre Familie war schon in der Sowjetzeit wohlhabend gewesen, ihr Vater hatte eine gute Position in der Partei gehabt.
    Vor dem Schlafengehen suchte ich im Internet nach Informationen über Iwan Gezolian, fand aber nicht viel. Auf der englischsprachigen Webseite einer weißrussischen Menschenrechtsorganisation wurde er als einer der Vertrauten und Finanziers von Präsident Lukaschenko genannt, doch das war keine überraschende Erkenntnis. Da ich gerade am Computer saß, schickte ich eine Mail an Bruder Gianni, in der ich ihm mitteilte, unser gemeinsamer Freund habe mir aufgetragen, mich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    Später, im Traum, ging ich wieder den Pfad zum Kloster Sant’Antimo hinunter. Ich sah das Sandsteingebäude und den gewaltigen Baum an der Mauer, dann die weiß gekleideten Mönche, die mir singend vorangingen. Es waren nicht nur Männer, in der Schar zogen auch meine Mutter und Mary Higgins mit und winkten mir, ich solle mich ihnen anschließen. Im Traum wusste ich, dass ich das Kloster nie mehr würde verlassen können, wenn ich mitginge, doch ich wollte unbedingt in der Nähe meiner Mutter bleiben. Vanamos helle Kinderstimme erhob sich über den Chor, sie sagte mir, vor dem Tod brauche man sich nicht zu fürchten.
    Mitten in der Nacht erwachte ich, weil jemand in meinem Zimmer war. Ich schloss es nachts nicht ab, denn die Sicherheitsvorkehrungen im Haus waren äußerst zuverlässig, und ich rechnete nicht damit, dass ein Außenstehender in die Wohnung eindringen konnte, ohne Alarm zu schlagen. Die magere Gestalt an meinem Bett war auch kein Fremder, sondern Juri. Ich setzte mich auf und knipste die Nachttischlampe an. Trankow zwinkerte in der plötzlichen Helligkeit.
    «Was zum Teufel schleichst du hier herum? Du wolltest doch bis morgen in Långvik bleiben?»
    «Syrjänen hat überraschend eine Besprechung mit einer Abgeordneten. Falls nach der Wahl die Regierung auf der jetzigen Parteienbasis gebildet wird, übernimmt sie möglicherweise das Ministerium, das für die Bauleitplanung zuständig ist. Sie hat morgen früh um acht Uhr eine Stunde Zeit und kommt hierher, denn das Gespräch soll ohne Zeugen stattfinden.»
    «Hat das etwas mit Kopparnäs und Syrjänens Projekt zu tun?»
    «Genau damit.» Juri kniete sich an mein Bett und fasste nach meinen Händen. «Wir waren zum Eislochfischen, aber nicht in Långvik, sondern vor Kopparnäs. Hilja, ich schwöre dir, dass ich bisher wirklich geglaubt hatte, es ginge um ein harmloses Bauprojekt, dessen Vorbereitung nur deshalb geheim gehalten wird, weil das Land zuerst privatisiert werden muss. Dazu muss man einige Leute schmieren, aber es ist an sich nicht illegal. Aber hinter der Sache muss noch etwas anderes stecken. Wir sind im Motorschlitten die Hügel rauf- und runtergefahren, obwohl dort gar keine Schlittenbahnen waren, und eine Frau hat uns angebrüllt, im Erholungsgebiet dürfe man nicht solchen Krach machen. Zum Glück hat sie Syrjänen wohl nicht erkannt. Usko fuhr von einem Steinhaufen und einer Ruine zur anderen und überlegte, welche Stelle Gezolian gemeint haben könnte. Er hatte einen Geigerzähler dabei.»
    Ich erinnerte mich an die rätselhaften Steintürme in Kopparnäs, auf meinen Wanderungen dort war ich auf zwei oder drei gestoßen.

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