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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Möglichkeit auf jeden Fall im Kopf. Ich muß mich danach richten, was für Cara das Beste ist. Wir sollten sie jetzt übrigens abholen. Sie fragt sich bestimmt schon, wo ich bin.«
    Sie fanden Cara bei Jane, und nach einem aus Brot und Käse bestehenden Mittagessen machten sie zu viert einen Spaziergang um den Zaun. Lindsay und Cara spielten zwischen den Bäumen Verstecken und Fangen, während Jane und Deborah hinter ihnen herschlenderten und über den Frieden und die Probleme, die das Leben in Brownlow mit sich brachte, diskutierten.
    Sie kehrten zum Camp zurück, als sich die Erwachsenen gerade zu einem Plenum im Versammlungszelt niederließen. Drei Stunden später bestand Einigkeit darüber, daß die am Vortag verhafteten Frauen, wenn sie dazu bereit wären, aus Gründen der Publicity die Gefängnisstrafe wählen sollten. Außerdem wurde beschlossen, beim Holloway Tor eine Schutzpostin aufzustellen, die Jane zu organisieren versprach. Dankbar registrierte Lindsay, daß diese Lösung der Freundin zumindest eine kleine Fluchtmöglichkeit bot, ohne ihr Gewissen zu belasten. Das Meeting verlief stürmisch, und Lindsay war froh, als alles vorbei war. Obwohl sie im Laufe der Zeit an so vielen derartigen Diskussionen teilgenommen hatte, war sie immer wieder leicht entmutigt von der destruktiven Art und Weise, wie Frauen trotz gemeinsamer Sache gegeneinander ankämpfen konnten.
    Deborah ging Cara holen, um sie ins Bett zu bringen, und Lindsay besuchte Willow und Jackie und deren Freundinnen. Dort gab es ein paar Gitarren, und bald tönten Friedens- und Liebeslieder, aber auch nostalgische Pophits aus dem Zelt. Deborah kam nach, und sie saßen alle dicht beieinander. Lindsay hatte das Gefühl, sich nie wieder der Gemeinschaft der Frauen um sie herum entziehen zu können. Sentimentale Idiotin, dachte sie und stimmte in den Refrain von I Only Want To Be With You ein.
    Kurz nach zehn begann die Runde auseinanderzubröckeln. Die meisten Frauen brachen zu den eigenen Zelten auf, und Lindsay und Deborah folgten ihnen. »Ich muß noch kurz mit Jane reden, wegen des Holloway Postens«, erklärte Lindsay. »Kommst du mit?«
    »Nein, wir sehen uns dann im Bus.«
    »Okay, es wird nicht lange dauern.«
    Deborah verschwand in der Dunkelheit hinter dem Kreis von Zelten, wo der Campingbus neben der Straße abgestellt war. Lindsay ging hinüber zum provisorischen Sprechzimmer, das Jane sich eingerichtet hatte. Sie traf die gestreßte Ärztin, wie sie gerade einen Karton mit Medikamentenmustern sortierte, die ein sympathisierender praktischer Arzt am Abend vorbeigebracht hatte. Trotz ihrer Müdigkeit freute sie sich offensichtlich, Lindsay zu sehen und machte eine Pause, um ihr die Pläne für die Schutzpostin zu erklären. Obwohl es Lindsay unter den Fingernägeln brannte, möglichst schnell wieder zurück zu Deborah zu kommen, zeigte die Uhr nach elf, als sie schließlich aufbrach.
    Nachdem sie die Zelte hinter sich gelassen hatte, fiel ihr zuerst das grelle Licht auf. Jetzt, wo die Armee das Gelände rund um den äußeren Zaun geräumt hatte, konnte man die provisorischen Bogenlampen schon von weitem sehen. Diese Tatsache war noch nicht besonders ungewöhnlich, da die Arbeiter immer wieder eine Nachtschicht einlegten, um den Frauen auf den Wachtposten aus dem Weg zu gehen.
    Sie blieb abrupt stehen, als sie drei auf das Camp zustrebende Gestalten bemerkte, deren Silhouetten sich gegen den düsteren Schein aus den Baracken innerhalb des Zauns abzeichneten. Zwei von ihnen waren unschwer als uniformierte Polizisten zu erkennen. Bei der dritten handelte es sich um einen großgewachsenen blonden Mann, der ihr schon zuvor einige Male in der Gegend aufgefallen war. Ihre journalistischen Instinkte hatten ihn als Staatspolizisten eingeordnet, und jetzt war es befriedigend, ihre Vermutung bestätigt zu sehen. Sie sah sich um, aber die wenigen anderen Frauen in Sichtweite befanden sich weit weg beim Lagerfeuer. Die meisten waren schon schlafen gegangen.
    Lindsay hatte keine Ahnung, was hier vorging und beschloß, es herauszufinden. Zu diesem Zweck war es am besten, nicht gesehen zu werden und nur zu beobachten und mitzuhören. Sie kauerte sich neben das nächstgelegene Zelt und versuchte, das Trio, das sich zwischen ihr und den Scheinwerfern bewegte, zu überholen, indem sie langsam ums Camp schlich. Als sie beim äußeren Kreis der Zelte angelangt war, preßte sie sich zu Boden, während die drei Männer an ihr vorbeigingen und auf Janes Zelt mit

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