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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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motorisiert?«
    »Draußen steht ein BMW Cabrio.«
    »Na, Sie müssen’s ja haben. Mehr, als Leute wie ich jedenfalls. Warten Sie im Auto.« Er stand auf. Das Gespräch war beendet.
    Leicht benommen vom Ausmaß ihres Erfolges fand Lindsay den Weg durch das Labyrinth der Gänge zum Parkplatz. Die hohen Absätze ihrer Stöckelschuhe gaben ihr das Gefühl, daß irgend etwas an ihr nicht stimmte, besonders jetzt, wo sie tagelang ausschließlich in schweren Stiefeln herumgelaufen war. Sie ließ sich auf den Sitz neben Cordelia fallen, die sie erwartungsvoll ansah.
    »Vielleicht sollte ich meinen Kopf untersuchen lassen«, seufzte Lindsay. »Wie ich mich heute wieder aufgeführt hab, völlig unglaublich! Gerade bin ich ins Büro des Kommissars hineinspaziert und hab’ ihm einen Deal angeboten, der Deborah das Gefängnis ersparen und mir ein paar gute Exklusivberichte sichern soll. Und für den Fall, daß wir alle sehr viel Glück haben, könnte er darüber hinaus den Kommissar in seinen Ermittlungen ein wenig weiterbringen. Mit dem Klassenfeind über Zusammenarbeit plaudern. Natürlich hatte ich erwartet, er würde mich im hohen Bogen hinauswerfen. Aber er biß an. Kannst du das glauben?«
    Lindsay umriß ihre Unterhaltung mit Rigano. Nachdem sie geendet hatte, bemerkte Cordelia in fragendem Tonfall: »Sieht er aus wie direkt von einem Porträt in den Uffizien geflüchtet?«
    »Das ist er. Wieso?«
    »Weil er gerade auf uns zukommt«, erklärte sie trocken, als Riganos Hand nach Lindsays Tür griff. Lindsay setzte sich kerzengerade auf und kurbelte das Fenster hinunter.
    »Offnen Sie mir bitte die hintere Tür«, sagte Rigano. »Ich glaube, die Sache ist geritzt.«
    Lindsay tat, worum er sie gebeten hatte und er stieg ein. Die Aversion war ihm anzumerken, mit der seine Augen über die luxuriöse Innenausstattung des Wagens glitten. »Fahren Sie Richtung Brownlow Common Cottages«, orderte er. »Nicht zu schnell. Ein Polizeiwagen fährt hinter uns.«
    Cordelia drehte den Zündschlüssel, legte den Gang ein und dann, bevor sie die Kupplung kommen ließ, drehte sie sich um und sagte: »Übrigens, ich bin Cordelia Brown. Wäre es allzu viel verlangt, Sie um Ihren Namen zu bitten?«
    »Nicht im geringsten«, erwiderte er höflich. Und wieder zeigte sich dieses Mona-Lisa-Lächeln auf seinem Gesicht. »Ich bin Kommissar Giacomo Rigano von der Polizei in Fordham. Entschuldigen Sie, daß ich mich nicht gleich vorgestellt habe. In der Zwischenzeit bin ich so daran gewöhnt, alle zu kennen, aber dabei vergesse ich immer wieder, daß diese Tatsache nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Weil ich wußte, wer Sie sind, nahm ich an, Sie würden mich ebenso kennen.«
    »Woher wußten Sie, wer ich bin?« fragte Cordelia mißtrauisch. Sie schien sich nie daran zu erinnern, daß sie als Autorin verschiedener Romane und einer erfolgreichen Fernsehserie eine mittlere Berühmtheit darstellte. Lindsay hatte sich oft darüber amüsiert.
    Wie üblich, ließ Rigano sich mit seiner Antwort Zeit. »Ich erkannte Sie von einem Foto.« Er legte eine Pause ein und gerade noch rechtzeitig, bevor Cordelia wieder in ihren paranoiden Vorstellungen zu schwelgen beginnen konnte, fügte er hinzu: »Auf einer Buchhülle, wissen Sie. Und, natürlich, vom Fernsehen.«
    Gut gemacht, stellte Lindsay überrascht fest. Sie fuhren los und Lindsay wandte sich in ihrem Sitz um. »Kommen wir zum Geschäft. Wie ist die momentane Lage?«
    »Ich habe mit Mrs. Crabtree gesprochen. Sie war nicht begeistert, aber ich hab’ sie überredet. Ich bringe Sie hin und stelle Sie ihr vor. Den Rest müssen Sie selbst erledigen. Vorausgesetzt, ich krieg’ nachher die Bänder und Kopien von der Abschrift, wie vereinbart. Als Gegenleistung muß ich wissen, wer letzte Nacht im Friedenscamp war, und wo sich die einzelnen Frauen zwischen zehn und elf aufgehalten haben. Wenn Sie mir diese Basisinformation geben können, weiß ich, mit wem ein Gespräch notwendig ist.«
    »Einverstanden«, stimmte Lindsay zu. »Aber vor morgen schaff ich das nicht.«
    »Also gut, morgen reicht. Die Leute, die immer schnelle Ergebnisse wollen, müssen auch einmal einsehen, daß diese – und jede andere – Untersuchung ihren eigenen Rhythmus hat.«
    »Nur, für die Einwohner hier ist das keine gewöhnliche Leiche wie jede andere, nicht wahr?« konstatierte Cordelia.
    »Das stimmt«, gab Rigano ihr recht. »Aber solange das mein Fall ist, bleibt er einfach ein Mann, der ermordet wurde. Für mich ist das das

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