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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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einzig Außergewöhnliche in diesem Zusammenhang.«
    Das muß dich bei deinem Chef ja sehr beliebt machen, dachte Cordelia. Worauf läßt Lindsay sich da wieder ein? Schon wieder einer von denen, die sich so betont abgrenzen müssen – nein danke.
    Cordelia steuerte vorsichtig durch das Gewühl von Journalistinnen und Fahrzeugen, das die enge Straße durch Brownlow Cottages in eine schmale Durchfahrt verwandelte. Lindsay registrierte, daß der blonde Beobachter sich verflüchtigt hatte. Vor der Crabtreeschen Auffahrt kurbelte Rigano das Fenster hinunter und rief dem diensthabenden Polizisten zu: »Öffnen Sie uns das Tor, Jamieson!«
    Der Wachtmeister führte die Anordnung aus, und als sie hineinkurvten, wurde die Wut auf den Gesichtern von Lindsays Rivalen immer deutlicher sichtbar. Sobald der Wagen stehenblieb, stieg Rigano aus und deutete Lindsay, ihm zu folgen. Augenblicklich wurde er durch Zurufe von den dreißig Meter entfernt stehenden Reportern bedrängt, die lautstark forderten an dem Gesprächs teilnehmen zu dürfen. Schnell beugte sich Lindsay zu Cordelia hinüber und redete nachdrücklich auf sie ein: »Hör zu, Liebste, hier muß ich allein fertigwerden. Aber vielleicht können wir wieder als Team arbeiten, wie damals. Würdest du ins Camp zurückfahren und Jane bitten, dir bei der Geschichte mit den Alibis zu helfen? Und schau, daß sie so wasserdicht wie möglich werden. Okay?«
    »Die Sache ist geritzt«, erklärte Cordelia lächelnd. »Wie der gute Herr Kommissar sagen würde.«
    »Toll. Wir sehen uns dann später«, entgegnete Lindsay, als sie aus dem Auto sprang und zu Rigano hinüberlief, der schon ungeduldig vor der Haustür wartete.
    »Mrs. Crabtree befindet sich allein zu Hause«, bemerkte er. »Vorhin hatte sie Besuch von ein paar Freunden, aber sie hat sie gebeten, zu gehen. Simon, der Sohn, ist unterwegs. Offensichtlich hat er etwas Dringendes zu erledigen. Also, eigentlich müßten Sie Gelegenheit finden, mehr als nur oberflächliche Fragen zu stellen, auf die wir ohnehin schon die Antworten wissen.«
    Er betätigte kurz fünfmal hintereinander den Türklopfer. Von drinnen vernahm man das hysterische Gebell eines Hundes. Als die Eingangstür aufging, zwängte Rigano sich in die Öffnung, um den unten an der Auffahrt harrenden Fotografen die Sicht zu verstellen. Mit einer Stellung seiner Beine, die einem Hockeytormann alle Ehre gemacht hätte, verhinderte er, daß sich ein wütender Foxterrier die Auffahrt hinunter und direkt auf die fotosüchtigen Vertreterinnen der Presse stürzte. Lindsay folgte ihm in eine großräumige Diele. Rigano legte seine Hand unter Mrs. Crabtrees Arm und führte sie zu einer Tür am Ende der Halle. Der Hund beschnupperte Lindsay mißtrauisch, gab einen langgezogenen Heulton von sich und hetzte dann den beiden anderen nach.
    Lindsay sah sich rasch um. Die sparsam verteilten Tischchen waren echt antik, der Teppich dunkelbraun und zum Versinken tief, die Bilder an den Wänden alte dunkle Ölgemälde. Hier roch es nach Geld, und zwar nicht nach erst kürzlich zusammengerafftem. So perfekt paßten die einzelnen Prunkstücke auch wieder nicht zusammen. Ein Teil von Lindsay empfand Neid, der andere Verachtung, aber im Moment hatte sie keine Zeit für eine genauere Erforschung ihrer Gefühle. Sie griff in ihre Tasche, schaltete das Aufnahmegerät ein und betrat als letzte den Raum.
    Zu dritt befanden sie sich in einem Wohnzimmer mit einem großen Eßtisch aus Rosenholz in der Mitte, der bequem acht Personen Platz bot. An der einen Wand thronte ein wuchtiges Büffet aus Mahagoni. Die andere Seite bestand praktisch ausschließlich aus hohen Glastüren. Auf dem Büffet glitzerten silberne Kerzenhalter und eine Schale mit Rosen in der gleißenden Mittagssonne. An den Wänden hingen ansprechende moderne Aquarelle von Cottagegärten. Lindsay versuchte, all das aufzunehmen und wandte sich dann der am Tisch sitzenden Frau zu. Ihre Haltung war genauso steif wie der geradlehnige Stuhl, auf dem sie saß. Der Hund lag jetzt zu ihren Füßen. Von Zeit zu Zeit öffnete er ein Auge, um zu kontrollieren, ob sich auch niemand ohne seine Zustimmung bewegt hatte.
    »Mrs. Crabtree, das ist Miss Lindsay Gordon. Miss Gordon ist die Journalistin, von der ich Ihnen am Telefon erzählt habe. Sie wird für Newsday eine Reportage verfassen. Ich gebe Ihnen mein Wort, Sie können ihr vertrauen. Haben Sie keine Angst, mit ihr über Ihren Gatten zu sprechen«, beruhigte Rigano sie.
    Emma Crabtree

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