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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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genauer nach, in Ordnung?« Obwohl Lindsay es kaum fassen konnte, hatte sie tatsächlich gerade die Kontrolle des Gesprächs und die der Aufgabenstellung übernommen.
    »Fein«, stimmte Duncan ihr gerade zu. »Schließlich bist du unser Mann vor Ort, und es klingt ja auch ganz vernünftig. Bleib dran, Mädel. Ruf mich morgen früh an.« Und schon war die Leitung tot. ›Mann vor Ort‹, mein lieber Schwan. Sie streckte dem Telefonapparat die Zunge heraus und machte sich in gemächlichem Tempo auf den Weg zurück ins Camp.
    Als die Zelte in Sicht kamen, fiel ihr gleich die veränderte Atmosphäre auf: Es war längst nicht mehr so ruhig wie vorhin. Vor dem Versammlungszelt bemerkte sie einige Gestalten. Als sie näherkam, erkannte sie Cordelia, Jane, Deborah, Nicky und einige andere Frauen. Nach Gesten und Körperhaltung der Frauen zu schließen, war gerade eine Auseinandersetzung im Gang. Lindsay beschleunigte ihre Schritte.
    »Lindsay!« rief Jane. »Gott sei Dank, daß du da bist. Vielleicht kannst du dieses Durcheinander klären.«
    Cordelia unterbrach sie ärgerlich. »Schau, Jane, ich hab’ es bereits gesagt, es gibt nichts zu klären. In Zukunft braucht ihr nicht mehr mit mir zu rechnen.«
    »Hört auf damit, ihr alle, und beruhigt euch erstmal«, versuchte Deborah zu beschwichtigen. »Jede von euch nimmt alles so wahnsinnig persönlich. Dabei geht es doch um etwas ganz anderes – um das Prinzip des Vertrauens. Und darum, den Menschen, denen wir einmal in einer Sache Zusammenarbeit versprochen haben, nicht ständig Verrat zu unterstellen. Versteht ihr?«
    »Heißt das, daß ich nicht vertrauenswürdig bin?« funkelte Cordelia zurück.
    »Für mich seid ihr das beide nicht«, murrte Nicky.
    »Es hat wirklich nichts mit dir zu tun, Cordelia«, erklärte Jane leicht unwirsch. »Den Frauen bereitet es eben Schwierigkeiten, Leuten zu trauen, die hier nicht direkt dazugehören. Sie haben ihren Vorrat an gutem Willen schon bei Lindsay aufgebraucht.«
    Der Verzweiflung nahe stöhnte Lindsay: »Würde jemand so nett sein und mir erklären, was zum Teufel hier los ist?«
    Die anderen warfen sich unsichere Blicke zu. Cordelia schnaubte. »Typisch«, stieß sie zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor. »Alles nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Schau her, Lindsay, es ist ganz einfach. Du hast mich darum gebeten, für dich und deinen geliebten Polizeimenschen die Alibis zusammenzutragen. Ich dachte, die schnellste und logischste Art der Durchführung wäre ein Treffen aller im Gemeinschaftszelt. Also habe ich Jane gebeten, ein Plenum zu organisieren. Das dann letztlich auch stattfand, aber nur um zu beschließen, daß ich nicht gut genug bin, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Also bin ich auf und davon, und nun stehen wir hier herum.«
    Lindsay seufzte. Jane sagte ohne ausgesprochene Verteidigungshaltung: »Ich glaube, das ist etwas übertrieben, Cordelia. Die Frauen haben es einfach nicht gemocht, wie eine Person, die von draußen hereinkommt, gleich eine Versammlung einberuft und Forderungen stellt. Es hat uns schon genug Nerven gekostet, zu einer Einigung zu gelangen, ob wir Lindsays Hilfe annehmen sollen oder nicht. Vielleicht hättest du ein bißchen weniger forsch auftreten können. Meiner Meinung nach hat euer Vorschlag immer noch Chancen, wenn ihr beide erklärt, weshalb wir die Information brauchen. Daß es einzig und allein darum geht, uns und Deborah zu schützen. Im Moment wirkt es nur so, als würden wir die Aufgaben der Polizei für sie erfüllen und uns sinnlosen Verdächtigungen aussetzen.«
    Cordelia machte ein finsteres Gesicht. »Ihr könnt so viel erklären, wie ihr wollt, aber laßt mich da raus. Mir reicht’s. Ich fahr’ zurück nach London«, sagte sie und stapfte weg zu ihrem Wagen.
    »Geht’s nicht noch etwas kindischer…?« stichelte Nicky begeistert weiter.
    »Hör schon auf«, fauchte Lindsay sie an. »Warum zum Teufel hat ihr kein Schwein geholfen? Debs, könntest du mit Jane hineingehen und die anderen beruhigen? Ich möchte kurz mit Cordelia reden, bevor sie fährt. Ich komm’ dann später, sobald ich kann.« Sie lief Cordelia nach und erwischte sie, noch bevor sie das Auto erreicht hatte.
    Lindsay griff nach ihrem Arm, aber Cordelia schüttelte sich los und setzte ihren Weg fort. Lindsay versuchte es ein zweites Mal und rief verzweifelt: »Wart einen Moment, ja?«
    Cordelia blieb mit hoch erhobenem Kopf stehen. »Worauf?«
    »Geh nicht so fort«, bat Lindsay. »Ich möchte

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