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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Rigano eingefädeltes Gespräch ein Kinderspiel sein würde. Nicht einmal seine Autorität konnte das bewirken. Sie machte sich daran, Stanhopes Einwände zu zerstreuen. Und das ging einfacher als befürchtet: Wahrscheinlich hatte er nur sein Gewissen beruhigen wollen. Außerdem erhielt sie die wichtige Information, daß Stanhope zur Tatzeit allein im Schafstall gewesen war.
    »Es gab zwei Geschichten, die Sie interessieren dürften«, meinte er. »Die eine ist vielen Leuten bekannt. Über die andere weiß nur eine Handvoll Bescheid. Was Sie mit der ersten anfangen, ist also ganz allein Ihre Sache, aber mit der zweiten Sache will ich ganz und gar nichts zu tun haben. Verstanden?«
    Lindsay nickte. »Okay, verstanden.«
    »Ich möchte wirklich in dem Zusammenhang nicht als Ihre Quelle genannt werden. Es ist mir sehr wichtig«, fügte er hinzu.
    »Ich sagte okay«, antwortete Lindsay. »Sie bekommen von mir Rückendeckung.«
    Er seufzte. »Die erste betrifft einen gewissen Paul Warminster, einen einheimischen Herrenausstatter. Er trat dem Steuerzahler-Verein kurz nach mir bei. Ständig zog er über die Frauen her und war überhaupt nicht einverstanden mit der Art, wie wir unsere Kampagne führten.
    Seiner Meinung nach sollten wir ›den Kampf ins feindliche Gebiet tragen‹, statt lediglich zu reagieren. Er schwang gern solche Reden. Während des Krieges muß er bei einer Söldnertruppe oder sowas gewesen sein. Er fand, wir sollten sie tatsächlich in kein Geschäft, kein Pub, kein Kino, einfach nirgends hineinlassen. Er wollte sie fertigmachen, sie durch Beschimpfungen und tätliche Angriffe aufreiben, ihnen das Leben so schwer wie möglich machen.
    Bis vor etwa einem Monat gelang es Rupert, ihn soweit unter Kontrolle zu halten. Paul ist dann bei den Wahlen für den Vorsitz gegen ihn angetreten und hat ihn auf groteske Weise angegriffen. Letztlich ging er soweit, Rupert als totalen Wischiwaschi hinzustellen. Er sollte froh sein, daß die Motorradrowdies ihr Schweineblut nicht über sein Haus leerten. Das, würde ich sagen, war sein großer Fehler. Wir haben uns immer von diesen Schlägertypen distanziert, die die Frauen im Camp terrorisieren. Klar hatte ich auch schon vorher Gerüchte gehört, daß Paul von unserer Ablehnung nicht begeistert war, wenn Sie mich recht verstehen. Wie gesagt, das war allgemein bekannt.
    Nun, Rupert wurde, wie es sich gehörte, mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Danach verkündete er, daß im Verein kein Platz mehr sei für Paul, nachdem seine Ansichten bei der Wahl so gründlich durchgefallen waren. Damit hat er Paul eigentlich keine andere Möglichkeit als den Austritt gelassen. Also ist er mit viel Trara abgerauscht, nicht ohne uns vorher klarzumachen, daß er im Recht wäre und Rupert im Unrecht. Er hat zwar keine ausdrücklichen Drohungen geäußert, aber der Schluß dazu lag nahe.«
    »Gut, Mr. Stanhope. Und der zweite Zwischenfall?«
    »Ich heiße Carl, bitte. Bin nämlich noch nicht alt genug für Mr. Stanhope.« Er versprühte seinen Charme literweise über sie.
    Lindsay verspürte ein starkes Bedürfnis, ihm auf die frischgewaschene Jeans zu kotzen. Aber mit einiger Anstrengung verbiß sie sich sogar das Zähneknirschen und beharrte: »Fein, Carl. Der zweite Zwischenfall.«
    »Schauen Sie, ich hab’s ernst gemeint, als ich sagte, daß ich meinen Namen aus alldem raus halten möchte. Wenn ich jetzt den Eindruck gewinne, Sie wollen mich da reinlegen, sag’ ich kein Wort mehr…«
    »Nicht doch«, beschwichtigte ihn Lindsay. »Ich hab’ schon vergessen, daß Sie es waren. Und jetzt erzählen Sie mir bitte die Einzelheiten.«
    »Die Geschichte stammt von jemandem, dessen Namen ich nicht nennen möchte. Aber sie stimmt ganz sicher, denn sie tauchte sogar in der Tagesordnung für die nächste Sitzung auf, allerdings ohne eindeutige Details. William Mallard, ein Grundstückmakler aus dem Ort, ist Kassenwart beim Verein. Wir sind eine ziemlich wohlhabende Organisation. Müssen wir auch, wenn wir für unsere Sache vor Gericht gehen wollen – denn das ist ganz schön teuer. Aber wir haben hier viele Anhänger, die alle eifrig in unseren Fonds einzahlen. Dazu kommen noch saftige Spenden aus allen Teilen des Landes.«
    »Mit anderen Worten, ein paar Hunderter sind immer auf der hohen Kante, das meinen Sie doch?« warf Lindsay verdrossen ein.
    »Na, schon eher ein paar Tausender«, berichtigte er plump. »Rupert machte sich Sorgen, daß wir mit unserem Geld nicht

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