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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sich auf den Rücken und streichelte leicht über Deborahs Wange. »Danke«, sagte sie und richtete sich halb auf, um Deborah ein Küßchen zu geben.
    Diese glitt neben sie und ihre beiden Körper verstrickten sich ineinander. Zu ihrer beider Überraschung wurde die freundschaftliche Umarmung fast augenblicklich zur leidenschaftlichen. »Bist du sicher, Lin?« flüsterte Deborah.
    Die Antwort war ein Kuß.

ACHT
    Gutgelaunt wirbelte Lindsay am nächsten Vormittag ins Fordhamer Kommissariat. Vorher war sie noch beim örtlichen Marks and Spencer eingefallen und hatte eine beige Hose und ein weiß und braun gestreiftes Hemd gekauft, das zu ihrer kaffeebraunen Jacke paßte. Sie war sowohl mit ihrem Aussehen als auch mit ihrer beruflichen Situation äußerst zufrieden. Die Ereignisse der letzten Nacht waren noch frisch in ihrem Gedächtnis, und solange sie nicht an Cordelia dachte, fand sie eigentlich alles ganz in Ordnung.
    Dieser beneidenswerte Gemütszustand dauerte an, bis sie vor dem Aufnahmeschalter stand. Lässig einige Zeitungen überfliegend leuchtete ihr zu ihrem Leidwesen nämlich von weiter hinten ein mittlerweile sattsam bekannter Blondschopf entgegen. Lindsay setzte ihren finstersten Gesichtsausdruck auf, als der Stapozist langsam zu ihr herübersah. Sie drückte auf die Klingel für den diensthabenden Beamten und kehrte dem Schalter den Rücken zu. Als der Wachtmeister schließlich Zeit für sie fand, war der Typ verschwunden.
    Rigano kam ohne Umschweife zum Thema. Sobald sie in seinem Büro Platz genommen hatte, ging er zum Angriff über. »Wir haben einen Zeugen, der Deborah Patterson gesehen hat, wie sie um etwa zehn Uhr fünfundvierzig die Landstraße zum Camp hinunterlief.«
    »In diesem Fall dürfte Sie Deborahs Aussage kaum überraschen«, gab Lindsay zurück. »Es ist alles da, Kommissar. Wohin sie ging, wann und weshalb.« Sie deponierte zwei Bündel Akten auf dem Schreibtisch. »Hier: Die Friedensaktivistinnen. Und da: Emma und Simon Crabtree.«
    Er setzte ein kaltes Lächeln auf. »Danke. Möglicherweise wäre alles ein wenig einfacher gelaufen, hätte Miss Patterson sich dazu bequemen können, diese Aussage etwas früher zu machen, finden Sie nicht auch?« Lindsay zuckte mit den Achseln. »Auf jeden Fall hab’ ich mit Stanhope geredet. Er erwartet Sie im George .«
    Ohne dem unausgesprochenen Hinauswurf Beachtung zu schenken zündete Lindsay sich gemächlich eine Zigarette an. »Wissen Sie, wo ich Rosamund Crabtree auftreiben kann?« erkundigte sie sich. »Ich hatte leider keine Möglichkeit von Mrs. Crabtree diese Information zu erhalten.«
    »Keine Ahnung, warum Sie sie treffen wollen«, brummte Rigano. »Die Art und Weise, wie dieser Fall sich allem Anschein nach entwickelt, zwingt uns, einen zweiten eingehenden Blick auf Miss Patterson zu werfen. Aber wenn Sie durchaus wollen, probieren Sie’s. Am ehesten wird sie bei der Arbeit anzutreffen sein. Sie führt gemeinsam mit einer Partnerin dieses vegetarische Restaurant in London. Rubinröte heißt es.«
    »Rubinröte?« rief Lindsay. »So was verrücktes!«
    Er warf ihr einen unsicheren Blick zu. »Eigenartiger Name, hä?«
    »Darum geht’s nicht. Sondern um die ständig wiederkehrende Erkenntnis: ›Wie klein ist die Welt‹.«
    »Sie kennen das Lokal?«
    Lindsay nickte. »Ziemlich gut sogar. Wir sind recht oft dort.«
    »Das überrascht mich. Ich hätte Sie eigentlich nicht mit diesen Grünfutterfressern in Verbindung gebracht. Aber Sie kommen noch zu spät zu Ihrer Verabredung mit Carlton Stanhope, und das halte ich für gar nicht ratsam. Außerdem möchte ich über Ihre Fortschritte informiert werden. Wenn Sie zu Mittag nichts vorhaben: Ich bin im Clubraum vom Frog and Bassett in der Brownlow Road. Und jetzt wird’s höchste Zeit: Sonst ist er weg, bevor Sie kommen.«
    Lindsay stand auf. »Wie werde ich ihn erkennen?« fragte sie.
    Rigano lächelte. »Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl. Erstens lungern an einem Dienstag um halb elf vormittags nicht so wahnsinnig viele Leute in Hotelhallen herum. Und dann hab’ ich ihm eine Beschreibung von Ihnen gegeben – ich kann mir nicht vorstellen, daß es zu ernsthaften Problemen kommt.«
    Lindsay runzelte die Stirn. »Danke«, brummelte sie auf dem Weg zur Tür. »Wahrscheinlich sehen wir uns beim Mittagessen. Ach ja, und übrigens, richten Sie Ihrem Bluthund von der Staatspolizei aus, daß er mich nicht überallhin verfolgen muß. Ich hab’ nicht vor abzuhauen.« Sie gratulierte sich zu dem

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