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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Camp«, merkte Lindsay an.
    »Ja schon, aber früher war die Gegend dort sehr begehrt, es wurden die höchsten Grundstückspreise erzielt. Und nun braucht es viel Überzeugungsskunst, sie überhaupt loszuwerden. Da wären wir.«
    Sie betraten ein kleines Büro mit einem schäbigen Schreibtisch, ein paar einfachen Stühlen und einem Aktenschrank. »Bitte, meine Liebe, bedienen Sie sich«, Mallard fuchtelte vage mit den Händen durch die Luft und schloß den Schrank auf. »Die Akten des Vorsitzenden und meine in den oberen Schubladen. Protokolle in der zweiten Reihe. Korrespondenz in der dritten und Schreibpapier ganz unten. Schauen Sie überall hinein, wo Sie wollen, wir haben keine schlimmen Geheimnisse.«
    »Sind Sie noch eine Zeitlang in Ihrem Büro? Vielleicht kommen mir ein paar Sachen unter, zu denen ich Sie gern gefragt hätte.«
    »Selbstverständlich, selbstverständlich. Ich bin bis halb eins hier. Sicher werden Sie bis dahin durch sein. Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung.« Zum letzten Mal warf er ihr zwinkernd einen vor Lauterkeit triefenden Blick zu und verschwand die Treppe hinunter.
    Lindsay seufzte tief auf und griff nach zwei dicken Ordnern in der obersten Reihe des Aktenschranks. Beide trugen die Aufschrift ›Steuerzahler gegen die Zerstörung Brownlows. Vorstandsmappe.‹ In roter Tinte war in derselben Schrift ›Eins‹ und ›Zwei‹ darauf vermerkt. Sie setzte sich an den Schreibtisch und öffnete ihre Tasche, der sie einen großformatigen Notizblock, einen Kuli und ihren Walkman entnahm. Sie schob eine Django Reinhardt Kassette hinein und begann mit dem Durchforsten der Papiere.
    Die erste Mappe brachte keine interessanten Neuigkeiten. Lindsay stopfte die Papiere zurück in den Ordner und öffnete den zweiten Deckel. Beim Herausnehmen der Dokumente fiel klappernd eine Kassette auf den Tisch. Neugierig begutachtete sie den überraschenden Fund. Auf dem mit der Hand, aber nicht in der ihr mittlerweile vertrauten Schreibweise Crabtrees, beschrifteten Etikett stand: ›Sting: The Dream of The Blue Turtles‹. Erstaunt legte Lindsay sie zur Seite und setzte ihre Arbeit fort. Als ihr eigenes Band zu Ende war, beschloß sie, auf Sting umzusteigen. Aber statt der bekannten Eröffnungsakkorde tönte eine fremdartig klingende Folge von Zisch- und Piepslauten an ihr Ohr. Geräusche, die an Empfangsstörungen im Radio erinnerten. Lindsay wußte sehr wenig über Informationstechnik. Aber sie hatte genug mitgekriegt um zu vermuten, daß dieses Band hinter seiner harmlosen Beschriftung ein Computerprogramm auf Kassette verbarg. Und richtig entschlüsselt erklärte es womöglich ganz genau, was es hier in Rupert Crabtrees Vorstands-Akten zu suchen hatte. Sie dachte an die Computer, die sie hatte unten stehen sehen und überlegte, ob die wahren Hintergründe der Vereins-Finanzen nicht dort aufbewahrt wurden.
    Rasch arbeitete sie sich durch die Finanzberichte und machte sich entsprechende Notizen. Trotz einiger unnötig komplizierter Verfahrensweisen im Buchhaltungssystem schien alles in Ordnung. Schließlich überflog sie noch Protokolle und Korrespondenz. »Reine Zeitverschwendung – verdammt!« schimpfte sie leise vor sich hin, während sie alles an seinen Platz zurückstellte. Ihr Auge fiel wieder auf die Kassette, und sie fragte sich, ob sie die Erklärung zu Crabtrees Fragen bezüglich des Geldes enthielt. Sie warf das Band gemeinsam mit ihren Sachen in ihren Beutel und machte sich auf den Weg ins Erdgeschoß, um sich in die Auseinandersetzung zu werfen, auf die sie schon seit dem Frühstück eingestellt war. Als sie um die Ecke bog, sah sie einen Unbekannten Mallards Büro verlassen. Von oben konnte sie außer einem Hinterkopf mit angegrauten rötlichen Haaren und Schultern, die in einem Tweedjacket steckten, nichts erkennen. Als sie unten ankam, war der Mann weg.
    Sie streckte ihren Kopf durch Mallards offene Tür. »Kann ich reinkommen?« fragte sie.
    »Aber natürlich, natürlich, meine Liebe«, bekundete er strahlend. »Ich nehme an, unsere Papiere haben Ihnen einen sehr langweiligen Vormittag bereitet.«
    »Es war harte Arbeit«, gab Lindsay zu. »Ich wundere mich, daß Sie das Ganze nicht auf Computer umstellen – wo Simon Crabtree doch in dem Geschäft ist.«
    Mallard nickte. »Völlig richtig, ganz meine Meinung. Aber Rupert wollte nichts davon hören. Rechtsanwälte, verstehen Sie. Sehr konservativ in ihren Methoden. Nicht wie wir. Unser Kundenbüro macht vielleicht einen sehr traditionellen

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