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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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so alles passiert ist, mache ich mir eben Sorgen. Du weißt nicht vielleicht, wo sie stecken könnte?«
    »Es tut mir leid, Cordelia, ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, daß sie sich meldet. Sie sollte heute abend in die Klinik kommen, um Deborah zu besuchen, aber sie ist nicht aufgetaucht. Ich bin mit Cara absichtlich erst so spät hin, um Lindsay mehr Zeit mit Deborah zu lassen, aber der diensthabende Polizeibeamte meinte, Lindsay wäre gar nicht dort gewesen. Ich hab’ mich ganz schön gewundert, wo sie doch heute früh beim Verabschieden noch extra gesagt hat, wir würden uns bestimmt am Abend im Krankenhaus treffen«, erklärte Jane.
    »Wann hast du Lindsay also zum letzten Mal gesehen?« fragte Cordelia.
    »Heute früh, kurz nach neun. Sie war bei Deborah drinnen und ich bin mitgegangen, um sie moralisch zu unterstützen. Sie kam heraus und fragte, ob ich allein zum Camp zurückfahren könnte, sie würde dringend nach Oxford müssen. Hör mal, Cordelia, mach dir keine Sorgen um sie. Wahrscheinlich hat sie etwas in Zusammenhang mit ihrer Arbeit aufgehalten«, bemühte Jane sich, sie zu beruhigen.
    »Nein«, erwiderte Cordelia. »Ihre Redaktion spielt total verrückt, weil sie sich dort auch nicht gemeldet hat. Es ist eigenartig – sie war in der Zwischenzeit hier und hat eine Nachricht hinterlassen. Und seither weiß kein Mensch, wo sie sich herumtreibt. Wieso sie nach Oxford fuhr, hat sie nicht erwähnt? Oder wen sie dort treffen wollte?«
    »Sie hat keine Namen genannt, aber es muß etwas mit einem Computer zu tun haben«, bemerkte Jane. »Es tut mir leid, daß ich keine größere Hilfe bin.«
    »Aber nein, das war schon sehr viel«, beteuerte Cordelia. »Sollte sie rein zufällig doch noch auftauchen, sag ihr bitte, sie soll so rasch wie möglich im Büro anrufen? Es ist ganz wichtig. Und mich auch.«
    »Natürlich«, versprach Jane. »Hoffentlich erwischst du sie bald. Vermutlich rennt sie gerade einer Story nach, die im Augenblick das Wichtigste auf der Welt für sie ist. Ich bin sicher, es geht ihr gut, Cordelia.«
    »Tja, danke. Auf bald.« Cordelia legte auf. Oxford und Computer. Das konnte nur Annie Norton heißen. Sie lief zurück zu Lindsays Schreibtisch, um die Nummer von Annie herauszuklauben. Im Ordner war sie nicht und im Adressenregister nur ohne Telefonnummer. Cordelia sah im Telefonbuch nach, war aber nicht überrascht, als sie entdeckte, daß Annie nicht drinstand. Ihr Pech ließ sie nicht im Stich. Bei einem neuerlichen Durchforsten von Lindsays Adreßbuch stieß sie schließlich auf die Namen dreier gemeinsamer Freundinnen, die möglicherweise im Besitz von Annies Nummer waren. Wie vorauszusehen, kostete es sie drei Anläufe, bevor sie ihr Ziel erreichte.
    Annies Telefon läutete fast ein Dutzend Mal, bevor sie ranging. Sie klang nervös, als sie sich meldete.
    »Annie? Es tut mir leid, dich zu stören. Hier spricht Cordelia Brown«, entschuldigte sie sich. »Ich habe nur eine kurze Frage, und zwar ob du vielleicht weißt, wo Lindsay stecken könnte? Sie ist nämlich unauffindbar, wie vom Erdboden verschluckt und ihre Redaktion versucht die ganze Zeit verzweifelt, sie zu erreichen.«
    »Es tut mir leid, Cordelia, aber ich hab’ wirklich keine Ahnung. Sie war zwar heute bei mir, hat mein Büro aber gegen halb elf wieder verlassen. Und ich weiß nicht, wo sie dann hinwollte.« Die Idee, das Gespräch fortsetzen zu müssen, schien Annie nicht sehr zu erbauen.
    »Es tut mir sehr leid, wenn mein Anruf ungelegen kommen sollte…«, warf Cordelia ein.
    »Ich hab’ nur ein paar Leute zum Abendessen hier, das ist alles«, erklärte Annie.
    »Ich mach’ mir solche Sorgen um sie, Annie. Das sieht ihr doch sonst nicht ähnlich. Nicht, wenn sie in einer Arbeit steckt. Dazu ist sie viel zu gewissenhaft. Was wollte sie denn eigentlich wissen?«
    Annie ließ sich vom Kummer in Cordelias Stimme erweichen. »Ich hatte eine Computerband für sie analysiert, und heute hat sie vorbeigeschaut, um die Ergebnisse abzuholen. Sie wollte sicher am Abend in London sein. Dieser Angriff auf Deborah hat ihr ganz schön zugesetzt. Ich glaube, sie war ziemlich verstört.«
    »Das weiß ich«, antwortete Cordelia, »aber worum ging’s überhaupt bei dem Band? Was für ein Fabrikat war das denn?«
    »Eine normale Kassette.« Das paßte, überlegte Cordelia und dachte an das Band in der Stereoanlage. »Aber ich glaube, du solltest die Fragen besser Lindsay stellen. Ich kann leider nicht darüber reden. Ich möchte dir ja

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