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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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vorkam. Er überredete mich, meine Tochter Eva zu nennen, da sie eine Frau war, die angeblich aus einem Mann entstanden war. Auch eine Geschichte aus seinem heiligen Buch.

    Mir war das gleichgültig. Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, Vater zu sein.
    Trotzdem waren die Kinder eine willkommene Abwechslung.
    Sie halfen uns über die Langeweile der endlosen Tage des L-Sprungs hinweg. Noch niemals hatten zwei Chozen — nicht einmal die Zweiten — soviel Zuwendung, soviel Erziehung und Belehrung erfahren. Beide waren bereits Miniaturausgaben von erwachsenen Chozen und konnten mehr oder weniger vollständige Sätze sprechen, als sie achtzig Tage alt waren. Ham und Eva waren für uns eine solche Bereicherung, eine so willkommene Abwechslung, daß wir uns kaum Gedanken über die ethischen Probleme und die sich daraus ergebenden Konsequenzen machten.
    Ein Wamsummer ertönte und kündigte an, daß wir in wenigen Minuten aus dem L-Sprung auftauchen würden. Das Summen war ein so harter Einbruch in unsere Routine, und wir hatten jedes Zeitgefühl so vollkommen verloren, daß ich ein paar Sekunden brauchte, um die Bedeutung dieses Signals zu erkennen.
    Die Kinder kamen zu uns, in panischer Angst vor dem neuen, unbekannten Geräusch, das für unser empfindliches Gehör grell und irritierend klang.
    »Es wird wieder einen harten Stoß geben«, warnte ich George.
    Dann wandte ich mich an die Kinder: »Ihr braucht keine Angst zu haben, es wird euch nichts geschehen. Wir werden nur etwas durchgeschüttelt und umhergestoßen.«
    Der Summer ertönte wieder, jetzt in regelmäßigen Intervallen.
    Ich begann zu zählen.
    »Zehn . . . neun . . . a c h t . . . sieben . . . sechs . . . f ü n f . . .vier . . . d r e i . . . z w e i . . . eins . . . «
    Rummms!
    Das ganze Schiff erzitterte, und wir wurden eine Weile hin- und hergeschleudert, aber diesmal waren wir darauf vorbereitet und konnten die Stöße abfangen. Die Kinder waren verängstigt und schrien, und nachdem es vorbei war, beruhigten wir sie.
    Als das erledigt war, überprüfte ich den Computer. Wir waren noch immer ein gutes Stück von der Relaisstation entfernt, und bewegten uns jetzt mit Unterlichtgeschwindigkeit auf sie zu. Ich konnte sie bereits hören, das heißt, der Computer hörte sie und gab die Information an mich weiter — einen auf- und abschwellenden Ton, noch sehr leise, noch weit entfernt.
    Wir brauchten zwei Tage, um die Station zu erreichen.

    Ich kannte sie gut da ich sie selbst bei meinem letzten Flug eingerichtet hatte. Und das Relais, zu dem es sandte, kannte ich ebenfalls, und auch die übernächste. Dies war mein Gebiet, seit zehn Jahren.
    Die Relaisstationen waren unbemannte Außenposten, dienten als Ansteuerungs- und Navigationspunkte, und sie hatten Räume, in denen man für eine Weile leben konnte, wenn man Hilfe brauchte. Und sie konnten einen langen, röhrenförmigen Nachrichten-Zylinder abschießen, der im L-Sprung zur nächsten Station geschickt wurde, mit einer Geschwindigkeit, die kein Mensch hätte ertragen können.
    So eine Nachricht konnte über die Kette der Relaisstationen innerhalb weniger Stunden eine Station der Seiglein-Corporation erreichen. Wie lange ich auf eine Antwort warten mußte, hing davon ab, in welcher Zeit meine Nachricht dechiffriert, und die Antwort meiner Bosse formuliert wurde. Wenn sie sofort antworteten, konnte ich sie in ungefähr acht Stunden erwarten. Ich war sicher, daß es eine lange Konversation werden würde, da sie vermutlich eine Menge Fragen hatten.
    Plötzlich wurde ich nervös.
    »Was soll ich ihnen sagen, George?« fragte ich. »Und wieviel?«
    Er kaute einen Moment lang an seiner Unterlippe.
    »Darüber habe ich in den letzten Stunden dauernd nachgedacht«, sagte er schließlich. »Wir müssen ihnen die Wahrheit sagen. Wird es eine visuelle Nachricht?«
    Ich nickte. »Dies ist sie automatisch.«
    »Dann müssen Sie ihnen die volle Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit. Machen Sie es so dramatisch wie möglich, Sie sind ja der lebende Beweis der Wahrheit. Aber erwähnen Sie mich und die Kinder nicht. Wir bleiben im Schiff.«
    Ich blickte ihn prüfend an. »Schlechtes Gefühl7«
    Er zuckte die Achseln. »Nennen Sie es Vorsicht. Allein stellen Sie keine Bedrohung dar. Aber vier von uns — und eins davon weiblich — sind eine Bedrohung. Denken Sie an Eva.«
    Ich sah, daß er recht hatte, und stimmte zu.
    Der Computer dockte das Schiff automatisch an der Schleusenkammer der Station an, und ich konnte

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