Das Netz Der Grossen Fische
ausgiebig parfümieren wird.«
»Also, das musst du mir jetzt schon genauer erklären!«
»Ich glaube, Di Blasi hat nur das Gleiche getan wie schon andere Kollegen, nämlich: bewusst einen Beschluss verfasst, der, wie man so sagt, einen eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus hat.«
»Du meinst Beschlüsse, die absichtlich so formuliert waren, dass sie einer Berufung nicht standhielten?«
»Ganz genau. Di Blasi ist viel zu intelligent, um die Inhaftierung mit einem Haufen leicht widerlegbarem Schwachsinn zu begründen. Nein, meiner Ansicht nach war die Nichtbestätigung genau das, was Di Blasi erreichen wollte.«
»Aber wieso denn, Himmel noch mal?«
»Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Die erste, die mireinfällt, ist, dass er Manlio in Sicherheit wiegen will, damit der dann vielleicht einen Fehler macht. Denn gegen ihn wird ja weiterhin ermittelt, auch wenn Galletto die Indizien infrage stellt. Und es gibt noch eine Erklärung, die mir mehr und mehr die logischste von allen zu sein scheint. Aber die will ich dir im Moment noch nicht verraten.«
»Na, jedenfalls ist Troinas Erklärung nutzlos, und ich werde sie rausschneiden.«
»Nein, lass sie drin. Sie ist kurz, und wir senden sie anstelle der letzten, die wir nicht gebracht haben. Sonst wird er möglicherweise noch anfangen, sich zu beschweren. Beeil dich, es sind nur noch zehn Minuten bis zum Sendebeginn. Achte in deinem Kommentar darauf, dass du die letzten Worte von Galletto genau erklärst. Die müssen alle verstehen.«
Und so würde allen der starke Widerspruch zwischen Troinas finsterer Miene und der im Grunde entlastenden Erklärung Gallettos auffallen, und man würde sich fragen, woran das wohl lag. Er gab keine gute Figur ab, der Herr Verteidiger.
Er wollte gerade in sein Büro zurück, als das Telefon wieder klingelte.
»Für Sie«, sagte der Techniker.
Es war Pace.
»Michè, dieser Transfer des Aktienpakets löst ein Erdbeben aus, das hat Jannuzzo mir gesagt. Ich bin mit ihm beim Mittagessen. Heute um vier findet eine Gesellschafterversammlung statt.«
»Und was können die entscheiden?«
»Jannuzzos Ansicht nach – der auch ich mich anschließe –will der, der jetzt das ehemalige Aktienpaket von Scimone hält, die Oberhand gewinnen.«
»Weiß man, wer das ist?«
»Noch nicht. Aber heute muss er zwangsläufig an die Öffentlichkeit treten. Michè, das hier ist wirklich wichtig. Und ich muss zu jeder Zeit wissen, wie ich vorgehen soll.«
»Ich bin erreichbar. Ruf mich an, wann immer du willst.«
Als er hinunterging, war Cate vom Mittagessen zurück.
»Ich hatte der Telefonzentrale Bescheid gesagt, sie sollen die Anrufe für Sie in den Schneideraum umleiten.«
»Gut gemacht, danke.«
Als er gerade in sein Büro gehen wollte, sah er Giacomo Alletto auftauchen, dem die Augen vor Aufregung fast aus dem Kopf quollen.
»Gerade eben hat mich ein Freund aus der Questura angerufen. Wie es aussieht, hat Bonanno wohl darum gebeten, von der Ermittlung in Sachen Manlio suspendiert zu werden.«
»Und warum?«
»Die üblichen persönlichen Gründe. Ich werde jetzt mal überprüfen, ob die Nachricht stimmt oder nicht.«
Und das bedeutete, dass die Maschine nicht nur in Gang gesetzt worden war, sondern auch bereits Fahrt aufgenommen hatte und nun alle, die sich ihr in den Weg stellten, unter sich zu zermalmen drohte.
Vielleicht war Bonanno der Erste von denen, die nicht rechtzeitig ausgewichen waren.
Und das Beste war, dass derjenige, der den Zündschlüssel umgedreht hatte, nämlich Galletto, sich dessen gar nicht bewusst war. Man hatte ihn absichtlich auf den Fahrersitz gesetzt, und weil man ihn gut kannte, wussten alle, dass er früher oder später den Motor anwerfen würde.
»Michè? Alfio hier.«
»Was gibt’s?«
»Ich bin jetzt angekommen, aber ich bin zu müde, um gleich ins Büro zu gehen. Ich ruhe mich noch ein bisschen aus, und um fünf komme ich dann.«
Alfio hatte von Gallettos Erklärung erfahren. Und weil die Lage sich nun kompliziert hatte, musste er zu Filippone, um von ihm entsprechende Anweisungen zu erhalten. Wer auch nur einen falschen Schritt machte, lief Gefahr, in die Bahn der Maschine zu geraten.
Daher überraschte ihn der Anruf nicht sonderlich, den Cate gegen drei Uhr zu ihm durchstellte, so ungewöhnlich und dem normalen Procedere widersprechend er auch war.
»Hier ist Di Blasi. Buongiorno.«
»Buongiorno, Dottore.«
»Wir hatten beide noch nicht die Gelegenheit, uns persönlich kennenzulernen,
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