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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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unterschiedlicher Atome und Moleküle. Er hat als solcher weder einen Zweck noch einen Namen. Würde es nur einen einzigen Hammer geben, der durch das weite Universum streift, hätte dies keine Bedeutung. Der Hammer wäre eigentlich kein Hammer, sondern ein Asteroid. Erst wenn du seine Funktion erkennst, dass du mit ihm einen Nagel in die Wand schlagen kannst…«
    »… oder mir auf den Daumen hauen…«
    »… dann wird er ein sinnvoller, unterscheidbarer, wesentlicher Baustein deiner Welt.«
    »Ob ein schwarzer Fingernagel so sinnvoll ist…? Für mich klingt das alles ziemlich abgehoben.«
    »Diese Interpretation stammt nicht von mir. Du kannst sie bei den Philosophen Martin Heidegger und Maurice Merleau-Ponty nachlesen.«
    »Und was haben die mit meinen Träumen zu tun?«
    »Ganz einfach. Dein Illusion ist keine falsche Welt, sondern genauso wirklich wie die, welche du im Wachzustand wahrnimmst. Du siehst sie nur mit anderen, mit nach innen gerichteten Augen. Ich habe deine Neuronen-Aktivierungsmuster beobachtet, während du durch den Cyberspace gereist bist, Sternchen. Ich sage dir, das war ein wahres Feuerwerk! Eine Welt, die es nicht gibt, kann so etwas nicht bewirken.«
    Stella schmiegte sich enger an ihren Vater. Sie spürte ein Frösteln. »Ich finde das irgendwie unheimlich. Die Welt, in der du und Viviane seid, ist mir, glaube ich, lieber.«
    Salomon lachte. »Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich möchte genauso wenig auf dich verzichten wie auf Viviane. Wenn du heute beschließen würdest, für immer nach Illusion auszuwandern, dann wäre ich ziemlich erschüttert.«
    »Also da kann ich dich beruhigen. Mir…« Stella hielt abrupt inne. »Es sind dort so viele Dinge passiert, die ich nicht begreife. Zum Beispiel dieser Schatten, der sich später in einen Wachposten verwandelt hat. Warum träume ich solche Dinge?«
    »DiCampo hat sich ziemlich darüber aufgeregt, dass du beinahe in einen geschützten Datenbereich eingedrungen bist. Ich werde ihm das nachher erklären müssen, aber keine Angst: Er erfährt von mir nicht mehr als unbedingt nötig.«
    »Du wirst das schon machen, Paps. Was war das übrigens für ein geheimnisvoller Datenbereich, in den ich da fast geraten wäre?«
    »Angeblich Konstruktionspläne des Intruders. Du weißt ja, wie hysterisch DiCampo werden kann, wenn er seine kostbaren Geheimnisse gefährdet sieht. Aber es ist ja auch nichts passiert. Ein Sicherheitsmann hat dich zurückgehalten. Ich nehme an, dein Unterbewusstsein konnte mit ihm nicht viel anfangen, als er plötzlich von dir wahrgenommen wurde. Deshalb war er zunächst nur ein nichts sagender Schatten. Erst als er mehr über sich und seine Funktion verriet, hat dein Gehirn daraus das Bild eines Wächters erschaffen.«
    Stella nickte. Das leuchtete ihr ein. »Aber der andere Schemen. Er hat zwar auch zu mir gesprochen, aber er blieb trotzdem völlig diffus, einfach eine dunkle Wolke. Genauso war es später, als ich ihn in Blaxxun wiedergesehen habe.«
    »Ich werde noch einmal dein Reiselogbuch durchsehen. Anscheinend ist da außer dir noch jemand heimlich in den Server der Minengesellschaft eingedrungen. Natürlich hat die betreffende Person versucht sich zu tarnen. Deshalb hast du sie nur als Schatten…«
    »Der Minengesellschaft?«, unterbrach Stella, der erst jetzt richtig bewusst geworden war, was ihr Vater gesagt hatte.
    Salomon nickte. »Amico ist deine recht phantasievolle mentale Übersetzung von Australian Mining Company, kurz AMiCo. Du erinnerst dich? Das ist die Firma, deren Riesenlastwagen vergangene Woche verrückt gespielt haben. Dorthin bist du von DiCampo geschickt worden.«
    »Vom Bund des Lindwurms, meinst du.«
    »Das ist deine…«
    »… mentale Übersetzung. Jetzt hab ich’s verstanden. Trotzdem würde mich interessieren, wer hinter dem Schemen steckt, und noch viel mehr, wer dieser Lindwurm ist – komisch, dass sie alle vor mir geflohen sind. Und dann dieser Kinderchor mit seinem garstigen Lachen. Ich sage dir, das war vielleicht unheimlich!«
    »Das Gehirn kann uns allerlei Streiche spielen. Während dein Reiseprotokoll über den Bildschirm flitzte, habe ich mehrmals einige scheinbar völlig sinnlose Übertragungen beobachtet, vielleicht Füllzeichen oder so etwas. Es könnte durchaus sein, dass deine Wetware aus solchem ›Datenrauschen‹ ein Gelächter gemacht hat.«
    »Und die beiden Typen, die mir am Anfang das Frettchen abjagen wollten? Dieser della Valle hat mich sogar bis zum

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