Das Netz der Schattenspiele
Schluss verfolgt. Sind die auch nur Einbildung?«
»Ich behaupte ja nicht, dass du dir das alles nur vormachst, Sternchen. Es gibt durchaus einige Dinge in deinem Traum, denen ich unbedingt nachgehen muss. Mir ist aufgefallen, dass unser Italiener kurz nach deinem Reiseantritt aus dem Beobachterzimmer verschwunden ist. Später, vor und nach deinem Treffen mit Jessica, bist du diesem della Valle noch einmal begegnet, und da befand sich DiCampo auch nicht im Raum.«
»Was willst du damit sagen?«, hauchte Stella.
»Nichts. Noch nichts«, verbesserte sich Salomon. »Diese seltsamen Parallelen zwischen DiCampos Abwesenheit und dem Auftauchen della Valles sollten wir jedenfalls genau untersuchen. Dein Unterbewusstsein verbindet mit dem Auftauchen des persönlichen Sekretärs immer eine Gefahrensituation. Es wäre unklug, dieses Warnzeichen zu ignorieren.«
»Und was soll ich deiner Meinung nach tun, wenn er wieder in meinen Wachträumen auftaucht?«
»Sollte ich noch einmal zulassen, dass man dir den Intruder-Helm überstülpt – ich muss mir das erst gründlich überlegen –, dann wäre es doch zunächst einmal wichtig, dich an das zu erinnern, was du bereits über dieses Projekt weißt. Nur so kannst du mögliche Gefahren wie diesen della Valle vorausahnen und dich davor schützen. Versuche einfach, bevor du deine nächste Cyberspace-Reise beginnst, ganz intensiv daran zu denken, was dir alles im Traum einfallen muss. Ich kann nicht sagen, ob das funktionieren wird, aber ich erinnere mich, als Junge öfter von einem bestimmten Alptraum heimgesucht worden zu sein. Dann habe ich mir einfach eingetrichtert, wenn diese und jene Szene wiederkehrt, dann musst du unbedingt aufwachen. Mit einem Mal begann ich mir das auch im Traum zu sagen und bin dann tatsächlich erwacht, bevor der Löwe mich verspeiste.«
»Der Löwe?«
»Naja, es war ein ziemlich blutiger Traum.«
Stella nickte mit glasigem Blick. »Ich werd’s ausprobieren. Die Angst vor dem Dunklen Lauscher wird mir das allerdings nicht nehmen können. Nach allem, was du mir erzählt hast, haben wir ja nicht einmal einen Verdacht, wer sich hinter dem Schemen verbergen könnte.«
»Vielleicht lässt sich das Geheimnis lüften, wenn wir seine seltsame Warnung entschlüsseln. Wie lautete sie doch gleich?«
»Hüte dich vor dem Herrn des Feldes. Und meide die Stadt Alba.«
»Ja, richtig. Klingt wie ein Rätsel. Als ob der dunkle Schatten dir etwas sagen und gleichzeitig verhindern wollte, dass andere Zuhörer es verstehen.«
»Das hieße ja, er wusste von der Apparatur, an die ich angeschlossen war, und von all den Kontrollmonitoren, auf die das Cyberworm-Team gestarrt hat.«
Salomon nickte ganz langsam. »Du hast Recht. Das wäre eine mögliche Erklärung für seine Heimlichtuerei. Doch warum und vor allem wovor hat er dich dann gewarnt? Ich wüsste nur allzu gern, wer dieser ominöse ›Herr des Feldes‹ ist.«
»Mir wird langsam klar, warum DiCampo nicht allzu begeistert von meiner Reise ist. Ich habe damit wohl mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Vielleicht kann uns ja wenigstens Jessica dabei helfen, das Blatt mit dem Schattenwort zu entschlüsseln. Komisch, wie ich mich mit einem Mal wieder an den Text erinnern konnte, obwohl ich doch die Hälfte davon im Katasteramt liegen gelassen hatte.«
»Daran ist überhaupt nichts sonderbar. Jeder Buchstabe von dem Kagee -Text steht in deinem Reiseprotokoll. Als du dich an die Runen des Manuskripts erinnern wolltest, hast du dir die Tastatur geschnappt und die betreffende Passage einfach noch einmal aus dem Logbuch gezogen. Deine Finger sind ziemlich schnell, Sternchen!«
Die Kommandos zum Durchblättern des Reiseprotokolls waren Stella natürlich geläufig, aber sie hätte nie gedacht, einen so schnöden technischen Vorgang in ihren Träumen als Erinnerung wieder zu finden. »Was sagen denn die Cyberworm-Leute? Können sie mit dem Text etwas anfangen?«
Salomon schüttelte den Kopf. »Die Kryptoanalytiker brüten darüber, aber bis jetzt ohne Ergebnis. Es muss ein ziemlich harter Code sein, weil alle schnellen Standardverfahren zur Entschlüsselung versagt haben. War übrigens goldrichtig von dir, diese Nuss unserer Elektra anzubieten. In bin zuversichtlich, sie wird von ihr geknackt werden.«
»Dann war meine Reise ja doch nicht umsonst.« Stella atmete auf.
»Nein, das war sie nicht. Umso mehr wundert mich, weshalb DiCampo so unzufrieden ist, anstatt sich über den Erfolg seines einsamen
Weitere Kostenlose Bücher