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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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tun?« Dabei zeigte sie ihm die Waffe in ihrer Hand.
    »Du hast die Botschaft also verstanden«, antwortete Lauscher vieldeutig.
    Stella war nicht nach Rätseln zumute. Ärgerlich fragte sie: »Hast du oder hast du nicht?«
    »Du meinst, ob ich dich nach Blaxxun gelockt habe? Ja, ich wollte dich sprechen.«
    Wieder spürte Stella ein Schaudern. »Mich sprechen? Warum?«
    »Sagt dir das Wort Intruder etwas?«
    Ein Zittern ging durch Stellas Körper. Der vom Dunklen Lauscher erwähnte Name sagte ihr nicht nur etwas, er veränderte sie. Wie zuvor die Silhouette der Türme von Enesa war das Wort Intruder wie ein Schlüssel, den der Schemen in das Schloss ihres Unterbewusstseins gesteckt hatte, um damit Erinnerungen zu wecken. Für einen Moment war sie völlig durcheinander. Intruder! Natürlich erinnerte sie sich. Es handelte sich dabei um eine unglaubliche Apparatur. Eine Traummaschine. Das Tor zu einer anderen Welt. Und diese Welt hieß Illusion.
    »Warum antwortest du nicht?«, fragte der Schatten des Lauschers. »Kannst du nicht oder willst du nicht?«
    Stella gewann nur mit Mühe ihre Fassung zurück. Sie stand noch in demselben karg eingerichteten Zimmer, doch jetzt sah und verstand sie mit einem Mal Dinge, die ihr vor kurzem noch völlig fremd, ja absolut unmöglich erschienen wären. Der Dunkle Lauscher hatte mit seiner Frage eine weitere Schicht ihres verdeckten Gedächtnisses bloßgelegt. Mit zitternder Stimme stammelte sie: »Die… die Traummaschine?«
    »Also kennst du sie. Das habe ich mir gedacht.«
    »Warum… ich meine, wie hast du es bemerkt?«
    »Du bist nicht wie die anderen Avatare hier. Ich glaube, du verdankst dem Intruder deine Repräsentation im Netz.«
    »Aber die Traummaschine ist ein Geheimnis! Nur der Bund des Lindwurmes weiß von ihr…«
    »Ich kann dir im Moment nicht alles sagen«, unterbrach der Dunkle Lauscher das verstörte Mädchen. »Selbst hier in diesem Privatraum haben die Wände Ohren. Aber glaube mir, ich kenne deine Identitätsnummer. Die Herren von Enesa haben sie schon früher benutzt, um ihre geheimen Umtriebe zu tarnen.«
    Stella blickte auf ihren Unterarm hinab. Jedes Mal, wenn diese Nummer erwähnt wurde, begann sie wie von innen her zu leuchten. Auch jetzt wieder. Plötzlich war es ihr klar. »Das hier ist der eigentliche Grund, warum du und der Wurm vor mir geflohen seid, stimmt’s?«
    »Ja. Ich war mir nicht sicher, ob ich dir trauen konnte. Daher mein Rätsel vom Herrn des Feldes. Ich…« Lauscher zögerte für einen Moment. »Hast du eben gesagt, der Wurm wäre auch vor dir geflohen?«
    »Ja, Sesa Mina meinte schon, ich hätte irgendwas Furcht Erregendes an mir, weil alle Schatten vor mir das Weite suchen.«
    »Sesa Mina?«
    Stella hatte sich schon beim letzten Mal gewundert, weshalb niemand von ihrem Frettchen Notiz nahm. Um die Angelegenheit nicht noch komplizierter zu machen, sagte sie nur: »Eine Freundin. Sie hilft mir, mich in der Welt zurechtzufinden. Du scheinst den Wurm auch zu kennen?«
    »Der Cyberwurm ist der eigentliche Grund für mein Hiersein, er und der Intruder, genau genommen. Vor Letzterem wollte ich dich warnen. Das soll im Moment genügen. Der Herr des Feldes darf auf keinen Fall meine wahre Identität zu früh erkennen. Wenn das geschähe, könnte selbst ich ihn nicht mehr aufhalten.«
    »Aufhalten, was zu tun?«
    »Alles zu seiner Zeit, Schnuppe. Du musst mir vertrauen. Ich bin nicht dein Feind wie der Herr des Feldes. Lass dich von ihm nicht mehr an den Intruder anschließen. Die Traummaschine, wie du sie nennst, ist gefährlich!«
    Stella starrte den Dunklen Lauscher entsetzt an. Sie wusste nicht, was sie von seinen Andeutungen halten sollte. Ihr Argwohn war vielleicht gemildert, aber noch nicht ganz verflogen.
    »Ich kann den Lindwurm nur hier in Illusion finden«, sagte sie daher. »Oder willst du etwa behaupten, er wäre keine Gefahr für diese Welt?«
    »Für Illusion?« Lauscher schmunzelte, was Stella nur noch mehr verwirrte. »Doch, der Wurm ist eine Gefahr. Aber es ist besser, du und Salomon suchen ihn ohne diese Traummaschine.«
    »Besser für wen? Etwa für dich, weil ich dir eins, zwei, drei auf die Schliche gekommen bin?«
    Wieder umspielte ein geheimnisvolles Lächeln die Lippen des Dunklen Lauschers. »Du hast mein Geheimnis noch lange nicht ergründet. Ich könnte sogar Nutzen daraus ziehen, wenn du dich Weiterhin mit dem Intruder beschäftigst – denk an deinen Speer! Meine Warnung gilt ganz allein dir. Ich möchte dich

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