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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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rissen Stella brutal aus ihren Gedanken. Buck, der Copilot, grinste schief, »‘tschuldigung, Miss, wollte Sie nicht erschrecken.«
    Stella fühlte noch immer die Strapazen ihrer letzten Illusionreise in den Gliedern. Die morgendliche Auseinandersetzung mit ihrem Vater hatte sie mehr Kraft gekostet, als sie sich selbst eingestehen wollte. Während des Fluges hatte sie zwar pausenlos aus dem Kabinenfenster geschaut, aber kaum etwas gesehen. Erst jetzt nahm sie die Landschaft unter sich wirklich wahr. Die Maschine näherte sich dem Zielgebiet in einer weiten Schleife von Nordwesten her. Stella erblickte mehrere kleine Seen und in einiger Entfernung einen Wald. Alles lag unter einem bleigrauen Himmel.
    »Wirkt ja fast wie ein Naturschutzgebiet«, sagte sie staunend.
    Über die Bordsprechanlage konnte jeder sie verstehen. Buck Fautley schüttelte ungläubig den Kopf. »Möchte nur wissen, wie die Geneses-Leute es geschafft haben, an die Genehmigung für diesen ›Industriepark‹ zu kommen.«
    »Vermutlich mit ‘ner Menge Kohle«, knurrte Captain Lindsey.
    »Oder mit Beziehungen und einer Hand voll guter Hacker«, murmelte Salomon.
    »Das da bei elf Uhr ist der Paradise Pond«, erläuterte Buck. Er zeigte in die angesprochene Richtung.
    »Liegt dort das Geneses-Areal?«, fragte Salomon.
    »Aye, Sir. Wir gehen allerdings nicht so nah ran. Gleich da unten im Wald, etwa dreihundert Yards neben der Straße nach Princeton, liegt unsere Kommandoeinheit.«
    Die verschiedenen Fahrzeuge waren in dem Wald so gut versteckt, dass Stella sie erst bemerkte, als der Hubschrauber unmittelbar daneben auf einer Lichtung niederging. Selbst der Intruder-Truck hatte sich den Waldweg heraufgearbeitet und schlummerte nun unter einem grünbraunen Tarnnetz.
    Noch bevor die Rotorblätter ganz zum Stillstand gekommen waren, eilte Agaf zum Helikopter.
    »Wie geht es Stella?«, lauteten seine ersten Worte nach dem Öffnen der Schiebetür.
    »Den Umständen entsprechend gut«, antwortete Salomon. Stella zwang sich zu einem Lächeln.
    »DiCampo ist schon ganz ungeduldig. Er kann es kaum erwarten, sie wieder an seine Maschine anzuschließen.«
    Inzwischen waren auch Kimiko und Benny hinzugekommen. Letzterer half Stella beim Aussteigen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    »Mir geht’s gut!« Stella übertrieb etwas. »Du hast dich ja ziemlich schnell vom Campus abgesetzt.«
    Benny sah sie verwirrt an. »Agaf hat fast das ganze Team hierher beordert. Wir gingen ja davon aus, dass wir ohne deine Hilfe in das interne Netz von Geneses eindringen müssten. Da hat er jeden Hacker gebraucht.«
    Stella blickte zu Boden. »So hab ich’s auch wieder nicht gemeint. Entschuldige.«
    »Schon okay. Glaubst du, du schaffst es?«
    »Noch einmal durch den Cyberspace zu surfen?« Stella gab sich unbekümmert. »Kein Problem.«
    Auf dem Weg zum Truck bekam sie ein paar alte Bekannte aus dem Bau 203 zu Gesicht. Sie sah auch Walter Friedman, der sich gerade mit einem Officer der Special Forces unterhielt. Als er sie entdeckte, winkte er. Vielleicht besprach DiCampos Sicherheitschef letzte Einzelheiten für eine mögliche Erstürmung. Auf der Lichtung befanden sich jedenfalls auffällig viele Soldaten. Die meisten trugen automatische Waffen mit sich herum. Unvermittelt drängte sich der Intruder-Projektleiter in Stellas Gesichtsfeld.
    »Da kommt ja schon unsere Hauptperson! Ich freue mich«, begrüßte er seine Cybernautin überschwänglich.
    Stella blieb stehen und funkelte ihn böse an. »Ich mich nicht.«
    »Oh, unser Starlet ist heute Morgen verstimmt«, scherzte DiCampo, doch für Stella klang es eher spöttisch.
    »Sind Sie für die Bedienung des Intruders unentbehrlich, Doktor?«, konterte sie.
    DiCampo blinzelte überrascht. »Nun, ich bin wohl eher…«
    »Gut«, unterbrach Stella den kleinen Mann. »Dann können Sie ja draußen bleiben, wenn ich jetzt in den Truck steige.«
    Hoch erhobenen Hauptes setzte sie sich wieder in Bewegung, gefolgt von ihrem Vater, Agaf, Kimiko und Benny, die sich alle ein Grinsen verkneifen mussten. DiCampo machte währenddessen den Bäumen Konkurrenz: Er stand unbeweglich da und war schon fast grün vor Wut.
    »War das unbedingt nötig?«, flüsterte Salomon seiner Tochter ins Ohr.
    Stella zwinkerte ihm zu. »Denk einfach, es sei Medizin für mich. Der Kerl hat es verdient und mir hat’s gut getan.«
    Bevor die Cybernautin das mobile Intruder-Kontrollzentrum betrat, machte Agaf seine deutschen Freunde mit General William

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