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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verraten hätte, fügte sie schnell hinzu: »Igitt, was ist das denn?«
    Salomon stutzte einen Moment, dann lächelte er und fuhr fort: »Würmer nennt man jene maliziöse Software, die sich selbstständig durch Computernetzwerke wie das Internet verbreiten kann.«
    »Also gewissermaßen nomadisierende Viren.«
    »Ein sehr guter Vergleich, Sternchen!«
    »Und ein solcher Wurm könnte an den ›Unfällen‹ in Australien und den Vereinigten Staaten schuld sein?«
    »Denkbar wäre es. Offen gesagt interessiert mich der Fall. Ich glaube, ich werde heute im Institut einmal meine Fühler ausstrecken. Wenn es wirklich einen neuen Virus oder einen Wurm von solcher Gefährlichkeit gibt, dann muss ich ihn bekommen.«
    »Vielleicht hast du ihn ja schon.«
    Salomon schüttelte energisch den Kopf. »Ausgeschlossen. Das wäre mir aufgefallen. Mein SKULL-Programm wird mit so ziemlich allem fertig, weil es lernfähig ist und mit Hilfe der KI und neuronaler Netze einen Angriff auf einen Computer schon im Ansatz erkennen und sogar zurückschlagen kann. Aber dieser Wurm – oder was immer es sein mag – scheint selbst wie ein intelligentes Wesen zu handeln. Überleg doch mal: Welcher zufällige ›Steuerungsausfall‹ würde die Riesen-Lkws genau ins Rechenzentrum der Minengesellschaft führen? Je länger ich darüber nachdenke, umso klarer wird mir erst, wie raffiniert das Ding vorgegangen ist. Ich muss es unbedingt haben!«
     
     
    Mark kam am Freitag nicht weiter voran, was seine Suche nach den Ursachen der jüngsten Computerunfälle betraf. Er hatte seine Kontakte zu ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen vor allem in den USA spielen lassen. Über diese Beziehungen war er schon oft an Informationen herangekommen, die niemand sonst so schnell erhielt. Diesmal jedoch stieß er merkwürdigerweise auf eine Mauer des Schweigens. Er erfuhr nicht mehr, als er ohnehin schon aus den Zeitungen wusste: Ein Virus oder andere Malware musste die Vorfälle ausgelöst haben.
    Auch Jessica, die ihre ganz speziellen Verbindungen in die Hackerszene vom Chaos Computer Club bis hin zum Online-Magazin 2600 und den Cyberpunks aktivierte, wurde genauso wenig fündig.
    »Es ist beinahe so, als halte da jemand den Deckel auf die Kiste«, brach es aus ihr hervor, als auch der letzte Ansprechpartner mit einer abschlägigen E-Mail antwortete. Sie war ratlos – was bei ihr nun wirklich selten vorkam.
    »Komisch, das alles macht mich nur noch neugieriger«, erwiderte Mark. »Glauben Sie, Big Brother steckt dahinter?«
    »Sie meinen die NSA?«
    Mark zuckte mit den Schultern. »Ich denke nicht, dass eine Behörde, die in ihrem Namen die ›nationale Sicherheit‹ trägt, diese Anschläge selbst verübt hat – immerhin ist ja auch einem US-amerikanischen Unternehmen ein nicht unerheblicher Schaden zugefügt worden, der, wie die News-Ticker im Web verraten, sogar die Wall Street ordentlich durcheinander gebracht hat – aber…«
    »… die Jungs könnten an der Sache dran sein und nicht wünschen, dass ihnen jemand in die Parade fährt«, vollendete die Studentin Marks Gedankengang.
    Der Professor nickte. Er setzte seine Brille auf und überflog noch einmal die neuesten Nachrichten am Bildschirm. Kurz darauf nahm er seine Gläser wieder ab, holte tief Atem und meinte an seine Assistentin gewandt: »Das Wochenende naht, Jessi. Ich habe Stella ein paar Versprechungen gemacht, die ich unbedingt einhalten will. Heute werden wir sowieso nicht mehr viel erreichen. Ich schlage vor, wir setzen ein paar Agenten auf die Sache an, die für uns samstags und sonntags das Internet durchforsten. Montagmorgen werden wir sehen, ob sich in der globalen Gerüchteküche nicht doch der eine oder andere Hinweis von Wert gefunden hat.«
    Jessica nickte. »Gehen Sie nur schon, Salomon. Ich füttere unsere Agents mit den nötigen Suchinformationen und hetze sie dann ins Netz. Heute Abend werde ich mich noch einmal bei den Kumpels im Chat umhören. Wir sehen uns am Montag um acht.«
    Mark stöhnte. »Dass Sie nicht mal den ersten Tag der Woche etwas ruhiger angehen können!«
    Jessica grinste bis über beide Grübchen. »Besondere Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Also dann, bis Montag um acht. Schönes Wochenende und grüßen Sie Stella von mir.«
    Die Wochenendausgaben der Zeitungen meldeten weitere Computerunfälle. Die Medien hatten sich inzwischen auf die spektakulären Ereignisse eingeschossen. Und wie üblich berichteten die weniger seriösen

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