Das Netz
wird ihn beruhigen.«
Palfry eilte mit einem beflissenen Grinsen herbei. »Kann ich irgendwie behilflich sein, Eva?«
»Ja, Sie könnten uns den Kaffee holen. Vielen Dank, Sie sind ein Schatz, Peregrine.«
»Für Sie tue ich das doch gern...«
Paula zupfte Tweed am Ärmel und flüsterte: »Ich glaube, Palfry hat ein Auge auf Eva geworfen.«
»Kann schon sein«, sagte Eva, die Paulas Bemerkung mitbekommen hatte, »aber der ist nun wirklich nicht mein Typ.«
»Tut mir Leid, das war nicht für Sie bestimmt«, sagte Paula.
»Macht doch nichts. Es zeigt mir, dass Sie eine genaue Beobachterin sind.«
Am anderen Ende des Tisches versuchte Warner seine Verwirrung dadurch zu verbergen, dass er so tat, als ginge er mit Tolliver irgendwelche Unterlagen durch. Schließlich brachte Palfry ein Tablett mit Kaffeetassen und einer Thermoskanne herein. Während er die Tassen austeilte, erschien Mrs Carson mit einem weiteren Tablett, das sie ans andere Ende des Tisches stellte. Nachdem alle schweigend ihren Kaffee getrunken hatten, fragte Warner in einem sehr viel verbindlicheren Ton:
»Und? Sind wir uns jetzt einig?«
»Wir sind uns einig, dass wir mit genau den Sicherheitsmaßnahmen fortfahren, die ich bereits angeordnet habe«, sagte Tweed mit fester Stimme. »Haben Sie veranlasst, dass Agenten von der Special Branch in Kamelhaarmänteln gut sichtbar vor dem Buckingham Palace, der Saint Paul’s Cathedral und dem Canary Wharf Tower patrouillieren - und verstärkt auch am Themseufer?«
»Ihre Vorschläge wurden ausgeführt«, antwortete Warner. »Ich denke, wir haben alles im Griff.«
»Gut«, sagte Tweed und stand auf. »Dann können wir ja gehen. Haben Sie vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.«
Palfry eilte zur Tür, um sie aufzusperren. Als Eva, Paula und Beaurain bereits draußen waren, hielt Warner auf einmal Tweed am Ärmel fest.
»Ich würde gern kurz unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Mr Tweed.«
»Gehen Sie schon mal runter zum Wagen«, rief Tweed seinem Team hinterher. »Ich komme gleich nach.«
Warner schloss mit ernstem Gesicht die Tür. Sein Verhalten gegenüber Tweed war jetzt höflich, wenn nicht gar unterwürfig.
»Ich hätte da noch ein Problem, das mir große Sorgen bereitet. In meinem Umfeld muss es einen Verräter geben, mir wurde nämlich eine streng geheime Akte mit den Namen aller in Dover inhaftierten mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen entwendet.«
»Können Sie sich vorstellen, wer dieser Verräter ist?«
»Nein, das ist es ja gerade, was mich so beunruhigt. Aber jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten.«
Tweed gab Warner die Hand und öffnete die Tür. Beim Hinausgehen wäre er fast mit Eva zusammengestoßen, die unmittelbar vor der Tür stand und den Anschein machte, als blättere sie gerade in einer Akte.
»Ich bringe Sie noch nach unten«, sagte sie lächelnd.
»Danke, sehr nett von Ihnen, aber ich finde schon allein hinaus.«
Während er zum Aufzug ging, spürte Tweed, wie Eva ihn nicht aus den Augen ließ. Als er sich zu ihr umdrehte, klemmte sie die Akte unter den Arm und winkte ihm zu. Tweed winkte zurück und betrat die Aufzugskabine.
Während der ganzen Fahrt zurück zur Park Crescent dachte er nur eines:
Ist es möglich? Ist es wirklich möglich?
32
Als sie im Nieselregen zurück in die Park Crescent kamen, wunderten sich alle, dass Buchanans Saab vor dem Eingang stand. Tweed eilte, gefolgt von Paula, Beaurain und Newman, nach oben ins Büro, wo Buchanan in einem der Sessel saß und sie angrinste.
»Na, wie war der große Kriegsrat?«, fragte er.
»Die reinste Zeitverschwendung«, sagte Beaurain. »Wenn alle englischen Minister wie Warner sind, dann stehen sie den unseren in nichts nach.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen widerspreche, Jules«, warf Tweed ein, »aber ich fand dieses Treffen höchst aufschlussreich. Aus den vielen unterschiedlichen Puzzleteilen entsteht langsam ein Bild. Nur die letzten, entscheidenden Teile fehlen noch.«
Tweed setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bat seine Mitarbeiter, ebenfalls Platz zu nehmen.
Wie Paula schon erwartet hatte, ging Tweed nicht näher auf seine Vermutung ein. Sie wusste jedoch, dass er sie nicht auf die Folter spannen wollte, sondern sich nur noch nicht ganz sicher war, ob er mit seiner Vermutung richtig lag.
»Was führt Sie zu uns, Roy?«, fragte Tweed.
»Ich habe eine Zeugin im Zusammenhang mit den verschwundenen Milchlastern. Nach Ihrem Anruf in dieser Sache haben wir die Bevölkerung in den
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