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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hatte Marler gemurmelt und gleich darauf in Warners Penthouse angerufen.
    Als dort Eva Brand persönlich am Apparat gewesen war, hatte er schnell aufgelegt, war hinüber nach Belgravia gefahren und hatte sich dort im Auto auf die Lauer gelegt. Er musste nicht lange warten. Etwa eine halbe Stunde später kam Eva, die einen blauen Mantel trug, aus dem Haus. Möglicherweise hatte Marlers Anruf sie aufgeschreckt. Eva Brand schloss die Tür hinter sich und sah sich nach allen Seiten um, aber Marler hatte so geparkt, dass sie ihn nicht sehen konnte.
    Dann eilte sie die Stufen hinunter, stieg in einen blauen Saab und fuhr, gefolgt von Marler, in Richtung Whitehall. Zunächst nahm Marler an, dass sie ins Ministerium wollte, aber dann bog sie in eine kleine Nebenstraße ein und parkte den Wagen mit zwei Reifen auf dem Gehsteig vor einem kleinen Pub.
    Marler suchte sich ebenfalls einen Parkplatz und setzte sich, noch während er im Wagen saß, eine Brille mit Fensterglasscheiben und eine Baskenmütze auf. Diese einfache, aber wirkungsvolle Verkleidung veränderte sein Aussehen so verblüffend, dass auch gute Freunde ihn mit ziemlicher Sicherheit nicht erkannt hätten.
    Als Marler kurz hinter Eva das Pub betrat, sah er zu seiner Überraschung, dass sie auf einen Tisch zusteuerte, an dem Peregrine Palfry bereits auf sie zu warten schien. Marler setzte sich weit entfernt von den beiden an den Tresen und bestellte einen Kaffee. Weil er einer der besten Lippenleser in Tweeds Team war, konnte er der Unterhaltung der beiden mühelos folgen, ohne dass er dazu ein einziges Wort hören musste.
    »Ich mache mir Sorgen um Victor«, sagte Eva Brand.
    »Tatsächlich?«, sagte Palfry mit einem ironischen Grinsen. »Ich habe den Eindruck, dass es ihm blendend geht.«
    »Aber ich frage mich, wie lange er das noch durchhalten wird«, erwiderte Eva. »Er arbeitet bis zum Umfallen und kommt kaum zum Schlafen. Und abends fährt er immer ohne Leibwächter hinauf nach Carpford.«
    »Wie bitte?«, sagte Palfry und machte ein besorgtes Gesicht.
    »Ich habe kürzlich mit einem seiner Leibwächter gesprochen. Der sagt, dass er ihm einmal gegen seine ausdrücklichen Anweisungen gefolgt ist, aber Victor habe das gemerkt und sei auf der A 3 auf einen Rastplatz gefahren, wo er den Mann dann fürchterlich zusammengestaucht hat. Er brauche ihn nicht, hat er gesagt, schließlich sei er ein erwachsener Mensch, der allein auf sich aufpassen könne. Und dann hat er den Leibwächter zurück nach London geschickt. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein, das höre ich heute zum ersten Mal. Nur gut, dass ich immer einen Revolver dabeihabe, wenn ich mit ihm zusammen nach Carpford fahre.«
    »Könnten Sie im Ernstfall auch damit umgehen?« fragte Eva höhnisch.
    »Na ja...«, antwortete Palfry grinsend. »Ein Meisterschütze bin ich wohl nicht gerade.«
    »Dann sehen Sie nur zu, dass Sie sich nicht aus Versehen selbst erschießen«, meinte Eva und lächelte. »Nehmen Sie den Revolver eigentlich auch mit, wenn Sie allein nach Carpford fahren? Ihr Haus ist ja so groß, dass einem schon das Fürchten kommen kann, wenn man dort allein ist.«
    »Deshalb lade ich mir ja auch gern Gäste ein. Wir haben dort schon die tollsten Partys gefeiert. Zu den Vorteilen eines großen Hauses gehört es ja, dass man dort viele Leute übernachten lassen kann und niemand im Suff nach Hause fahren muss. Bis zu dreißig bringe ich ohne Probleme unter. Wenn Sie Lust haben, lade ich Sie gern mal zu einer meiner Partys ein.«
    »Danke für das Angebot, aber Saufgelage sind nicht mein Stil.«
    »Als solche würde ich meine Feten auch nicht bezeichnen«, sagte Palfry entrüstet. »Aber Sie können auch so mal spontan bei mir vorbeischauen. Wir trinken dann ein Gläschen Wein und machen uns einen schönen Abend...«
    »Auch das ist nicht mein Stil. Außerdem habe ich Sie nicht hergebeten, um mit Ihnen über Ihre Partys zu plaudern. Victor steht ganz eindeutig unter enormem Druck. Ich merke das, weil er mir gegenüber immer gereizter reagiert. Nicht, dass ich damit nicht umgehen könnte, aber ich dachte nur, dass Sie als sein persönlicher Assistent das wissen sollten.« Sie beugte sich zu ihm über den Tisch. »Aber unterstehen Sie sich, Victor jemals von diesem Gespräch zu erzählen. Wenn Sie das tun, werde ich dafür Sorge tragen, dass Sie die längste Zeit für ihn gearbeitet haben. Und jetzt gehen Sie. Ich bleibe noch eine Weile, weil ich nicht will, dass uns jemand gemeinsam das Lokal verlassen

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