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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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enger zusammen, je heftiger der Gefesselte sich wehrte.
    »Drehen Sie sich um«, befahl Marler. »Hände hinter den Rücken, Handgelenke aneinander.«
    Was nun folgte, war eine der entsetzlichsten Minuten in Paulas Leben. Anstatt sich umzudrehen, sah Hogarth Marler trotzig ins Gesicht und biss entschlossen auf etwas, was er sich offenbar zuvor in den Mund gesteckt hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze entsetzlichen Schmerzes, dann griff er sich mit beiden Händen an die Kehle, aus der sich ein grässlicher, halb erstickter Schrei entwand. Seine Knie gaben nach, und er fiel seitwärts in einen Sessel, wo er ein erbärmliches, feucht gurgelndes Geräusch von sich gab. Paula wusste, welche Höllenqualen Hogarth erleiden musste, weil sie so etwas schon einmal miterlebt hatte.
    »Er hat eine Giftkapsel zerbissen«, rief sie.
    »Schnell, holen Sie ein Glas Wasser und lösen Sie Salz darin auf«, sagte Marler. »Wir müssen ihn zum Erbrechen bringen.«
    Paula schüttelte den Kopf und blickte hinab auf Hogarth, der inzwischen wie wild mit Armen und Beinen zappelte.
    »Das hat keinen Sinn mehr«, sagte sie. »Haben Sie denn den Geruch nach Bittermandeln nicht bemerkt? In der Kapsel war Zyankali. Ihm kann jetzt niemand mehr helfen.«
    Mit einem Schlag hörte Horgarths wildes Herumgezappel auf, und er sackte mit weit aufgerissenen Augen in dem Sessel zusammen. Als Marler ihm den Puls fühlen wollte, bemerkte er, dass er die Walther noch immer in der Hand hielt.
    »Warum hat er das bloß getan?«, fragte er, während er die Pistole zurück in das Schulterhalfter steckte.
    »Wahrscheinlich hat er erkannt, dass wir ihn früher oder später mit der El Kaida in Verbindung bringen würden«, sagte Paula nachdenklich. »Und das hätte ihm mindestens dreißig Jahre Gefängnis eingebracht. Die wollte er sich ersparen.«
    »Ich rufe Buchanan an«, sagte Marler und nahm sein Handy aus der Tasche. »Er soll sofort einen Krankenwagen schicken. Aber ohne Blaulicht und Martinshorn...«
    Während Marler mit Scotland Yard sprach, streifte Paula sich Latexhandschuhe über und zwang sich, die Taschen des Toten zu durchsuchen. In seiner Brieftasche fand sie fünf verschiedene Kreditkarten, einen Führerschein und fünfhundert Pfund in Fünfpfundscheinen. In einer der Taschen von Hogarths Jackett steckte ein Flugticket auf die Bahamas mit Zwischenstopp in New York.
    »Sieht so aus, als hätte er vorgehabt zu fliehen«, sagte sie und zeigte Marler das Ticket. »Und zwar auf die Bahamas. Das lässt auf Gerald Hanover schließen.«
    »Ist das nicht der Mann, der die ganze Operation geplant hat?«
    »Ja. Wenn es nicht eine Frau ist, die sich nur als Mann ausgibt.«
     
    Buchanan hatte Marler mitgeteilt, dass er persönlich nach Carpford kommen werde. Während der Superintendent also unterwegs war, gingen Marler und Paula hinüber zu Billy Hogarths Bungalow. Die Tür war zu, aber nicht abgeschlossen, was Paula ziemlich merkwürdig fand.
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, sagte Marler. »Martin hat doch am Telefon erzählt, dass er gerade in Billys Bungalow war. Vermutlich hat er vergessen, die Tür abzusperren. Und? Kommt Ihnen hier irgendetwas ungewöhnlich vor?«
    »Nein, auf Anhieb nichts«, erwiderte Paula, sah sich aber doch genauer um. Unter ihren Kollegen galt sie als eine Expertin im Durchsuchen von Wohnungen. Oft fand sie Dinge, die alle anderen übersehen hatten. Nachdem sie sich langsam durch Wohnzimmer, Küche und die beiden Schlafzimmer gearbeitet hatte, kam sie mit einem Kopfschütteln zurück zu Marler.
    »Nichts, was irgendwie ungewöhnlich wäre«, sagte sie. »Im Schrank hängen zwar einige leere Kleiderbügel, aber das wundert mich nicht, weil Billy ja sicher ein paar Sachen mit nach London genommen hat. Ich finde, wir sollten als nächstes Palfrys Haus einen Besuch abstatten. Oder warten Sie, vielleicht gehen wir doch erst zu Margesson. Tweed sagt ja immer, dieser Eiferer sei für den Fall ohne Bedeutung, aber ich bin mir da nicht so sicher.«
    In der grün gestrichenen georgianischen Villa brannte nur in einem Zimmer im ersten Stock Licht. Marler drückte den Klingelknopf, und kurz darauf hörten sie, wie schwere Schritte die Treppe herunterpolterten. Dann wurde die Tür aufgerissen, und Margesson stand in einem knöchellangen Gewand vor ihnen. Sämtliche Haare, sogar die Barthaare, schienen ihm zu Berge zu stehen. Marler hielt ihm seinen SIS-Ausweis hin.
    »Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«, polterte

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