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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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anhielt.
    »Eines wollte ich Sie noch fragen, Roy«, sagte Tweed, nachdem Buchanan den Motor abgestellt hatte. »Wissen Sie vielleicht, wie es Victor Warner gelungen ist, sich oben in Carpford ein Grundstück zu kaufen und darauf sein seltsames Märchenschloss zu erbauen? Alle anderen Bewohner des Ortes müssen doch Miete an diesen dubiosen Winkeladvokaten in London bezahlen.«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat er seine Verbindungen spielen lassen, und außerdem ist er steinreich. Wissen Sie nicht, wie er an sein Geld gekommen ist?«
    »Nein.«
    »Nun ja, Warners Vater hatte eine Firma für Abführmittel. Als er starb, hat Victor Warner ein immenses Vermögen geerbt.«
    »Mit was man nicht alles Geld verdienen kann«, sagte Paula und kicherte amüsiert.
    Gerade als sie das Hotel betreten wollten, kam ein Maserati die Auffahrt heraufgerast und hielt mit quietschenden Reifen dicht hinter Buchanans Saab. Der Fahrer sprang heraus und kam mit raschen, geschmeidigen Schritten auf sie zu. Er war groß und schlank und trug einen langen, schwarzen Mantel.
    »Ist das nicht der Mann, den Sie in Carpford am Waldrand gesehen haben?«, flüsterte Paula aufgeregt Tweed zu. »Der Mann, von dem uns auch Mrs Gobble erzählt hat?«
    »Ist denn das die Möglichkeit?«, sagte Tweed voller Verblüffung. »Wenn das nicht mein alter Freund Jules Beaurain ist... Er hat früher die belgische Antiterroreinheit geleitet.«
    Tweed stellte Beaurain seinen Begleitern vor, und Paula war ganz angetan von seinem guten Aussehen und seinem fehlerfreien Englisch. Außerdem war er ein vollendeter Gentleman, der Paula mit einem Handkuss begrüßte und ihr ein bezauberndes Lächeln schenkte.
    Beaurain war einen Meter achtzig groß, Ende dreißig oder Anfang vierzig und hatte exakt geschnittenes, schwarzes Haar und gutmütige blaue Augen. Sein längliches Gesicht bestach durch ein sanftes, fast zartes Kinn und feste Lippen unter einer kräftigen Nase. Seine Bewegungen wirkten leicht und geschmeidig.
    »Es freut mich sehr, Sie endlich einmal kennen zu lernen, Miss Grey«, sagte er, noch immer lächelnd. »Tweed hat mir bei seinen Besuchen in Brüssel in höchsten Tönen von Ihnen vorgeschwärmt. Und ich muss sagen, er hat nicht übertrieben. Erstaunlich, dass Sie in so charmanter Begleitung noch an die Arbeit denken können, Tweed.«
    »Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps«, erwiderte Tweed schmunzelnd. »Aber lassen Sie uns nicht länger hier draußen herumstehen. Wir wollten gerade etwas essen. Hätten Sie vielleicht Lust, sich uns anzuschließen?«
    »Sehr gern. Ich habe seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen.« Er bot Paula seinen Arm an und führte sie in das Restaurant des Hotels. »Gestatten Sie, dass ich uns einen Tisch aussuche, an dem wir ungestört reden können? Ich wohne schon seit ein paar Tagen hier im Hotel und kenne mich aus.«
    Sie nahmen an einem langen Tisch in einer Ecke des hohen Raumes Platz, wo sie von den anderen Gästen nicht gehört werden konnten.
    »Paula, Sie sollten wissen, dass unser Freund Beaurain von der belgischen Antiterroreinheit inzwischen zur Brüsseler Polizei gegangen und dort Polizeipräsident geworden ist«, sagte Tweed.
    »Oh nein, diesen Job habe ich inzwischen auch schon wieder an den Nagel gehängt«, sagte Beaurain. »Die Pilzsuppe hier im Lokal ist übrigens ausgezeichnet, Paula. Und danach empfehle ich die Lammkoteletts. Im Gegensatz zu den meisten meiner Landsleute mag ich sie gut durchgebraten.«
    »Ich auch«, sagte Paula. »Klingt fantastisch.«
    Als sie sich zum Essen ein Glas Chardonnay bestellte, nickte Beaurain zustimmend. »Ein ausgezeichneter Wein.«
    »Ich trinke keinen anderen.«
    »Nach dem Essen wird es Ihnen bestimmt wieder besser gehen«, sagte Beaurain. »In Carpford haben Sie ja ziemlich mitgenommen ausgesehen, was angesichts der seltsamen Einwohner dieses Ortes aber auch kein Wunder ist. Der Besuch bei Mrs Gobble und die Begegnung mit Margesson waren bestimmt ganz schön anstrengend.«
    »Woher wissen Sie denn das alles?«, fragte Paula.
    »Ich halte eben die Augen offen.«
    »Dann waren Sie also der Mann mit dem Fernglas, der uns vom Rand des Black Wood aus beobachtet hat«, sagte Tweed.
    »Ganz genau. Ich verfolge eine heiße Spur und beobachte die Ortschaft schon seit Tagen.«
    »Seltsam, dass mir Ihr Maserati auf der Fahrt hierher nicht im Rückspiegel aufgefallen ist«, sagte Buchanan.
    »Das wäre ja noch schöner«, sagte Beaurain. »Schließlich bin ich ein

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