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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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beiden waren erfahrene und mit allen Wassern gewaschene Agenten, die zusammen ein hervorragendes Team bildeten. Trotzdem hätte der Kontrast zwischen ihnen kaum größer sein können: Nield trug einen eleganten grauen Geschäftsanzug, der seiner schlanken Statur wie angegossen passte. Er war Mitte dreißig und hatte sauber frisiertes, braunes Haar und einen kleinen, exakt getrimmten Schnurrbart. Der vom Charakter her eher ruhige und nachdenkliche Nield hatte in Oxford studiert und konnte sich deshalb, was Ausdrucksweise und Benehmen anging, auch in den höchsten Kreisen der Gesellschaft sicher bewegen.
    Sein Kollege Harry Butler hingegen trug ausgewaschene Jeans und ein schlecht gebügeltes Hemd, das schon bessere Zeiten gesehen hatte. Er war groß und kräftig gebaut, was ihn zu einem gefährlichen Gegner in jedem Straßenkampf machte. Im East End, wo er sich eher zu Hause fühlte als in den vornehmeren Gegenden der Stadt, machte jeder Kriminelle, der Butlers breite Schultern, die riesigen Fäuste und das entschlossene Funkeln in den dunkelbraunen Augen sah, einen weiten Bogen um ihn.
    »Warum sind Sie denn alle schon so früh da?«, fragte Tweed, während er seinen Kamelhaarmantel auszog und sich an den antiken Schreibtisch setzte, den ihm seine Mitarbeiter vor Jahren zum Geburtstag geschenkt hatten.
    »Ich habe die anderen noch in der Nacht angerufen und ihnen von der Sache mit Eddie erzählt«, erklärte Marler.
    »Wenn ich diesen Killer mit dem Turban in die Finger kriege...«, sagte Butler mit grimmigem Gesicht. Während Nield auf einer Armlehne von Newmans Sessel hockte, hatte sich Butler im Schneidersitz auf den Boden gesetzt. Tweed bemerkte, dass der Agent eisenbeschlagene Stiefel trug. Das Telefon klingelte, und Monica hob ab.
    »Peregrine Palfry ist dran«, sagte sie zu Tweed. »Minister Warner möchte, dass Sie zu ihm ins Büro kommen.«
    »Sagen Sie Palfry, dass sich der Minister schon selbst ans Telefon bemühen muss, wenn er etwas von mir will.«
    Monica richtete die Botschaft aus und legte auf.
    »Dieser Palfry ist einer von diesen eingebildeten Schnöseln, die meinen, dass alle anderen um sie herum alles liegen und stehen lassen, wenn sie nur mit den Fingern schnippen«, sagte sie. »Und er war nicht gerade begeistert, als ich ihm Ihre Nachricht Wort für Wort wiederholt habe.«
    Paula lächelte Tweed an. »Damit machen Sie sich im Sicherheitsministerium bestimmt keine Freunde.«
    »Das interessiert mich nicht«, sagte Tweed. »Wenn Warner wirklich etwas von mir will, dann muss er eben über den eigenen Schatten springen.«
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis das Telefon wieder klingelte. Monica hörte zu, legte die Hand auf die Sprechmuschel und grinste.
    »Für Sie, Tweed. Der Herr Sicherheitsminister höchstpersönlich...«
    »Hier spricht Tweed. Worum geht’s?«
    »Tweed, ich muss Sie dringend sprechen. Wäre es Ihnen möglich, auf einen Sprung bei mir vorbeizukommen? Leider kann ich Ihnen am Telefon nicht mehr sagen. Ich bin mir natürlich vollauf bewusst, dass ein Mann in Ihrer Position immer viel zu tun hat, aber diese Sache duldet keinen Aufschub. Wann wäre es Ihnen denn recht?«
    »Wenn es so dringend ist, kann ich in einer halben Stunde bei Ihnen sein.«
    »Wunderbar! Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihr Entgegenkommen.«
    Tweed legte auf und zog seinen Mantel an. »Der Minister möchte, dass ich in einer wichtigen Angelegenheit zu ihm komme«, sagte er zu den anderen. »Paula, Sie begleiten mich.«
    »Na dann mal los«, sagte Paula. »Ich bin gespannt, ob Warner wirklich so eingebildet ist, wie behauptet wird.«
     
    »In diesem Mantel könnte man sie glatt für einen Agenten der Special Branch halten«, sagte Paula grinsend zu Tweed, als sie auf das Sicherheitsministerium zugingen. »Die Kamelhaarmäntel sind bei denen inzwischen schon so etwas wie eine Uniform.«
    »Das ist mir egal. Ich trage den Mantel gern. Wegen dieser Trampeltiere von der Special Branch werde ich ihn gewiss nicht im Schrank hängen lassen«, antwortete Tweed.
    Sie betraten das Ministerium.
    »Mr Palfry kommt gleich herunter«, sagte der Pförtner, nachdem Tweed ihm seinen Ausweis gezeigt hatte. Es dauerte auch nicht lange, da eilte der Assistent des Ministers mit einem servilen Lächeln auf den Lippen die Treppe herunter.
    »Der Herr Minister weiß es sehr zu schätzen, dass Sie sich herbemüht haben«, sagte er, während er Tweed und Paula in einen großen Saal führte. »Unter uns gesagt: Ich hätte es eher

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