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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Trotzdem sollten wir feststellen, wem er den Umschlag übergibt.«
    Leise öffnete Beaurain die Tür, und Schulter an Schulter beobachteten die beiden aus dem dunklen Türrahmen heraus, wie drüben am anderen Bungalow die Außenbeleuchtung anging.
    Martin Hogarth rief gereizt: »Verschwinden Sie, aber plötzlich.« Dann knallte er die Tür wieder zu.
    Mit angehaltenem Atem warteten Paula und Beaurain, bis der Motorradfahrer, der kein einziges Mal in ihre Richtung blickte, zwischen den beiden Bungalows durchgegangen war. Er hatte den Helm abgenommen, und im Mondlicht konnte Paula erkennen, dass er noch ziemlich jung war. Er hatte einen dunklen Teint, und das Haar war extrem kurz geschnitten. Er sah aus wie ein Nordafrikaner, ein Ägypter vielleicht, oder ein Saudi.
    Sie beobachteten, wie er hinüber zu Margessons grüner Villa ging. Kaum hatte er sich der Behausung des religiösen Fanatikers bis auf wenige Schritt genähert, ging dort auch schon das Außenlicht an, und Margesson schrie mit seiner tiefen Stimme: »Hinfort, du Werkzeug des Teufels...« Und wieder wurde eine Tür zugeschlagen.
    Als Nächstes war Palfrys waschzuberartiges großes Holzhaus dran. Auch hier wiederholte sich das Schauspiel: Ein Licht ging an, und Palfry rief mit seiner gepflegten Stimme: »Sie müssen sich irren. Klingeln Sie anderswo.«
    Der Bote machte sich nun auf den Weg ans andere Ufer des Carp Lake. Der See glänzte im Mondlicht wie eine Platte aus schwarzem Metall. Auf einmal schob sich eine Wolke vor den Mond, und Paula flüsterte: »Verdammt, jetzt können wir nicht sehen, wo er als Nächstes hingeht.«
    »Kein Problem«, sagte Beaurain und verschwand im Haus. Als er wieder herauskam, hatte er ein Nachtsichtgerät dabei. Mit dessen Hilfe konnte er nun beobachten, wie der Bote an Mrs Gobbles Laden vorbei zu Drew Franklins Haus lief. Auch dort ging sofort eine helle Außenlampe an. Jetzt konnte auch Paula genug erkennen. Der Mann blieb dort etwas länger stehen als bei den anderen, setzte sich schließlich aber doch wieder in Bewegung.
    »Wieso er mit Franklin wohl länger gesprochen hat?«, sagte Paula.
    »Weil unser Herr Kolumnist sich nun mal für sein Leben gern reden hört. Den Umschlag hat der Motorradfahrer aber immer noch in der Hand«, sagte Beaurain, der jetzt, weil das Licht ausgegangen war, wieder durch sein Nachtsichtgerät blickte. »Damit bleibt nur noch Warners Märchenschloss. Da geht er jetzt auch schnurstracks hin.«
    »Was sehen Sie?«, fragte Paula gespannt.
    »Warten Sie, er ist noch nicht ganz dort. Interessant, hier geht keine Außenbeleuchtung an. Ein großer Mann öffnet die Tür. Er hat eine Brille oder so was auf.«
    »Einen Kneifer«, sagte Paula. Ihr war kalt, und sie sehnte sich nach Billys gut geheiztem Wohnzimmer zurück.
    »Dann muss das Warner sein. Er redet kurz mit dem Mann und macht nun die Tür wieder zu. Jetzt dreht der Motorradfahrer sich um und geht wieder in unsere Richtung. Wahrscheinlich will er seine Maschine holen. Seltsam, er hat den Umschlag noch immer bei sich.«
    Beaurain schloss die Tür, und Paula knipste das Licht an.
    »Was kann das nur bedeuten?«, fragte Paula, während sie in der Küche die Kaffeemaschine in Gang setzte.
    »Ich habe mit Tweed über diese Umschläge gesprochen, und er hat dazu nur ein einziges Wort gesagt: ›Flüsterpost.‹«
    »Was soll das heißen, Jules?«
    »Dass die Kommunikation ausschließlich mündlich erfolgt.«
    »Dann ist der Umschlag also nur Tarnung?«
    »Genau. Wir wissen jetzt zwar, bei wem der Motorradfahrer überall war, aber wir wissen nicht, wem er eine mündliche Nachricht überbracht hat.«
    »Wieso kommen eigentlich nicht alle infrage?«, sagte Paula, während sie Beaurain eine Tasse Kaffee einschenkte. »Hogarth, Margesson, Palfry, Franklin und schließlich auch noch der Minister.«
    »Das glaube ich nicht. Bei Drew Franklin halte ich es zum Beispiel für völlig ausgeschlossen. Nein, es handelt sich nur um einen von ihnen. Nur um wen?«
    »Dann sind wir also wieder genau da, wo wir angefangen haben...«
    Beaurain legte einen Finger auf die Lippen, und Paula verstummte augenblicklich. Selbst ihre eh schon guten Ohren kamen nicht einmal entfernt an Beaurains exzellentes Gehör heran. Kurz darauf hörte sie, wie das Motorrad angelassen wurde und die Maschine sich anschließend sofort in schneller Fahrt entfernte.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich jetzt gern noch mal eine Weile hinlegen«, sagte Paula. »Wecken Sie mich

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