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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Anhieb unsympathisch war. »Und bevor Sie nach der Polizei rufen: Die ist schon unterwegs.«
    »Aber ich will doch nur wissen, was passiert ist«, sagte Palfry.
    »Der Kerl wollte mich erschießen, aber ich war schneller«, gab Beaurain in gelangweiltem Ton zurück.
    »Wie fürchterlich. Und ich dachte immer, hier in Carpford könnte so etwas niemals passieren.«
    Palfry trug einen Morgenmantel und sah mit seinen zerzausten Haaren so aus, als wäre er soeben aus dem Bett gefallen. Als Paula genauer hinblickte, sah sie jedoch, dass er Straßenschuhe und eine dunkle Anzughose trug. Palfry tat also nur so, als hätte er längst geschlafen. Warum wollte er sie täuschen?
    »Sind Sie von der Schießerei aufgewacht?«, fragte sie ihn.
    »Von was denn sonst?«, sagte Palfry. »Ich bin noch völlig durcheinander. Aber jetzt würde ich mich gern entschuldigen, außer Sie brauchen mich noch.«
    »Nein, Sie können gehen«, sagte Beaurain. »Aber passen Sie auf, dass Sie nicht auf den Toten treten.«
    Palfry ging zurück zu seinem »Badezuber«-Haus und vermied es dabei tunlichst, in die Nähe irgendeiner Leiche zu kommen.
    »Ich frage mich, ob Franklin wohl zu uns will.« Beaurain deutete hinüber zu dem Betonhaus, wo gerade ein roter MG aus der Garage fuhr. Der Wagen umrundete den See und raste mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu. Nachdem er mit quietschenden Reifen zum Stehen gekommen war, stieg Drew Franklin aus und verbeugte sich vor Paula.
    »Dann hat die Schlacht wohl begonnen, was?«, fragte er.
    »Sieht ganz danach aus...«, sagte Newman.
    Im Licht der Autoscheinwerfer beugte sich Franklin zu einem der toten Terroristen hinab. »Das wird Minister Warner aber in Erklärungsnöte bringen«, murmelte er. »Bin mal gespannt, wie er die schwarzen Turbane mit der kolumbianischen Drogenmafia in Verbindung bringen will.«
    »Ich auch«, sagte Beaurain grinsend.
    »Ich werde sofort im Verlag anrufen und sagen, dass wir einen neuen Aufmacher für die Seite eins haben. Und wissen Sie, wie die Schlagzeile lauten wird? El-Kaida-Terror in den North Downs. Der Minister muss sich warm anziehen. Wie viele haben Sie eigentlich erwischt?«
    »Vier«, antwortete Newman.
    »Gut. Dann ändere ich die Schlagzeile. El-Kaida-Massaker bei London. Das wird dem Minister bestimmt noch viel weniger gefallen. Wurde jemand von Ihnen verletzt?«
    »Nein«, sagte Paula.
    »Schade. Das hätte meinem Artikel erst den richtigen Pep gegeben. Haben Sie selbst denn auch einen erledigt, Miss Grey?«
    »Ja, und zwar den größten von allen«, antwortete Beaurain an Paulas Stelle.
    »Kompliment. Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Aber jetzt muss ich ganz dringend in die Redaktion. Cheerio und weiterhin Weidmannsheil.«
    Er setzte sich wieder in seinen MG und raste los in Richtung London.
    »Der wird Warner morgen gewaltig einheizen«, sagte Paula. »Ich finde, wir sollten jetzt auch zurückfahren.«

30
    Seit vier Stunden wachte Pete Nield nun schon vor dem Pink Hat in Bloomsbury, wo Beaurain tags zuvor Billy Hogarth einquartiert hatte. Noch immer war der Morgen nicht angebrochen. Nield hatte seinen Wagen gegenüber dem in einer Seitenstraße gelegenen kleinen Hotel geparkt und streckte zum wiederholten Male seine steifen Glieder. Beim Pink Hat handelte es sich um ein vierstöckiges, handtuchschmales Gebäude, über dessen Eingang die ganze Nacht lang eine Laterne brannte. Hogarths Zimmer - das hatte Beaurain ihm erzählt - lag im ersten Stock und blickte auf die Straße hinaus, auf der Nield geparkt hatte. Nield hatte sich natürlich sofort vergewissert, dass das Hotel keinen Hinterausgang besaß, sodass potenzielle Angreifer nur über den Haupteingang, den er ständig im Auge hatte, ins Haus gelangen konnten.
    Um nicht einzuschlafen, überprüfte er wieder einmal seine Walther. Er nahm das Magazin heraus und schob es dann wieder zurück in den Griff. Anschließend rutschte er auf dem Fahrersitz nach unten, damit man nicht sehen konnte, dass jemand im Auto saß.
    Plötzlich tauchten wie auf dem Nichts zwei Männer auf und schlichen auf das Hotel zu: ein großer, schlanker Mann in einem grauen Mantel mit einem kleinen, stämmigen Begleiter, der einen abgewetzten Regenmantel trug.
    Am verstohlenen Gang der beiden konnte Nield auf Anhieb erkennen, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Nachdem sie sich rasch umgesehen hatten, huschten die beiden die paar Stufen zum Eingang des Hotels hinauf. Nield verließ den Wagen und schlich ihnen leise hinterher. In

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