Das Netz
genommen«, sagte Buchanan, als Nield mit seinem Bericht fertig war. »Sie wissen ja gar nicht, wen Sie da aus dem Verkehr gezogen haben, Pete. Es waren zwei Profikiller, hinter denen meine Leute schon seit Monaten her waren. Sergeant Warden vernimmt sie gerade einzeln, und Warden ist alles andere als zimperlich. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass er bei seinen Verhören körperliche Gewalt anwendet.«
»Wirklich nicht?«, fragte Paula.
»Wie dem auch sei«, fuhr Buchanan fort, ohne auf ihre Frage einzugehen, »es sieht so aus, als hätten die beiden den Auftrag gehabt, Billy Hogarth zu ermorden. Pete hat dem Mann das Leben gerettet.«
»In dem anderen Hotel wird er jetzt von Harry Butler bewacht«, erklärte Nield.
»Die Sache mit Hogarth bereitet mit Kopfzerbrechen«, sagte Tweed und wischte sich mit der Serviette den Mund ab.
»Wie können Sie bloß an etwas anderes denken als an dieses köstliche Frühstück?«, flachste Paula.
Tweed, der sich nach Newmans Bericht über das Massaker in Carpford große Sorgen um Paulas Befindlichkeit gemacht hatte, war froh, dass sie schon wieder so guter Laune war. Die Frau kann ganz schön was wegstecken, dachte er. Schließlich war sie erst vor kurzem in Carpford gekidnappt worden.
»Sie wissen doch, mein Gehirn arbeitet immer auf Hochtouren«, sagte er lächelnd. »Aber jetzt zu Hogarth. Ich wüsste gern, was er mit seiner Bemerkung gemeint hat, dass in Carpford schreckliche Dinge vor sich gehen. Worauf bezog sich das? Des Weiteren frage ich mich, ob es nicht der strategische Kopf der El Kaida war, der Billy die Killer auf den Hals gehetzt hat, weil dieser zu viel wusste.«
»Haben Sie denn inzwischen schon eine Hypothese, wie die Kommunikation innerhalb der El-Kaida-Zelle abläuft?«, fragte Beaurain.
»Dank Ihrer Beobachtung in Carpford bin ich mir sicher, dass sie ausschließlich mündlich geschieht. Die Motorradkuriere haben die Umschläge nur zur Tarnung dabei. In Wirklichkeit liefern sie ihre Botschaften mündlich ab, und damit wir nicht wissen, wer der Empfänger ist, klingeln sie jedes Mal an allen Häusern. Ich bin mir zudem sicher, dass eine ähnliche Methode bei den Vorbereitungen der Anschläge des 11. September verwendet wurde. Nur so ist zu erklären, dass weder das FBI noch die CIA auf die Machenschaften aufmerksam wurden. Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass der Stratege, der den Anschlag hier in London plant, auch der Drahtzieher hinter dem Terror in den USA war.« Er sah auf die Uhr. »Es wird Zeit, dass wir zu unserer Sitzung beim Sicherheitsminister fahren, Paula. Sie ist für halb elf anberaumt. Und zwar in seiner Wohnung.«
»Warum müssen wir eigentlich ausgerechnet zu ihm?«, sagte Paula missmutig. »Sie hätten das Treffen doch genauso gut hierher verlegen können.«
»Das war Taktik«, antwortete Tweed. »Es ist nicht sehr klug, wenn wir den Minister wegen so einer Lappalie auf die Palme bringen. Außerdem wird Warner in seinen eigenen vier Wänden entspannter sein und uns deshalb vielleicht offener als hier sagen, was er schon wieder vorhat.«
Außer Paula nahm Tweed noch Beaurain und Eva mit zu dem Treffen. Newman fuhr sie nach Belgravia und wollte vor dem Haus auf sie warten. Die vier fuhren mit dem Aufzug nach oben, wo Mrs Carson sie auf ihre übliche taktlose Art willkommen hieß.
»Wird aber auch Zeit, dass Sie kommen. Der Herr Minister und die anderen warten schon auf Sie.«
»Die anderen?«, sagte Paula und sah hinüber zu Tweed, der aber keine Miene verzog. Vor Warners Arbeitszimmer erwartete sie Peregrine Palfry und machte ein furchtbar wichtiges Gesicht.
»Bitte folgen Sie mir, meine Herrschaften. Sie werden bereits erwartet.«
Palfry ging an der Tür zum Arbeitszimmer vorbei und führte sie in einen großen Raum, wo in der Mitte ein langer Tisch stand. Vermutlich Warners Esszimmer, dachte Paula.
Am Kopfende des Tisches saß der Minister, und an den Seiten hatte je sechs Männer Platz genommen, von denen Tweed nur Tolliver kannte, den kommissarischen Leiter der Special Branch. Eva Brand geleitete Tweed ans andere Kopfende des Tisches.
»Bitte nehmen Sie doch hier Platz...«
Tweed blieb stehen und musterte die ihm unbekannten Männer am Tisch. Dann steckte er die Hände in die Manteltaschen.
»Bevor ich mich setze, möchte ich gern wissen, wer diese Herren sind. Tolliver kenne ich bereits, er kann also bleiben.«
»Was soll das heißen, er kann bleiben?«, polterte Warner los. »Wollen Sie damit etwa
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