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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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gut aus.»
    «Wer war denn das?», wollte George wissen, als sie wieder draußen waren.
    «Eine Armenierin namens Mrs.   Mazloumian. Ihr gehören fast alle dieser Klitschen hier. Angeblich zahlt sie die meisten Steuern in ganz Istanbul.»
    «Eine Armenierin?»
    «Die Armenier sind die großen Macher im Rotlichtmilieu. Weil sie Christen sind, dürfen sie all die Dinge tun, die rechtschaffenen Muslimen verwehrt sind. Beispielsweise Bordelle für rechtschaffene Muslime betreiben.»
    «Hör mal, Al», unterbrach ihn George. «Dieser Schaufensterbummel hat mir richtig Appetit gemacht. Ich brauche jetzt was zum Vögeln.»
    «Mach dir keine Sorgen, alter Junge. Wir finden gleich die Richtige für dich.»
    Sie gingen weiter die Straße entlang, vorbei an all den mitgenommen und verbraucht wirkenden Frauen in den Schaufenstern. Schließlich kamen sie zu einem Panoramafenster, vor dem sich eine große Menschentraube – die bisher größte an diesem Abend – gebildet hatte.
    «Was haben wir denn hier?», fragte Taylor, während er sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge bahnte.
    Im Schaufenster stand eine absolut umwerfende Brünette mit nacktem Oberkörper und den größten Brüsten, die Taylor jemals außerhalb eines Männermagazins gesehen hatte. Sie waren kugelrund und fest, und der Hof um die Brustwarzen war so rot, als wäre er mit Rouge bestrichen. Die Frau hatte langes, dunkelbraunes Haar, dicht und glänzend wie die Mähne eines Pferdes, und als sie die beiden Amerikaner erblickte, legte sie den Kopf in den Nacken und schüttelte es provokant.
    «Großer Gott!», sagte George. «Hast du diesen Hintern gesehen?»
    «Lass uns reingehen und fragen, was sie kostet», sagte Taylor und öffnete die Metalltür des Ladens. George folgte ihm auf dem Fuß, während draußen auf der Straße ein paar Türken der Frau und ihren ausländischen Freiern spontan applaudierten.
    Taylor kam gleich zur Sache. «Wie viel kostet sie?», fragte er den Zuhälter in dem Laden, während George mit großen Augen auf die Brüste der Frau starrte.
    «Reden wir doch nicht von Geld, Bruder», antwortete der Zuhälter, der spürte, dass er einen Kunden vor sich hatte, der ihm das Drei- bis Vierfache des normalen Preises zahlen würde.
    Taylor ließ nicht locker. «Wie viel, mein Freund?»
    «Zwanzigtausend Lira.»
    «Sie ist zwar sehr schön, aber dafür könnte ich sie auch heiraten.»
    «Fünfzehntausend Lira», sagte der Zuhälter.
    «Al», sagte George, der immer noch die Frau begutachtete. «Komm doch mal rüber. Ich will dir was zeigen.»
    «Sekunde», erwiderte Taylor. «Lass mich erst noch mit ihm handelseinig werden. Fünftausend Lira», sagte er zu dem Zuhälter.
    «Zehntausend Lira.»
    Taylor schüttelte den Kopf.
    «Hal-lo, Big Boy», sagte die Türkin mit rauchiger Stimme zu George. Offenbar sprach sie ein wenig Englisch.
    «Al!», flehte George. «Jetzt komm schon!»
    Taylor ging zu seinem Freund und musterte dabei noch einmal bewundernd den Busen der Frau.
    «Na? Gefallen dir meine Titten?», fragte die Brünette in ihrem lasziven Englisch.
    «Und wie», sagte Taylor.
    «Willst du Ficki-Ficki machen?», hauchte sie.
    «Ich nicht, aber mein Freund.»
    «Mensch, Al, ich mein’s ernst. Ich muss dir was zeigen.»
    Als Taylor bei George war, flüsterte der ihm eindringlich ins Ohr: «Sieh dir mal ihren Hals an.»
    «Ficki-Ficki?», wiederholte die Frau. «Oben?» Auch der Zuhälter bedeutete George mit unmissverständlichen Handbewegungen, dass er mit der Frau nach oben in eines der winzigen Zimmer gehen sollte.
    «Lieber Himmel, du hast recht!», bemerkte Taylor erstaunt. «Sie hat einen Adamsapfel.»
    «Nicht nur das», flüsterte George. «Sieh dir mal ihre Handgelenke an. Die sind so breit wie deine.»
    «Ich kann’s gar nicht glauben», sagte Taylor kopfschüttelnd.
    «Fünftausend Lira!», mischte sich der Zuhälter ein.
    «Vergiss es», sagte George.
    Die peinlich berührte «Dame» verschwand hinter der Treppe, und als sie kurz darauf zurückkam, hatte sie sich in ein großes Handtuch gehüllt. Die Menge draußen, der nun ihre Tittenschau entging, fing an zu johlen und zu buhen, was noch mehr Schaulustige herbeieilen ließ.
    «
Aptal yabanci!
», schrie einer der Türken George zu, ein ordinärer türkischer Ausdruck, der so viel wie «Scheißausländer» bedeutete.
    «
Has siktir!
», rief ein anderer, was übersetzt etwa «Verpisst euch» hieß.
    «Mist», sagte Taylor. «Lass uns abhauen, bevor die hier auf uns

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