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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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wurde es Taylor zu bunt, und er beschloss, einen anderen Weg zu gehen. Aus dem Rebell wurde ein Anti-Rebell, und die CIA, bei der der Zustrom der richtigen Leute von den richtigen Universitäten gerade zu versiegen begann, empfing ihn mit offenen Armen. Sie war auf ihre Weise ein Eldorado für Neggos. Wie Taylor rasch herausfand, musste man dort nämlich an überhaupt nichts glauben.
     
    Vielleicht hätte George Taylor zumindest einen Teil der Geschichte entlocken können, wie ein so sinnenfroher Mensch, der stets nach neuen Erfahrungen strebte, zu dem «geborenen Rekrutierer» hatte werden können, als den ihn die Kollegen so gern bezeichneten. Doch da unterbrach Omars laute Stimme ihr Gespräch.
    «Ich darf mich setzen zu dir, Al-an?», fragte der Barbesitzer, der unbemerkt an ihren Tisch getreten war. «Nicht lange. Nur auf ein Hallo.»
    «Klar doch», sagte Taylor und schenkte ihm ein Glas Wodka ein.
    «Ist schon großer Zufall», sagte Omar.
    «Was denn?»
    «Heute Abend ist noch ein Amerikaner in meiner Bar.»
    «Tatsächlich?», fragte Taylor. «Wo?»
    Omar deutete auf einen Tisch auf der anderen Seite des Raumes, wo ein blonder Mann Ende zwanzig mit zwei dunkelhaarigen, deutlich älteren Männern sprach.
    «Ich dachte, er ist vielleicht ein Freund von dir», sagte Omar.
    «War in letzter Zeit zwei, drei Mal hier und hat mit Aserbaidschanern und Tataren geredet. Heute sind die Usbeken dran, glaube ich. Irgendwie erinnert er mich an dich.»
    Mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis musterte Taylor den Mann.
    «Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne.»
    «Schade», sagte Omar und trank seinen Wodka aus. «Vielleicht hat Omar sich ja geirrt.»
    «Omar irrt sich nie», erwiderte Taylor.
    Sie plauderten noch ein Weilchen über die einzigen Themen, die Omar wirklich interessierten: sein früheres Leben auf der Krim und die Gemeinheit und Perfidie Stalins. Wenn man ihm so zuhörte, hätte man meinen können, der alte Josef Dschugaschwili herrschte immer noch über die Sowjetunion. Als schließlich ein Kellner kam, der Omars Hilfe benötigte – in der Küche war ein kurdischer Hilfskellner mit einem sudanesischen Geschirrspüler in Streit geraten   –, entschuldigte er sich und stand auf. Taylor sah ihm nach, dann wanderte sein Blick zurück zu dem Amerikaner, den Omar ihm gezeigt hatte.
    «Ich muss mal für kleine Mädchen», sagte er zu George, trank noch einen Schluck Wodka und stand auf. Auf dem Wegzur Toilette hatte er Gelegenheit, den geheimnisvollen, blonden Mann näher zu mustern. Er war groß und braungebrannt und schien einen durchtrainierten Körper zu haben. Im Vorbeigehen hörte Taylor, dass er Türkisch sprach – nicht perfekt, aber auch nicht schlecht. Beim Reden gestikulierte er heftig, was Taylor an einen jener aalglatten, jungen Prediger erinnerte, die man zu Hause in Amerika immer sonntags kurz vor den Footballspielen im Fernsehen sah. Taylor ging auf die Toilette und kehrte zu seinem Tisch zurück, ohne den Türkisch sprechenden Amerikaner eines weiteren Blickes zu würdigen. Er musste unbedingt mehr über ihn erfahren, durfte ihn aber nicht misstrauisch machen.
    «Georgie», sagte er und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. «Sei doch so nett und kundschafte was für mich aus. Ich möchte wissen, wer der Bursche da drüben ist.»
    «Und als was soll ich mich ausgeben?»
    «Du bist ein amerikanischer Geschäftsmann mit Sitz in Athen.» George nickte, stand auf und ging, grinsend wie ein Honigkuchenpferd, auf den Tisch des Blonden zu.
    «Hey, Arschloch!», rief er auf Englisch, und der Mann fuhr herum.
    «Wen nennen Sie denn hier Arschloch?», fragte er.
    George grinste noch breiter. «Tut mir leid, Sportsfreund. Ich wollte nur wissen, ob Sie auch Amerikaner sind.»
    «Nordamerikaner», antwortete der Blonde.
    «Soll heißen?»
    «Dass ich Kanadier bin.»
    «Ach was. Ist ja der Hammer.»
    «Und wer zum Teufel sind Sie?»
    «Nur die Ruhe. Ich heiße Henry. Bin gerade aus Athen angekommen.» George streckte dem Mann eine fleischige Handhin und wartete darauf, dass auch er sich vorstellte. Doch der Fremde schwieg.
    «Sind Sie auf Urlaub hier?», fragte George mit der penetranten Freundlichkeit, wie sie nur amerikanische Touristen zustande bringen.
    «Ich arbeite hier.»
    «Sieh mal einer an. Was machen Sie denn so? Ich bin im Im- und Export tätig. Elektronik aus Korea.»
    «Ich mache Filme», sagte der junge Mann und drehte sich mit einem entschuldigenden Blick zu seinen beiden

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