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Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Titel: Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz , Kai Schreiber
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Schwangerschaft wahrscheinlicher machen, die Durchsetzungsfähigkeit der Mutter, die ihren Kindern dadurch weniger Ressourcen sichern kann. Beide evolutionäre Strategien hätten dann je nach den Lebensumständen der Frau ihre Vor- und Nachteile. Man müsste sich die Mühe machen, ein paar Jahrzehnte abzuwarten und dann nachzuzählen, wie viele Kinder die Frauen aus Jasieńskas Studie tatsächlich bekommen und ins fortpflanzungsfähige Alter befördert haben. Bis dahin ist die Frage, ob Frauen mit größeren Brüsten sich erfolgreicher fortpflanzen, weiterhin offen.
    Eins der Probleme, vor denen man bei allen Theorien steht, die nicht nur Mutmaßen, sondern auch Nachmessen erfordern, ist nebenbei ein ganz praktisches oder vielmehr unpraktisches: In jeder Studie kommen andere Verfahren zur Brustgrößenmessung zum Einsatz, und keines davon liefert eindeutige Ergebnisse. Am einfachsten ist es natürlich, Frauen nach ihrer Körbchengröße zu befragen und auf ehrliche Auskünfte zu hoffen. Aber Körbchengrößen unterscheiden sich je nach Land und Hersteller, fast alle Frauen tragen BHs der falschen Größe, und große oder dicke Frauen haben im Durchschnitt größere Brüste als kleine oder dünne, ohne dass man daraus irgendetwas über das Verhältnis ihrer Brustgröße zur übrigen Körpergröße ablesen könnte. Diese Probleme kann man vermeiden, indem man das Verhältnis des Brustumfangs über der Brust zum Brustumfang unter der Brust misst, aber dann stellt sich wiederum die Frage, wo man das Maßband anlegen soll: Das Volumen großer Brüste ist mit diesem Verfahren nicht gut zu erfassen.
    Vor der Frage, warum Frauen Brüste haben, müsste also eigentlich die Frage geklärt werden, wie man aus der Vielzahl der Hypothesen – aus der wir hier nur einen kleinen, ähem, Ausschnitt zeigen konnten – die aussichtsreicheren herausgreifen und überprüfen könnte. Nach der Einführung einer halbwegs standardisierten Messmethode müsste jemand bessere Daten darüber zusammentragen, ob sich Männer wirklich überall auf der Welt gleichermaßen für Brüste interessieren und, wenn ja, ob sie dabei ähnliche Proportionen schätzen. Dass hier noch Bedarf besteht, zeigt sich daran, dass die meisten Veröffentlichungen auf eine einzige Arbeit aus den 1950er Jahren zurückgreifen. Bis das geklärt ist, besteht die Möglichkeit, dass männliche Brustbegeisterung ein zwar weitverbreitetes, aber kulturell bedingtes Phänomen darstellt. Solange diese ganze Forschungsarbeit noch unerledigt ist, müssen wir uns mit der Nullhypothese begnügen, dass Brüste keinen besonderen Zweck haben, sondern einfach da sind. Viele sind auch damit schon ganz zufrieden.

[zur Inhaltsübersicht]
    Dunkle Energie
    The universe is a big place, perhaps the biggest.
    Kurt Vonnegut
    «Irgendwie dunkel», titelte die Zeit im Jahr 2001 anlässlich einer Konferenz in Baltimore, die «The Dark Universe» hieß. Das Universum dunkel zu nennen, kommt einem beim Betrachten des Nachthimmels zunächst nicht so überraschend vor. Zwischen den ganzen leuchtenden Sternen und Galaxien stellt man sich das Universum wie eine große Leere vor, und wo nichts ist, kann man auch nichts sehen, folglich ist es dunkel, ein bestechendes Argument. Aber leider falsch, sowohl am Anfang als auch am Ende.
    Zum einen ist das Universum keineswegs an allen Stellen, wo nichts leuchtet, wirklich leer. Es beherbergt sogenannte Dunkle Materie, die sich durch die von ihr hervorgerufene Schwerkraft zu erkennen gibt, aber nicht sichtbar ist. Es gibt sehr viel davon, etwa fünfmal so viel wie sichtbare Materie, und bis heute wissen wir nicht, was Dunkle Materie sein soll, weshalb das Thema auch im «Lexikon des Unwissens» auftaucht. Zum anderen sind selbst die Stellen, an denen es weder leuchtende noch dunkle Materie gibt, nicht wirklich leer. Wenn man alles wegnimmt, dann bleibt immer noch etwas übrig, das man Dunkle Energie nennt. Dunkel, weil man es nicht sehen kann und weil man keine Ahnung hat, was es sein soll.
    Die offensichtliche Frage: Wenn dieses Zeug unsichtbar und nach irdischen Kriterien nichts ist, woher wissen wir dann von seiner Existenz? Eine Frage, die auch im Kapitel →Loch eine Rolle spielt, aber dieses Mal ist die Antwort eine ganz andere: weil Dunkle Energie die Expansion des Universums beschleunigt. Sowenig wir über den Inhalt des Universums wissen, in einer Sache sind sich die allermeisten Experten einig: Es expandiert. Wir wissen das, weil das Licht von weit

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