Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das neue Philosophenportal

Das neue Philosophenportal

Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
Vom Netzwerk:
diplomatischen Missionen engagiert. Die Einnahmen daraus ermöglichten es Hume, in der Zeit, die ihm verblieb,
     sorgenfrei zu arbeiten.
    Bereits 1748 hatte Hume sein zweites großes philosophisches Werk fertiggestellt, das zunächst unter dem Titel
Philosophische Essays über den menschlichen Verstand
erschien. Das neue Buch war jedoch kein reines Remake des
Traktats
. Es war wesentlich kürzer und hatte sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein verändertes Gesicht. Den erkenntnistheoretischen
     Teil des
Traktats
löste Hume in sieben Essays auf. Aus dem moralphilosophischen Themenkreis übernahm er sehr wenig, so z.   B. einen Essay über das Problem der Willensfreiheit. Daneben enthielt der Band vor allem religionsphilosophische Überlegungen,
     darunter den neu aufgenommenen Essay »Über Wunder«. Der thematische Schwerpunkt der neuen Schrift lag nun eindeutig in der
     Erkenntnistheorie und der Religionskritik. Seine Überlegungen zur Moralphilosophie sollte Hume einige Jahre später in seiner
Untersuchung über die Prinzipien der Moral
noch einmal neu formulieren.
    Die später
Untersuchung über den menschlichen Verstand
genannten
Philosophischen Essays
vertreten weiterhin einen Skeptizismus, der aber frei ist von dem melancholischen und pessimistischen Ton, den er am Ende
     des
Traktats
angeschlagen hatte. Hume grenzt seinen »gemäßigten« Skeptizismus von dem »pyrrhonischen« Skeptizismus ab, der von der antiken
     Philosophenschule der Skeptiker unter ihrem Gründer Pyrrhon vertreten worden war. Während dieser eine generelle Urteilsenthaltung
     in allen philosophischen Streitfragen forderte, verlangt Hume lediglich, sich am gesunden Menschenverstand zu orientieren
     und auf endgültige Sicherheiten zu verzichten.
    Hume strebt einen Mittelweg an zwischen einer »leichten« Philosophie, die sich eng an Alltagsbeobachtungen anlehnt und unser
     Verhalten beeinflussen will, und einer »abstrakten« und »tiefsinnigen« Philosophie, deren Ziel es ist, die letzten Prinzipien
     unserer Verstandeserkenntnis und unserer Moralvorstellungen zu ergründen. Hume will die Kluft zwischen einer lebenspraktisch
     und einer metaphysisch orientierten Philosophie schließen, indem er durch eine gründliche Untersuchung der Wirkungsweise des
     menschlichen Geistes die Metaphysik vom Gestrüpp einer unbegründbaren Spekulation befreit und gleichzeitig den Bezug zum Alltagsleben
     im Auge behält. Es ist die Absage an eine akademische Philosophie, die den Kontakt zu den Erfahrungen der Menschen verloren
     hat. Nicht nur deswegen sind Humes Ziele die des Aufklärers, der »Tiefe der Forschung« mit »Klarheit« verbinden will und dem
     es darum geht, »jene unzugängliche Philosophie und das metaphysische Kauderwelsch zu zerstören, welches, vermischt mit dem
     Volksaberglauben, dieselbe für sorglose Denker gewissermaßen undurchdringlich macht und ihr das Ansehen von Wissenschaft und
     Weisheit verleiht«.
    Humes Erkenntnistheorie kann als radikale Konsequenz aus dem Empirismus seiner Vorgänger Locke und Berkeley verstanden werden.
     Locke war davon ausgegangen, dass das menschliche Bewusstsein eine »tabula rasa«, also ein leeres Blatt, ist, das erst durch
     äußere und innere Wahrnehmungen beschrieben wird, aus denen wirunterschiedlich komplexe Vorstellungsinhalte gewinnen. Erkenntnis entsteht nach Locke durch ein induktives Vorgehen, d.   h., indem ich viele Einzelbeobachtungen zu einer allgemeinen Aussage zusammenfasse.
    Locke glaubte, dass nicht nur Aussagen über unsere Wahrnehmungen, sondern auch verlässliche Aussagen über die Außenwelt als
     die Ursache unserer Wahrnehmungen möglich sind. So nahm er an, dass uns über die Sinne bestimmte »primäre Qualitäten« von
     Dingen übermittelt werden, z.   B.   Ausdehnung, Bewegung oder Ruhe.
    Berkeley zerstörte diese Verbindung, die Locke zwischen Bewusstsein und Außenwelt gelassen hatte. Das, was wir Wirklichkeit
     nennen, setzt sich für ihn ausschließlich aus den Vorstellungsinhalten zusammen, die wir aus der sinnlichen Erfahrung gewinnen.
     Seine Grundthese lautet: »Esse est percepi« – »Sein ist Wahrgenommenwerden«. Die Welt des Menschen ist auf das beschränkt,
     was ihm sein Bewusstsein zugänglich macht. Mehr noch: Berkeley bestreitet die Existenz einer Außenwelt. Die Einheit und Konstanz
     der Wahrnehmungen, die wir empfangen, wird nicht durch eine außer uns liegende materielle Welt, sondern durch Gott verbürgt,
     der unsere Wahrnehmungen

Weitere Kostenlose Bücher