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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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Touristenattraktionen besucht. In San Francisco gibt’s so was wie Vorstadt nur, wenn man eine der großen Brücken überquert. Berkeley war nett. Aber die Bay Bridge ist nichts im Vergleich zur Golden Gate. Jedes Mal wenn ich da drüberfahre, verschlägt es mir den Atem. Deshalb leben wir in Marin County in einem Baumhaus. (Beachte, wie geschickt ich das Gespräch wieder auf mein Leben zurückgebracht habe.)«
    Darrell: » Nur gut, dass ich nicht über meines reden will.«
    Lady Mo: » Bloß weil du schon einen Ehemann verloren hast, musst du nicht gleich einen zweiten verlieren.«
    Darrell: » Das klingt ja, als ginge es um Sonnenbrillen! Glaubst du etwa, davor hätte ich Angst? Weil Tom tot ist, könnte Anselo auch sterben?«
    Lady Mo: » Entweder das oder du bist dir nicht sicher, ob er der Richtige ist.«
    Darrell: » Na großartig. Vielen Dank. Sehr tröstlich.«
    Lady Mo: » Tja, du kennst mich: Wenn ich schlechte Laune habe, sehe ich nicht ein, warum es anderen besser gehen sollte.«

5
    Mo schob Rosie in eine bequemere Position auf ihrer Hüfte und reckte den Hals, damit ihre Tochter mit ihren flinken Affenpfötchen nicht an den Telefonhörer kam.
    » Virginia, es passt jetzt gerade nicht.«
    Sie sagte es ohne große Hoffnung, ihre Schwiegermutter von ihrem Vorhaben abzubringen. Selbst wenn Mo gerade dabei wäre, ein Feuer zu bekämpfen oder eine Horde Ninjas abzuwehren, würde Virginia immer noch erwarten, dass man ihr zuhörte.
    » Chad ruft nicht zurück«, setzte Virginia an. » Ich habe mehrere Nachrichten hinterlassen.«
    Das konnte Mo sich vorstellen. Ebenso, dass Chad besagte Nachrichten ungehört löschte. Früher hätte sie das niemals für möglich gehalten. Bis vor Kurzem hätte Chad immer auf die Nachrichten seiner Mutter reagiert, es sei denn, er hätte einen sehr guten Grund gehabt, es nicht zu tun. Und da für Virginia nur Bewusstlosigkeit oder Tod gute Gründe waren, hatte Chad während Meetings mit wichtigen Kunden mit seiner Mutter telefoniert, auf dem Golfplatz vor dem entscheidenden Putten und sogar– bis Mo ihren Standpunkt unmissverständlich deutlich gemacht hatte– während er und seine Frau Sex hatten.
    Inzwischen schien Chads Trennung von Charlotte über den rein räumlichen Aspekt hinauszugehen. Mo hatte Lowell und Virginia vorgeschlagen, sich Skype anzuschaffen. Virginia fand jegliche Kommunikation mit Hilfe neuer Technologien jedoch beunruhigend, weil sie nicht wusste, welche Etikette man dort zu beachten hatte. Vor allem hasste sie es, wenn Mo ihr eine E-Mail über ihre Adresse LadyMoShoSugar mailte (die Mo nur zu dem einzigen Zweck erfunden hatte, Virginia auf die Palme zu bringen, weil sie wusste, dass ihre Schwiegermutter 1. allergisch gegen alles war, das auch nur entfernt nach Rap klang, und 2. von Mo erwartete, dass sie in der Öffentlichkeit nur unter Mrs. Chad Lawrence firmierte). Lowell hingegen war dafür gewesen, weil ihn die Aussicht entzückte, die ganze Familie sprechen und sehen zu können. Bislang hatte Chad sich allerdings geweigert, an den zweimal wöchentlich stattfindenden Skype-Treffen mit Mo, Harry und Rosie auf der einen Seite und Gin-Gin und Grandpa Lowell auf der anderen Seite teilzunehmen. Stattdessen beschränkte er seinen Kontakt auf einen sonntagabendlichen Anruf. Wenn Virginia sich gezwungen sah, Mo anzurufen, lag das wohl daran, dass er mehr dieser Anrufe ausfallen ließ, als Mo mitbekam.
    » Chad hat wirklich viel zu tun.« Da Rosie anfing, sich zu winden, ließ Mo sie zur Ablenkung auf ihrer Hüfte hüpfen. » Der neue Job ist ziemlich anstrengend.«
    Sie sagte nicht Und ich komme um vor Einsamkeit und Langeweile. Mo wusste, dass Virginia ihr gesamtes Leben ihren Eltern, ihrem Mann und der Gesellschaft gewidmet hatte. Auf die Idee, sich eine eigene Identität, ein eigenes Leben aufzubauen, war sie nie gekommen. Wenn Mo einsam und gelangweilt war, lag das daran, dass sie ihre Bedürfnisse an erste Stelle rückte, was Virginia genauso abscheulich fand wie bauchfreie Oberteile oder weiße Schuhe nach dem Labour Day.
    » Sein Vater hat in drei Wochen Geburtstag«, sagte Virginia. » Bis jetzt habe ich noch keinerlei Zusage, dass ihr für die Feier nach Hause kommt. Ich kann die Caterer einfach nicht länger vertrösten.«
    Mo verspürte einen Anflug von Ärger, und zwar nicht auf die Caterer sondern auf Chad. Die goldgeprägte Einladung stand deutlich sichtbar an die Obstschale auf dem Küchentisch gelehnt. Chad hatte sie jetzt seit einer Woche

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