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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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Sîfrit zurück, ohne die Bedrohung seiner Freunde gerächt zu haben! Die Burgunden konnten ihnkaum zur Umkehr bringen. Er ritt zu Gunther, und der König begann ihm für seine Bereitwilligkeit zu danken. »Ihr habt mein Vertrauen vor allen meinen Freunden. Da wir nun von dem Kriegszug erlöst sind, will ich zur Jagd auf Bären und Wildschweine in den Vogesenwald reiten.« Das hatte Hagen ihm vorgeschlagen. »Allen meinen Gästen soll bekanntgemacht werden, daß wir früh am Morgen aufbrechen, damit sich die vorbereiten, die mit uns wollen. Wenn aber einer bei den Frauen hierbleiben will, ist mir auch das lieb.« Sîfrit sagte: »Ich will gern mitkommen auf die Jagd. Leiht mir nur einen Jäger und einige Spürhunde.« – »Wollt Ihr nur einen nehmen?« fragte der König. »Wenn Ihr wollt, leihe ich Euch vier, die den Wald und alle Wildwechsel kennen. Sie werden Euch nicht irreführen.« Sîfrit ritt zu seiner Frau. Hagen erklärte dem König, wie er ihn überwältigen wolle.

16 . WIE SÎFRIT ERSCHLAGEN WURDE
    Hagen und Gunther ließen die verräterische Pirsch in den Wald verkünden; sie wollten Wildschweine, Bären und Wisente jagen: Gibt es eine kühnere Jagd? Mit ihnen ritt Sîfrit, der voller Vorfreude war. Er verlor sein Leben an einer Quelle: So hatte es Prünhilt vorgeschlagen.
    Die Jagdausrüstung war auf die Saumtiere verladen, sie wollten über den Rhein setzen. Sîfrit ging zu Kriemhilt und küßte sie zum Abschied. »Gott gebe es, daß wir uns gesund wiedersehen. Unterhalte dich inzwischen mit unseren Verwandten. Ich mag nicht hierbleiben.« Ihr war ängstlich zumute. Sie dachte an das Geheimnis, das sie Hagen anvertraut hatte. Sie wagte es Sîfrit nicht einzugestehen und weinte sehr. »Geht nicht auf die Jagd«, sagte sie. »Ichhabe einen schlimmen Traum gehabt heute nacht. Zwei wütende Eber jagten Euch über die Heide, und alle Blumen wurden rot. Nun weine ich vor Angst. Ich fürchte viele Anschläge. Vielleicht haben wir jemand gekränkt und uns Haß zugezogen. Im Ernst bitte ich Euch: bleibt doch.« Er versprach ihr, nach wenigen Tagen zurückzukommen. »Ich kenne hier niemanden, der mir schlecht gesinnt wäre. Alle deine Verwandten lieben mich, und ich habe es auch nicht anders um sie verdient.« – »Nein, nein, Sîfrit, ich fürchte deinen Tod. Ich habe geträumt, daß über dir zwei Berge zusammenstürzten, und ich konnte dich nicht mehr sehen. Mein Herz ist unglücklich, wenn du wegreitest.« Er umarmte sie und küßte sie lange. Sie hat ihn nicht lebend wiedergesehen.
    Sie ritten tief in den Wald zur Jagd. Eine Menge Ritter waren in Gunthers Gefolge, aber Gêrnôt und Gîselher waren in Worms geblieben. Viele beladene Pferde wurden über den Rhein gesetzt, die Brot und Wein, das Fleisch und die Fische für die Jäger trugen und anderen Vorrat, über den ein König reichlich verfügt. Sie ließen das Lager im Wald in der Nähe der Wildwechsel aufschlagen. Sie wollten auf einer breiten Insel jagen. Dort wurde dem König gemeldet, daß Sîfrit angekommen sei. Sie begaben sich in allen Richtungen auf den Anstand. »Wer soll uns in den Wald zu den Wildplätzen führen?« fragte Sîfrit. »Wollen wir uns nicht trennen, bevor wir anfangen?« schlug Hagen vor. »Dann können wir sehen, wer der beste Jäger ist. Wir teilen die Leute und die Meute, dann mag sich jeder dahin wenden, wohin er gern möchte. Wer die meiste Jagdbeute hat, soll gefeiert werden.« Sie blieben nun nicht mehr lange zusammen. »Ich will nur einen Hund haben«, sagte Sîfrit. »Er muß aber so scharf sein, daß er die Fährte aufspürt.« Ein alter Jäger brachte ihn mit einem guten Spürhund inkurzer Zeit an eine wildreiche Stelle. Sie erlegten alle Tiere, die sie aufscheuchten. Was immer der Hund aufstöberte, schlug Sîfrit tot; sein Pferd war so schnell, daß ihm nichts entkommen konnte. Allen war er voraus, denn er beherrschte alle Künste. Er erlegte als erster ein Tier, ein junges Schwein, dann traf er auf einen mächtigen Löwen. Der Hund trieb ihn auf, und er erlegte ihn mit einem scharfen Pfeil. Der Löwe tat nur noch drei Sprünge. Die Jäger gaben ihren Beifall. Bald danach erlegte er ein Wisenttier und einen Elch, vier starke Auerochsen und einen grimmigen Hirsch. Der Hund fand einen großen Eber, der zu fliehen versuchte, aber der erfolgreiche Jäger blieb ihm auf der Spur. Der Eber nahm ihn wütend an, und Sîfrit erschlug ihn mit dem Schwert, was anderen Jägern nicht so leicht gelungen wäre; dann fing man den

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